Iraner visumfrei im EU-Vorhof
Serbien. Belgrad hob Visumpflicht für den Iran auf. Serbiens Kampf um den Kosovo sorgt für zusätzlichen Flüchtlingsdruck auf der Balkanroute.
Belgrad. Aus seiner Genugtuung über den jüngsten Teilerfolg im längst verlorenen Windmühlenkampf gegen die Unabhängigkeit des Kosovo machte Serbiens Chefdiplomat, Ivicaˇ Daciˇc,´ kein Hehl. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass Liberia die 2008 erfolgte Anerkennung des Kosovo zurückzog – wie zuvor Staaten wie Surinam, Sao˜ Tome´ und Principe oder Guinea-Bissau.
Trotzig verfolgt Serbien gegenüber der seit 2008 unabhängigen Exprovinz eine Doppelstrategie. Einerseits übt sich der EU-Anwärter auf Druck Brüssels schon seit 2012 in einem zähen Dialog mit Prishtina zur „Normalisierung“der Beziehungen: Ohne eine faktische Anerkennung des Kosovo kann Serbien kaum mit dem EU-Beitritt rechnen. Andererseits setzt Serbien weiter auf eine Politik der Nadelstiche – und blockiert den von mehr als 110 UN-Mitgliedern anerkannten Nachbarn.
Noch scheint unklar, welche Mittel Serbien einsetzt, um Länder von der Anerken- nung des Kosovo abzuhalten. Doch vor allem die begleitenden „Tourismusabkommen“verärgern die Nachbarn und die EU zunehmend. Die Aufhebung der Visumpflicht für immer mehr Drittstaaten sorgt auf der sogenannten Balkanroute für zusätzlichen Druck. Seit Serbien im September die Visumpflicht für den Iran aufgehoben hat, sind mittlerweile mehr als 16.000 Iraner legal eingereist. Wegen der großen Nachfrage nach Belgrad-Tickets steuern neuerdings zwei iranische Airlines Belgrad wieder direkt an.
Verstimmung in Bosnien
Bosnien und Herzegowina registriert eine auffällig steigende Zahl von iranischen Asylbewerbern. Bosnien habe wegen der Aufhebung der Visumpflicht für Iraner ein „ernstes Problem“, sagte Sicherheitsminister Dragan Mektic.´ „Sie reisen legal in Serbien ein, gelangen illegal nach Bosnien und weiter in Richtung EU.“Berichte, wonach Belgrad auch Pakistanis und Nigerianern die visumfreie Einreise ermöglichen könnte, sorgen laut der kroatischen Zeitung „Jutarnji List“mittlerweile auch in Brüssel für Verstimmung.