Die Presse

Champions League: Finale 2020 in Wien

Champions League. Real Madrid spielt gegen Liverpool um den dritten Titel in Folge. Routine und Statistik sprechen für die Spanier, die unter Erfolgstra­iner Zidane unberechen­bar auftreten.

- VON SENTA WINTNER

Fußball. Das Finale der Frauenfußb­all-Champions-League findet 2020 in der Wiener Generali-Arena statt. Das Finale der Männer 2020 wurde an das Atatürk-Olympiasta­dion in Istanbul vergeben.

Kiew/Wien. Die Königsklas­se und die „Königliche­n“, das passt nicht nur des Namens wegen zusammen. Real Madrid spielt am Samstag (20.45 Uhr, live auf ORF eins, ZDF, Sky) in Kiew gegen Liverpool um den dritten Champions-LeagueSieg in Folge. Die Spanier haben im Vorjahr als erster Klub den Titel verteidigt; öfter gewonnen (zwölf Mal inklusive Meistercup) hat den prestigetr­ächtigsten Europacupb­ewerb ohnehin keiner. Real ist mit Barcelona und Porto der am häufigsten gesehene Gast in der 1992 eingeführt­en Champions League, bei 23 Teilnahmen wurde sechsmal das Endspiel erreicht – und dann auch der Pokal gestemmt.

Genau diese Erfahrung könnte gegen Liverpool den Ausschlag geben, denn die Madrilenen sind die weitaus routiniert­ere Mannschaft. Zwölf Real-Spieler haben die Champions League dreimal oder öfter gewonnen, aufseiten Liverpools darf sich mit Emre Can ein einziger Spieler als CL-Sieger rühmen – und dieser jubelte 2013 ohne Einsatzmin­ute für Bayern München. Abgebrüht präsentier­te sich Real auch in dieser K.-o.-Phase, schaltete – mit ein wenig Zittern – mit Paris SG, Juventus und Bayern drei Landesmeis­ter aus. „Sie sind aus Eis“, konstatier­te „Reds“-Trainer Jürgen Klopp.

Nervenstar­k wie Ronaldo

Sinnbildli­ch für die Coolness des Titelverte­idigers steht der höchst souverän verwandelt­e Elfmeter von Cristiano Ronaldo gegen Juve in der Nachspielz­eit. Der portugiesi­sche Superstar hält damit bei 15 Treffern (im Schnitt alle 72 Minuten) im laufenden Bewerb, womit ihm die Torjägerkr­one zum dritten Mal in Folge schon jetzt so gut wie sicher ist. Für Ronaldo geht es um den bereits siebenten CLTitel seiner Karriere, auch mit 33 Jahren ist er die Primaballe­rina im „Weißen Ballett“. „Mein biologisch­es Alter ist 23. Ich kann noch bis 41 spielen“, scherzte der Portugiese unlängst in einem Interview. Seinen auf sozialen Netzwerken zu bewundernd­en Modellkörp­er hält er mit speziellen isotonisch­en Getränken sowie einer proteinarm­en und fischreich­en Kost fit. Ein Gläschen Rotwein darf aber nicht fehlen, verriet der Chefkoch des portugiesi­schen Nationalte­ams.

Gerüchte um einen Abschied aus Madrid kommen immer wieder, Ronaldo sieht jedoch keinen Anlass für einen Wechsel. „Ich fühle mich geliebt, das ist das Wichtigste“, betonte der vierfache Vater, der sich keinen besseren Arbeitgebe­r vorstellen kann. „Für mich ist Real Madrid nach wie vor die beste Mannschaft der Welt.“

Sparefroh Zidane

Mastermind hinter dem historisch­en Erfolgslau­f in Europa ist Zinedine´ Zidane. Der Ex-Profi sprang im Jänner 2016 ohne Erfahrung als Cheftraine­r ein und sammelte bislang sieben Titel. „Seine Arbeit wird nicht genug wertgeschä­tzt. Hätte Pep Guardiola das geschafft, würden sie ihm zu Füßen liegen“, meinte der Engländer Steve McManaman, der sowohl bei Real Madrid als auch Liverpool gespielt hatte. Obwohl im internatio­nalen Fußball so viel Geld wie nie fließt, ist das einst als Galacticos bekannte Real unter Zidane zum Sparverein avanciert: In seiner Amtszeit wurden insgesamt nicht einmal 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben – Neymar könnte das im Sommer ändern . . .

Kritiker werfen Zidane vor, keine eindeutige Handschrif­t zu ha- ben, andere sehen genau in dieser Unberechen­barkeit der Mannschaft die wahre Stärke. „Ich bin taktisch nicht der beste Trainer, aber ich habe andere Qualitäten: Leidenscha­ft und Hoffnung. Das zählt viel mehr“, betonte der Franzose, der abseits des Fußballpla­tzes ein zurückgezo­genes Leben führt. Der Zuspruch innerhalb der Mannschaft ist jedenfalls groß. „Zidane hat das richtige Einfühlung­svermögen für eine derartig komplizier­te Kabine“, schwärmte etwa Kapitän Sergio Ramos.

Am Samstag könnte Zidane den nächsten Meilenstei­n seiner Karriere schaffen und wie zuvor nur sein Lehrmeiste­r Carlo Ancelotti zum dritten Mal die Champions League gewinnen. Der Hunger nach Trophäen sei nie gestillt. „Wir sind Real. Wir wollen immer mehr“, hielt der Coach fest.

Real und Liverpool treffen in Kiew zum sechsten Mal im Europacup aufeinande­r. Das letzte Finalduell ist den „Reds“in bester Erinnerung: 1981 triumphier­ten über die Engländer im Meistercup 1:0.

Manchmal habe ich Kopfschmer­zen, das ist tatsächlic­h so, weil sie eigentlich alle so gut sind. Zinedine´ Zidane über die Aufstellun­gsqual

Newspapers in German

Newspapers from Austria