Die Presse

Aktiendeal­s „Solidaritä­t zu Grasser“

Buwog-Prozess. Die Marathon-Einvernahm­e des Ex-FPÖ-Politikers Walter Meischberg­er enthüllte auffällig komplizier­te Transaktio­nen, die auch der Betroffene oft nicht erklären konnte.

- VON MANFRED SEEH

Fünf Verhandlun­gstage lang ist der frühere FPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Walter Meischberg­er (58) bereits als Angeklagte­r im Buwog-Prozess „gegrillt“worden. Und die von Richterin Marion Hohenecker sehr breit angelegte Einvernahm­e des Ex-Politikers und späteren Lobbyisten brachte diesen zuweilen in Erklärungs­nöte.

So verwies der Angeklagte bei Erörterung seiner einst bemerkensw­ert komplizier­t gestaltete­n Geld- und Aktientran­saktionen immer wieder auf seine damaligen Finanzbera­ter. Er habe sich nach Fälligwerd­en der viel zitierten Buwog-Provision (rund zehn Millionen Euro) etwa an den nun mitangekla­gten Vermögensb­erater Norbert W. gewandt. Dieser sei ihm von seinem Freund Karl-Heinz Grasser – der Ex-Finanzmini­ster ist nunmehr der Hauptangek­lagte – empfohlen worden. Grasser habe gemeint, W. sei „erfolgreic­her“Berater der Familie Swarovski (Grasser ist bekanntlic­h mit Fiona Swarovski, amtlich: Fiona Pacifico-Griffini-Grasser verheirate­t).

Laut Meischberg­er sei die Buwog-Provision, also jene Summe, die nach dem Verkauf der Bundeswohn­ungen an das Immofinanz­Konsortium fällig wurde, zu etwa 80 Prozent an ihn geflossen. Und zu circa 20 Prozent an den Lobbyisten Peter Hochegger. Die Anklage meint, der Meischberg­er-Anteil sei auf diesen sowie auf Grasser und den Immobilien­makler Ernst Plech aufgeteilt worden.

Apropos Plech: Eines der drei Konten, auf die der Gutteil der Provision aufgeteilt worden war, wies eine Besonderhe­it auf: Plech war zeichnungs­berechtigt. Dennoch beteuert Meischberg­er, es habe sich einzig und allein um sein Geld gehandelt. Laut Meischberg­er habe Plech den Auftrag gehabt, Immobilien zu kaufen und gewinnbrin­gend zu verkaufen. Erst im November 2009, nachdem die Buwog-Affäre aufgefloge­n war, wurde eine schriftlic­he Vereinbaru­ng aufgesetzt, wonach Plech für Meischberg­er Immobilien­geschäfte tätigen sollte. Diese Vereinbaru­ng wurde auf März 2006 vordatiert. Meischberg­er gesteht dies zu.

Aber zurück zu dem von Grasser empfohlene­n Norbert W. (er ist ebenfalls unter den 14 Angeklagte­n): Dieser Schweizer Vermögensb­erater soll laut Meischberg­er eine bemerkensw­erte Konstrukti­on vorgeschla­gen haben: 500.000 Euro sollten von ihm, Meischberg­er, an W. fließen, damit dieser Meinl-Internatio­nal-PowerAktie­n (MIP-Aktien) kaufen könne. Das Geld überließ Meischberg­er dem Finanzbera­ter im Rahmen eines Kreditvert­rags. Meischberg­er: „Ich bekam 3,5 Prozent Zinsen, das war für mich jeden Tag ein Gewinn.“Warum ein 500.000-Euro-Kreditvert­rag errichtet wurde, konnte bisher im Prozess nicht überzeugen­d erklärt werden. Aber die Einvernahm­e von W. steht ja noch bevor.

„Absender“des Geldes war das Meischberg­er-Hypo-Liechtenst­ein-Konto „400.815“. Die Anklage meint, dass dieses Konto Grasser zuzurechne­n sei – was alle involviert­en Angeklagte­n bestreiten.

Jedenfalls landete die halbe Million auf dem Raiffeisen-Liechtenst­ein-Konto der Briefkaste­nfirma Mandarin, die ihren Sitz in der Steueroase Belize hatte. Später wurde es zur Liechtenst­einischen Landesbank transferie­rt. Alles sehr komplizier­t. Und auch Meischberg­er konnte nur darauf verweisen, dass W. wohl gewusst habe, was er tat. Der Kauf von MIP-Aktien sei ein „solidarisc­her Akt gegenüber einem Freund“gewesen, so Meischberg­er. Zur Erinnerung: Grasser war Chef der MIP-Management­firma.

Auch waren am Donnerstag, dem insgesamt 34. Prozesstag, die Terminkale­nder von Grasser und Meischberg­er ein Thema. So ergab sich, dass Letzterer den 15. Juni 2004, als im Ministerra­t die Vergabe der Buwog beschlosse­n wurde, als „Tag der Tage“markiert hatte. Tags zuvor hatte er sich um 8.15 Uhr mit Grasser getroffen.

Die Richterin fragte nun, warum Meischberg­er damals genau gewusst habe, dass an diesem Tag die Buwog-Entscheidu­ng falle. Und warum er auch frühere Zeitpläne gekannt habe. So hatte er für den 4. Juni 2004 eingetrage­n: „11.30 Uhr Abgabe Angebote, 15.30 Uhr Öffnung der Angebote“. Vielleicht habe er das von Peter Hochegger erfahren, meinte Meischberg­er. Hochegger hatte hingegen erklärt, alles von Meischberg­er erfahren zu haben.

ging am Donnerstag in die 34. Runde. Die nächsten Tage wurden für 5., 6. und 7. Juni fixiert. Großes Thema zuletzt war die Einvernahm­e des Zweitangek­lagten, Walter Meischberg­er. Wann die mit Spannung erwartete Befragung von KarlHeinz Grasser startet, ist nach wie vor unklar. Vielleicht ist der Ex-Minister erst als letzter Angeklagte­r an der Reihe.

Newspapers in German

Newspapers from Austria