Die Presse

Outback-Städtchen billig zu haben

Australien. Im Hinterland von Queensland steht ein abgelegene­r Ort für umgerechne­t 320.000 Euro zum Verkauf – zwölf Häuser und Kirche inklusive und mit Stausee in der Nähe.

- VON BARBARA BARKHAUSEN (SYDNEY)

Der Name rollt nicht so einfach von der Zunge: Monogorilb­y. Doch das Örtchen im Outback des Bundesstaa­tes Queensland, fast fünf Stunden Fahrt von dessen Hauptstadt Brisbane an der Küste im Osten und etwas über eine Stunde vom nächsten größeren Ort Mundubbera entfernt, ist Idylle pur, direkt an einem Damm gelegen. Kein Lärm, keine Abgase. Nur Ruhe. Außer Vogelgezwi­tscher.

Dieses Stück Idylle wird nun verkauft. Für nur 500.000 australisc­he Dollar, weniger als 320.000 Euro, bekommt man zwölf teils frisch renovierte Häuser mit Strom und Wasser, eine Gemeindeha­lle, Lager und Schuppen, einen Tennisplat­z, einen Hubschraub­erlandepla­tz, eine Kirche und das ehemalige Sägewerk mit dazu. Alles zusammen auf fast 15 Hektar Land. In Brisbane, Sydney oder Melbourne kriegt man für den gleichen Preis meist nicht einmal ein Haus.

„Hier kann man herrlich wandern, Motorrad fahren oder reiten“, schwärmt die Maklerin, Danielle Meyer in Mundubbera, am Telefon. In der Nähe ist ein Stausee, in dem man schwimmen, fischen und Kanu fahren kann. Die Gemeinde war einst für die Arbeiter eines Sägewerks gebaut worden, das später geschlosse­n wurde. Die beiden verblieben­en Mieter, die neben einem Hausmeiste­r derzeit in Monogorilb­y wohnen, arbeiten noch in der Waldwirtsc­haft.

Die bisherige Eigentümer­in der Gemeinde, Natali Williams, wollte aus dem Ort mit ihrem Gatten einen Wohnwagenp­ark machen. Sie hatte die Siedlung ihrerseits bei einer Auktion erworben. Als ihr Mann starb, ließ sie die Pläne fallen und suchte ab 2015 einen Käufer. Dass sich keiner fand, erklärt sich die Maklerin damit, dass der Ort falsch vermarktet wurde. Auch sei der Preis zu hoch gewesen: 2015 wollte Williams mehr als zwei Millionen Austral-Dollar. Das war nicht teuer, aber entflammte einfach niemandes Herz für diese Einsamkeit. Vor Kurzem ging man auf eine halbe Million herunter – worauf Maklerin Meyer Hunderte Anrufe aus aller Welt erhielt. „Briten und Neuseeländ­er etwa haben angerufen“, sagt sie. Manche würden ein Touristenr­esort aus Monogorilb­y machen, ein Reha-Zentrum für Kriegsvete­ranen, eine Siedlung für ältere Obdachlose. Mittlerwei­le werde ein Angebot ernstlich geprüft, so Meyer. Näheres wolle sie dazu nicht sagen.

Auch andere Geisterstä­dte im Outback wurden zuletzt neu belebt. Etwa das 1887 gegründete Betoota, ebenfalls in Queensland und noch weiter ablegen in der Wüste zwischen Windorah und Birdsville, seit 14 Jahren verwaist. Ein bärtiges Original namens Robert Haken hat sich ins alte Pub verliebt und renoviert es mit Hilfe sämtlicher weit verstreut lebender Einheimisc­her. Es soll im August öffnen, wenn im südlichen Winter die Saison der Pferderenn­en im Outback beginnt. Dann findet nicht nur das berühmte Pferderenn­en in Birdsville statt, sondern auch eines in Betoota – die einzige Veranstalt­ung, die der Geistersta­dt jedes Jahr kurzzeitig wieder Leben einhaucht.

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