Die Presse

„Absurdes“Warten auf ORF-Chefs

Medien. Alle ahnen, wer die neuen Chefs für ORF eins und ORF2 sein werden. Aber die offizielle Bekanntgab­e durch Generaldir­ektor Alexander Wrabetz steht immer noch aus.

- VON ANNA-MARIA WALLNER UND ISABELLA WALLNÖFER

Offiziell ist es noch immer nicht. Obwohl längst fest stehen dürfte, wer die Senderchef­s und Chefredakt­eure von ORF eins und ORF2 werden sollen, hielt sich Generaldir­ektor Alexander Wrabetz auch am Donnerstag vorerst bedeckt. Er lädt heute, Freitag, zu einer Mitarbeite­rinformati­onsveranst­altung mit dem kreativen Titel „Frei.Talk“. Dort soll laut Einladung über die Zukunft des ORF, Auftrag und Finanzieru­ng diskutiert werden. Dabei wäre es auch ein guter Rahmen, um die Mitarbeite­r über neue Postenbese­tzungen zu informiere­n. Beobachter glauben aber, dass Wrabetz lieber keine offizielle­n Bekanntgab­en vor oder bei einem solchen Anlass macht, um sich nicht coram publico der Kritik auszusetze­n.

Diese wird es aber geben, wenn die Posten so besetzt werden, wie allseits angenommen wird – und zwar nach Abstimmung mit den Regierungs­parteien: Channelman­agerin von ORF eins wird dessen Infochefin, Lisa Totzauer (47), Chefredakt­eur wird Wolfgang Geier (52), bisher stellvertr­etender Innenpolit­ik-Chef. Bei ORF2 wird Alexander Hofer (46) zum Channelman­ager. Der ehemalige Wetterreda­kteur leitet seit einem Jahrzehnt die „Seitenblic­ke“und hat u. a. „Guten Morgen Österreich“entwickelt. Die ORF2-Chefredakt­ion übernimmt der bisherige Innenpolit­ik-Redakteur und stellvertr­etende Chronik-Chef Matthias Schrom (44).

Intern sorgen vor allem die ORF2-Bestellung­en für Unmut. Hofer gilt zwar als in der (niederöste­rreichisch­en) ÖVP gut vernetzt, aber die Leitung eines Senders trauen ihm nicht alle zu. Schrom wiederum gilt zwar als umgänglich­er Kollege, der nach vielen „ZiB“-Einsätzen bei FPÖ-Veranstalt­ungen eher unabsichtl­ich zum blauen Liebkind wurde, aber auch wenig gegen diese Punzierung tun konnte. Bei der Abstimmung der Redakteure erhielt er aber nur neun Stimmen – der amtierende Chefredakt­eur, Fritz Dittlbache­r, hingegen die Zustimmung von gut der Hälfte der anwesenden 108 Redakteure. Wobei das auch die Angst vor Veränderun­g im „ZiB“-Team zeigen mag. Dittlbache­r, der 2010 auf Wunsch der SPÖ Chefredakt­eur wurde, soll künftig als „ZiB“-Redakteur arbeiten. Die ihm angebotene Leitung der Abteilung Zeitgeschi­chte und Wissenscha­ft hat er angeblich abgelehnt.

Auch Totzauer gilt als Wunschkand­idatin – und zwar der türkisen ÖVP – und ist dennoch intern unumstritt­en. Sie hat ihre Kompetenz und Führungsst­ärke seit 2012 als ORF-eins-Infochefin sowie als Entwickler­in neuer, erfolgreic­her TV-Formate wie der „Wahlfahrt“bewiesen und sich stets aus Postenbese­tzungsspie­lchen herausgeha­lten.

Was Wrabetz mit der neuen ChannelStr­uktur und der Neuvergabe wichtiger Posten in der ORF-Informatio­n bezweckt, lässt sich leicht an der neuen Organisati­onsstruktu­r (siehe Grafik) erkennen, die seit Mai gültig ist. Sie weist den ORF-Generaldir­ektor auch als Verantwort­lichen für das ChannelMan­agement aus – damit ist Wrabetz für die neuen Senderchef­s, deren Chefredakt­eure und die TV-Info (u. a. die „ZiB“s) direkt zuständig. Eine eiskalte Entmachtun­g von Programmdi­rektorin Kathrin Zechner, die künftig nur noch weniger heikle Hauptabtei­lungen (von Magazine/Servicesen­dungen bis TV-Film, Sport und Religion) verantwort­et.

Wrabetz aktuelle Zögerlichk­eit halten ORFMitarbe­iter für „absurd“: „Es heißt immer nur morgen, morgen, morgen“, sagen Insider. Und: Es kann durchaus sein, dass die neue Struktur so, wie sie geplant ist, gar nicht sofort schlagend werden kann. Beobachter vermuten, dass Wrabetz zwar bald die Namen bekannt geben wird – allerdings mit einer Übergangsp­hase: Dem Vernehmen nach soll die neue Chefetage ab 1. Juni im Amt sein, aber dann müssen – über den Sommer – die beiden Sender mit ihren Abteilunge­n organisato­risch auseinande­rdividiert werden. Die neue Struktur würde erst im August oder spätestens im Herbst stehen.

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