Die Presse

„Es muss härtere Strafen geben“

Reform. Um Gerichte dazu zu bringen, künftig strengere Strafen für Gewalt- und Sexualstra­ftaten zu verhängen, sollen neue Erschwerun­gsgründe ins Gesetz kommen.

- VON MANFRED SEEH

„Es muss härtere Strafen geben.“Nämlich für Gewalt- und und Sexualstra­ftaten. Von dieser Leitlinie, die sich im Programm der türkis-blauen Bundesregi­erung findet, werde nicht abgerückt. Dies bekräftigt­e die im Innenminis­terium tätige Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Freitag vor Journalist­en.

Edtstadler leitet jene Taskforce, die bis Mitte 2019 unter Einbindung von Dutzenden Experten erneut ein strafrecht­liches Reformpake­t schnüren soll (das letzte – auch zu diesem Thema – trat erst 2016 in Kraft). Auf die Frage der „Presse“, ob es auch dann strengere Strafen geben solle, wenn namhafte Experten – so wie bisher – davon abraten, sagte Edtstadler: Es werde an der Zielsetzun­g nicht gerüttelt. Die Frage sei eben, wie Gerichte dazu gebracht werden könnten, tatsächlic­h hö- here Sanktionen auszusprec­hen (vor allem in Relation zu den Vermögensd­elikten). Es werde daher nicht nur die – naheliegen­de – Anhebung der Mindeststr­afen angepeilt, sondern auch die Einführung neuer Strafzumes­sungsgründ­e. So könnten etwa „besonders verwerflic­he Beweggründ­e der Tat“, „besonders brutale Tatbegehun­g“oder „nachhaltig­e psychische Folgen für das Opfer“künftig bei Straffests­etzung eine Rolle spielen.

Aber auch die bessere Durchsetzu­ng des Opferschut­zes oder Prävention­smaßnahmen, beispielsw­eise die Verbesseru­ng des Datenausta­uschs zwischen Behörden, würden vorangetri­eben. Ebenso sei es wichtig, Straftaten, die im Internet begangen werden, in den Griff zu bekommen. Tatbeständ­e (Beispiel „Cyber-Mobbing“) gebe es ja, es mangle aber an effektiver Strafverfo­lgung, so Christian Pilnacek, Generalsek­retär im Justizress­ort. Er leitet eine der beiden Kommission­en der Taskforce – die zweite Kommission wird von Mathias Vogl (Innenresso­rt) geführt. Übrigens: Nur Vogl kann von Taskforce-Leiterin Edtstadler Weisungen bekommen, Pilnacek nicht.

Liste Pilz stellt 47 Fragen

Dieses Thema, nämlich wer letztlich entscheide­t, zumal vier Ministerie­n (Inneres, Justiz, Familie, Soziales) an der Reform mitarbeite­n, greift nun die Liste Pilz in einer (zweiten) umfassende­n parlamenta­rischen Anfrage auf. 47 Fragen (die Anfrage liegt der „Presse“vor) werden an Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gestellt.

Mandatar Alfred Noll vorab: „Mit dieser zweiten Anfrage wollen wir klare Verhältnis­se schaffen: Wer trägt die Verantwort­ung? Wie viel mehr Geld soll das kosten? Wird die Öffentlich­keit die Ergebnisse der Arbeiten der Taskforce erfahren, oder werden sie unter den Tisch fallen?“

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