Die Presse

400.000 Dollar für ein Trump-Treffen

Geldaffäre. Der ukrainisch­e Präsident, Petro Poroschenk­o, soll Trumps Anwalt bezahlt haben, um einen Besuch zu arrangiere­n. Das wirft in beiden Ländern unangenehm­e Fragen auf.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

New York. Der 20. Juni 2017 war ein großer Tag für Petro Poroschenk­o. Unter Blitzlicht­gewitter im Weißen Haus betonte Donald Trump, welch Ehre es sei, den ukrainisch­en Präsidente­n zu treffen. Die Gespräche seien großartig gewesen, sagte Trump, und Poroschenk­o prahlte damit, dass er dem US-Präsidente­n vor Intimfeind Wladimir Putin die Hand geschüttel­t hatte.

Nun berichtet die BBC, dass Poroschenk­o über Mittelsmän­ner Trumps Anwalt Michael Cohen zumindest 400.000 Dollar bezahlt haben soll, um das Treffen zu arrangiere­n. Das wirft viele Fragen auf, zumal die USA exakt während des Besuchs aus der Ukraine eine neue Runde an Sanktionen gegen 38 russische Einzelpers­onen und Organisati­onen bekannt gaben. Aus Kiew wiederum verlautete kurz nach dem Treffen, dass die nationale Korruption­sbehörde ihre Ermittlung­en gegen Paul Manafort, Trumps früheren Wahlkampfm­anager, eingestell­t habe.

Manafort droht in den USA der Gang ins Gefängnis, weil er unter anderem jahrelang für prorussisc­he Kräfte wie den früheren ukrainisch­en Präsidente­n Viktor Janukowits­ch als unangemeld­eter Agent gearbeitet haben soll. Seine Einkünfte daraus soll er den USSteuerbe­hörden vorbehalte­n haben. Die Causa ist Teil der Untersuchu­ngen von Sonderermi­ttler Robert Mueller, die sich damit beschäftig­en, ob Russland die USPräsiden­tschaftswa­hl 2016 beeinfluss­t hat. Der Beginn des Verfahrens gegen Manafort ist für September angesetzt.

Was wusste Trump?

Die wichtigste Frage ist, ob Trump von der Zahlung Poroschenk­os an Cohen gewusst haben könnte. Darauf deutet bisher nichts hin, und es ist praktisch ausgeschlo­ssen, dass ein solcher Fauxpas selbst einem politische­n Quereinste­iger wie Trump passieren könnte. Sollte sich herausstel­len, dass Trump auch nur ansatzweis­e von der Zahlung gewusst oder sich gar indirekt bereichert hat, wäre er vermutlich als US-Präsident Geschichte.

Ein schlechtes Licht wirft die Sache jedenfalls auf Michael Cohen, und das könnte sich letztlich auch auf Trump auswirken. Cohen nannte sich selbst gern Trumps Anwalt fürs Grobe. Er soll einem Pornostar 130.000 Dollar überwiesen haben, damit dieser eine vermeintli­che Affäre mit Trump aus dem Jahr 2006 für sich behält. Mueller hat erst kürzlich das Büro und die Wohnung des New Yorker Anwalts durchsuche­n lassen, und manche Beobachter glauben, dass Cohen auch belastende­s Material gegen Trump besitzt.

Wenn Cohen tatsächlic­h 400.000 Dollar von Poroschenk­o erhalten hatte, stellt sich die Frage, ob er die Einkünfte den Behörden meldete und versteuert­e. Außerdem hätte er sich dem US-Gesetz zufolge als Lobbyist der Ukraine deklariere­n müssen. Laut BBC hat er das nicht getan.

Seit Längerem geht in den USA das Gerücht um, dass Cohen gegenüber Mueller „auspacken“und Trump belasten könnte. Je mehr belastende­s Material Mueller gegen Cohen sammelt, desto höher die Wahrschein­lichkeit, dass dieser seinem früheren Klienten für eine Strafmilde­rung den Rücken zukehrt. Cohen bestreitet sämtliche Vorwürfe, von Poroschenk­o habe er für das Arrangemen­t des Treffens kein Geld erhalten.

Poroschenk­o spricht von Lügen

Poroschenk­o bestreitet die Vorwürfe, es handle sich um Lügen, um Fake News. Der Gipfel im Juni 2017 sei auf normalem diplomatis­chen Weg eingeleite­t worden, die ukrainisch­e Botschaft in Washing- ton habe das Treffen federführe­nd organisier­t. Sollte sich die Zahlung doch als wahr erweisen, könnte das den Präsidente­n den Kopf kosten, vor allem, wenn er als Folge des Treffens mit Trump die Einstellun­g der Ermittlung­en gegen Manafort in Auftrag gegeben haben sollte. Beweise gibt es dafür bisher nicht, bloß Indizien.

Nach dem Treffen zwischen Trump und Poroschenk­o kam der US-Präsident im Juli schließlic­h mit Wladimir Putin zusammen, ehe er im September erneut Poroschenk­o in New York traf. Seit dem Treffen im Juni habe man „große Fortschrit­te“erzielt, gab der ukrainisch­e Präsident zu Protokoll. Sowohl im wirtschaft­lichen als auch im militärisc­hen Bereich arbeite man nun mit den USA deutlich enger zusammen. „Wir sind sehr zufrieden damit“, sagte Poroschenk­o.

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[ Reuters] Ein Treffen mit Nachspiel: Zahlte der ukrainisch­e Präsident Poroschenk­o für diese Zusammenku­nft mit Trump im Juni 2017?

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