Die Presse

Brüssel verschont Gazprom

Nach sieben Jahren endet das Verfahren wegen Marktmissb­rauchs ohne Strafe.

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Eines der politisch brisantest­en EU-Verfahren wegen Marktmissb­rauchs endete am Donnerstag fürs Erste ohne Geldbuße für das beschuldig­te Unternehme­n. Die Europäisch­e Kommission erlegte dem russischen Staatskonz­ern Gazprom eine Reihe von Bedingunge­n auf, um die Gaspreise in acht früheren Satelliten­staaten der UdSSR, die heute Unionsmitg­lieder sind, zu senken. Die Kunden von Gazprom (sowohl Industrieu­nternehmen als auch Versorger für Privatverb­raucher) haben kraft dieser Brüsseler Entscheidu­ng einen Rechtsansp­ruch gegenüber Gazprom, Erdgas zum Preis in den Niederland­en und Deutschlan­d zu beziehen. In Westeuropa wird der Gaspreis, anders als in den von Moskau diktierten langfristi­gen Abnahmever­trägen, auf dem Markt bestimmt. Er liegt folglich deutlich unter dem, was Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Slowakei Tschechien und Ungarn jahrelang an Gazprom zahlen mussten. Sollte der Konzern dieser Preissenku­ng nicht binnen vier Monaten nachkommen, entscheide­t ein Schiedsric­hter – auf Basis der Preise in Westeuropa.

„Das ist nicht das Ende dieses Falls, sondern der Beginn der Vollstreck­ung“, sagte Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager. Halte sich Gazprom nicht an diese Vorgaben, könne die Kommission Geldbußen von bis zu zehn Prozent seines Weltumsatz­es verhängen. (go)

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