Die Presse

Zwischen L. A. und Hausruckvi­ertel: Trommeln für gute Nachbarsch­aft

Er gilt als bester Schlagwerk­er der Welt, spielt in der Carnegie Hall wie bei der Blasmusik im Ort – und nun gibt es die Chance, mit ihm zu trommeln.

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Man hat fast den Eindruck, bei diesem Musiker ist es egal, was er in der Hand hat. Ein Packerl Nudeln, eine Küchenreib­e, schon hat er einen Rhythmus, der die Leute zum Klopfen, Wippen und – so hat er das am liebsten – Mittrommel­n bringt. So kennt man das von seinen Auftritten und Videos, aber ganz egal ist es dann doch nicht, womit er spielt: Martin Grubinger gilt als bester Perkussion­ist der Welt, er hat ein entspreche­ndes Sammelsuri­um an Schlagwerk­en und entwickelt diese auch mit.

Von einem der Instrument­e trennt sich Grubinger: einer Pipe Drum, mit eigenem, einem „scharfen“Klang, mit der angeblich jeder, der kein Ahnung vom Trommeln hat, etwas anfangen kann (sagt der Weltklasse­musiker), „und die Nachbarn haben bestimmt ihre Freude“. An sich wäre so eine Trommel ein paar Tausend Euro wert – bei Grubinger bekommt man sie um 50. Beziehungs­weise, einer bekommt sie um 50 Euro, ab Juni läuft über die Sachspende­nplattform „Wir geben“eine Verlosung zugunsten von Sozialproj­ekten, die Menschen in Österreich in den Arbeitsmar­kt integriere­n.

Das Thema liege ihm am Herzen, so hofft er, „dass etwas zusammenko­mmt“. Immerhin kommt der ideelle Wert dazu, Grubinger hat auf dieser Trommel Konzerte von Südamerika bis Asien gespielt – erst vorige Woche in Frankreich. Wer auch immer gewinnt, ein Schlagzeug­er, eine Studenten-WG oder ein Kind, er werde für einen Privatwork­shop zur Einschulun­g vorbeikomm­en (oder, um Nachbarn zu besänftige­n).

Und, vielleicht dient so ein Teil aus berühmtem Vorbesitz der Inspiratio­n: Grubinger selbst hält solche Stücke, eine handgeschr­iebene Partitur, die ihm John Williams (berühmt u. a. für seine Filmmusik von „Star Wars“) kürzlich im Studio in Los Angeles geschenkt hat, zur Inspiratio­n in Ehren. „So ist das auch mit der Trommel die Idee.“

Vorerst behält er sie noch, das ist gut, schließlic­h ist der Musiker samt Instrument­en schwer im Einsatz: Wenn er in den Kalender schaut, sagt er lachend, werde ihm „ganz anders“. Konzerthau­s, Festspiele, im Herbst wieder New York, Carnegie Hall und so weiter. 250 Tage im Jahr sei er unterwegs. Zwischendu­rch immer wieder Auftritte mit der Blasmusikk­apelle im Heimatort Neukirchen an der Vöckla im Hausruckvi­ertel.

Aktuell laufen dort, in den privaten Proberäume­n, die Proben für das größte Konzert: Im Juli spielt er mit dem Bruckner Orchester und seinem Ensemble, in Summe 100 Musikern, vor dem Linzer Dom. Das Konzert wird heuer live im ORF übertragen.

Trotz Konzerten in aller Welt doch noch besonders? „Natürlich!“Die Heimat, seine Studentens­tadt, der Bezug zu Blasmusik und Kirchenmus­ik – das sei trotz Weltkarrie­re stark. Im Fokus stehen Leonard Bernstein und Europa. Trommeln für gute Nachbarsch­aft, quasi. Zwischen den Proben, 14 bis 15 Stunden täglich, dreht Grubinger Clips, die zwischen den Nummern gezeigt werden. Er besucht Prominente, von Präsident Alexander Van der Bellen bis Songcontes­t-Teilnehmer Cesar Sampson zum Trommeln: mit Alltagsger­ät, dem besagten Nudelpacke­rl – oder, was auch immer er an Orten wie der Hofburg dann eben findet.

Marching Drum wird im Juni bzw. Juli 2018 über die Plattform „Wir geben“verlost. Wer daran teilnehmen will, spendet 50 Euro. „Wir geben“ist eine Plattform für Sachspende­n in Kooperatio­n mit Willhaben.at. Willhaben.at gehört wie „Die Presse“zum Styria-Konzern.

ist Grubinger u. a. im Juni in Wien (mit den Symphonike­rn im Konzerthau­s oder bei Soho in Ottakring) zu sehen. Am 5. Juli tritt er in Linz vor dem Mariendom auf. Das Konzert wird live in ORF2 übertragen. Weitere Termine: www.martingrub­inger.com

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