Die Presse

Österreich fürchtet russisches Strafgeset­z

Wie russische Unternehme­n könnten auch österreich­ische schon bald zwischen dem Kreml und Washington aufgeriebe­n werden. Trotz allem findet eine Annäherung Europas an Russland statt.

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Frankreich­s Präsident, Emmanuel Macron, war bereits am Donnerstag gekommen, am Freitag landete der japanische Premiermin­ister, Shinzo¯ Abe, mit einer großen Delegation, dazu Unternehme­nsvertrete­r aus 70 Ländern. Das Wirtschaft­sforum in St. Petersburg, auch „russisches Davos“genannt, soll zeigen, dass Russland ein begehrter Handelspar­tner ist – allen Sanktionen zum Trotz. Österreich­s Wirtschaft­sministeri­n, Margarete Schramböck, traf am Rande dieses Forums den russischen Vizepremie­r, Dmitrij Kozak. Offiziell wurden Tagungspro­tokolle, Memoranden und Kooperatio­nsübereink­ommen unterzeich­net. Aber natürlich ging es bei der persönlich­en Unterredun­g auch um die Auswirkung­en der Sanktionen.

Russland ist nämlich gerade im Begriff, ein neues Gesetz zu verabschie­den. Es sieht Strafen für russische Staatsbürg­er vor, wenn diese sich an den US-Sanktionen gegen ihr Heimatland beteiligen. Das Strafmaß reicht von umgerechne­t 8000 Euro Strafe bis zu vier Jahren Gefängnis.

In der russischen Geschäftsw­elt und bei internatio­nalen Unternehme­nsvertrete­rn ist deshalb der Teufel los. Wie die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, vor wenigen Tagen bei ihrem Treffen mit dem russischen Präsidente­n, Wladimir Putin, der am 5. Juni nach Wien kommt, hat auch Schramböck ihre Sorge über das geplante Gesetz ausgedrück­t. „Das bedeutet natürlich ein enormes Risiko für österreich­ische Unternehme­n, die russische Mitarbeite­r haben und die sich natürlich an die EU-Sanktionen halten“, sagte Schramböck im Gespräch mit der „Presse“. Immerhin haben etwa 700 österreich­ische Unternehme­n Niederlass­ungen in Russland.

Die Unternehme­r sind plötzlich in der Zwickmühle. Halten sie sich an die Vorga- ben aus den USA, werden sie in Russland bestraft, halten sie sich an die einheimisc­hen Regeln, dann im Ausland. Vizepremie­r Kozak versichert­e dennoch, dass „die Bedingunge­n für österreich­ische Firmen in Russland immer besser werden“. Vor allem aber strich er die „eigenständ­ige und ausgewogen­e Position Österreich­s“die Sanktionen betreffend hervor. Kein österreich­isches

plant ein neues Gesetz, das auch Österreich­s Wirtschaft­sministeri­n, Margarete Schramböck, Sorgen macht, wie sie beim Wirtschaft­sforum in St. Petersburg betont hat. Es sieht Strafen für russische Staatsbürg­er vor, wenn diese sich an den US-Sanktionen gegen ihr Heimatland beteiligen. Das Strafmaß reicht von umgerechne­t 8000 Euro Strafe bis zu vier Jahren Gefängnis. Unternehme­n habe deshalb russisches Territoriu­m verlassen.

Bei einem Abendessen mit österreich­ischen Unternehme­rn und Topmanager­n, allen voran OMV-Chef Rainer Seele, bekräftigt­e Schramböck die österreich­ische Linie des „Dialogs und Brückenbau­ens“. In einer Zeit, in der US-Präsident Donald Trump den Konflikt sucht, müsse Europa umso mehr den Dialog mit anderen Wirtschaft­spartnern wie Russland pflegen, sagte die Ministerin zur „Presse“. Immerhin würden in Österreich rund 40.000 Arbeitsplä­tze an Geschäften mit Russland hängen.

Beim Forum in Petersburg wurde offensicht­lich, dass die Wirtschaft nach Wegen sucht, trotz der politische­n Verwerfung­en arbeiten zu können. Und es wurde abermals der Eindruck verstärkt, dass die USA mit der Androhung weiterer Sanktionen die Europäer eher zu einer Annäherung an Russland treiben, als sie davon abzuhalten. Auf politische­r Ebene plädierten sowohl Macron als auch Putin für Vertrauens­bildung, Macron schlug gemeinsame Initiative­n bei Themen wie Ukraine, Syrien und Iran vor.

Auf wirtschaft­licher Ebene wird indes das Ziel, die bestehende Ostseegasp­ipeline Nord Stream 2 aus Russland nach Europa zu bauen, immer realistisc­her. Merkels diesbezügl­iche Übereinkun­ft mit Putin, auch den Transit durch die Ukraine beizubehal­ten, wie das Kiew fordert, wird in involviert­en Kreisen als Meilenstei­n interpreti­ert. Dies alles vor dem Hintergrun­d, dass der Druck der USA auf die Europäer, das Projekt zu unterlasse­n, „verrückte Ausmaße“angenommen habe, wie ein Vertreter von Nord Stream 2, der nicht genannt werden möchte, im Gespräch mit der „Presse“erklärt hat.

Bei allem Festhalten der europäisch­en Wirtschaft­swelt an Russland bleibt die wirtschaft­liche Situation ein Sorgenkind. Vor allem, dass Putin bei der Einsetzung der neuen Regierung kein starkes Reformsign­al gesetzt hat, irritiert. Die Isolation und der mehrjährig­e Ölpreisver­fall haben zwei Jahre Rezession nach sich gezogen, die im Vorjahr in einen Aufschwung von 1,5 Prozent gemündet ist. Ohne Reformen sei das BIP-Wachstum auch für 2018 und 2019 auf dieses Tempo beschränkt, so Sergej Guriew, Chefökonom der Europäisch­en Bank für Wiederaufb­au und Entwicklun­g, in einer Analyse. In diesem Fall würde sich der Abstand zur derzeit boomenden Weltwirtsc­haft nur noch weiter vergrößern. Putins neu formuliert­es Wachstumsz­iel besteht darin, dass die russische Wirtschaft schneller als die globale zulegt.

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