Getestet, aber nicht zu haben: Modellausfall durch WLTP
Technik. Der WLTP-Zyklus soll Verbrauchs- und Emissionswerte in Zukunft realistischer abbilden. Mit Folgen für die Produktion da und dort.
Unlängst war der Golf GTE im „Presse“-Test zu Gast, und der Plug-in-Hybride entfachte prompt Leserinteresse. Doch beim VWHändler hieß es: Das Auto ist gar nicht zu haben. Es gibt auch keine aktuelle Preisliste im Internet. Warum werden Autos getestet, die man gar nicht kaufen kann?
Der Grund liegt erstens in der Umstellung vom NEFZ- auf den WLTP-Zyklus mit Stichtag 1. 9. 2018, bei dem die Emissionen der Fahrzeuge realitätsnäher gemessen werden – und zweitens an einem unglücklichen Timing, bei dem ein Modell zum Testeinsatz kam, das produktionsseitig aus diesem Grund für einige Monate aus dem Verkehr gezogen ist. So heißt es vom Importeur, der Salzburger Porsche-Holding: „Aufgrund der Umstellung auf WLTP gibt es beim Golf GTE derzeit eine etwas längere Produktionspause. Nach aktuellem Stand soll die Produktion in KW 25/19 wieder einsetzen.“
Das wäre ein Ausfall von gut einem Jahr. Es käme darauf an, wann die Freigaben erfolgen, heißt es weiter, diese könnte durchaus auch früher kommen als angegeben.
Das Thema WLTP betrifft allerdings nicht nur Volkswagen, sondern viele Hersteller. BMW hat eine ganze Reihe von Benzinmodellen mit vier und acht Zylindern auslaufen lassen beziehungsweise vorzeitig vom Markt genommen, sie werden erst zum Anlass eines Facelifts wieder ins Programm genommen. Dahinter stecken Umstellungen, die für den WLTP-Zyklus notwendig sind, etwa die Ausrüstung von Benzinern mit Partikelfiltern. Den Aufwand tut man sich nicht bei allen Modellen an, so ist der M3 in Standardausführung derzeit nicht zu haben.
Hersteller wie Mercedes wollen bis September alle Preislisten auf WLTP-Stand gebracht haben. Für den Kunden ergibt sich daraus unter anderem eine geringere Differenz zwischen den angegebenen und tatsächlichen Verbrauchswerten. Aber auch Mehrbelastungen sind absehbar. Denn nach der Schonfrist bis 2020, bei der weiterhin der CO2-Ausstoß nach dem etwas blauäugigen NEFZ berechnet wird, schlagen die erwartbar gestiegenen Verbrauchswerte durch den höheren Steueranteil dann auch beim Kaufpreis voll durch. (tiv)