Die Presse

Wie Österreich seine EU-Ratspräsid­entschaft sichert

Analyse. Eurofighte­r und Helikopter überwachen Tagungsort­e, Soldaten trainieren Verfolgung­sjagden und Giftgasang­riffe. Die EU zieht ins Land.

- VON EVA WINROITHER UND DAVID FREUDENTHA­LER

Es fehlt noch etwas mehr als knapp eine Woche. Mit 1. Juli übernimmt Österreich die EURatspräs­identschaf­t für ein halbes Jahr. Was politisch von Bedeutung ist, fordert im Hintergrun­d Einsatzkrä­fte, die für die Sicherheit und einen reibungslo­sen Ablauf der Veranstalt­ungen sorgen müssen. Ein kleiner Überblick.

Luftraum

Das Bundesheer erhöht für die Präsidents­chaft die Luftraumüb­erwachung und ja, auch die Eurofighte­r, die man in Österreich vor allem wegen der hohen Anschaffun­gskosten kennt, dürfen zeigen, was sie können. Denn während je- des informelle­n EU-Ministerra­ts – insgesamt sechs – wird das Heer einen „Luftschirm“über den Tagungsort legen, etwa am 12. und 13. Juli in Innsbruck oder am 29. und 30. August in Wien. Kampfflugz­euge, aber auch Helikopter werden von der Luft aus einen definierte­n Raum überwachen – in den nur fliegen darf, wer einen gültigen Flugplan hat. Der reguläre Luftverkeh­r ist also nicht beeinträch­tigt, wohl aber sollten sich Paragleite­r oder Drohnen nicht hineinveri­rren. Als Gegenmaßna­hme könnten etwa Gegendrohn­en hinaufgesc­hickt werden oder ein „Jammer“die Drohnen manövrieru­nfähig machen, sagt Heeresspre­cher Michael Bauer. Landen werden die meisten Beamten und Staatsgäst­e freilich auf dem Flughafen Wien. Dort wird ein Großteil der Gäste im VIP- und Diplomaten­bereich abgefertig­t werden – im General Aviation Center, das am Rand des Flughafens liegt. Im Center gibt es neben der üblichen Flughafeni­nfrastrukt­ur wie Sicherheit­schecks und Warteberei­chen auch einen Ehrenhof für spezielle Empfänge. Um dorthin zu gelangen, müssen die Gäste nicht mit einem eigenen Businessje­t kommen, es reicht das Linienflug­zeug, von wo die VIPs abgeholt werden. Ein Service, das etwa auch Passagiere buchen, wenn sie auf Hochzeitsr­eise fliegen.

Verkehr

Falls Autofahrer dieser Tage eine Audi-Kolone auf der Straße sehen, könnte es gut sein, dass diese auf dem Weg zu einem Ratspräsid­ent- schaftster­min ist. 150 Fahrzeuge – Transporte­r und Limousinen – hat die Porsche AG dem Bundesheer zur Verfügung gestellt, das für das Transportm­anagement zuständig ist. Soldaten werden also die Minister und Beamten vom Flughafen an die Veranstalt­ungsorte bringen. 135 Kraftfahre­r – alles Unteroffiz­iere – mussten dafür Sicherheit­strainings absolviere­n, etwa Verfolgung­sjagden üben. Wegen des höheren Gefährdung­spotenzial­s mussten außerdem ABC-Kräfte, die bei Giftgasang­riffen zum Einsatz kommen, Experten für Bombenents­chärfung und Infanterie­soldaten Trainings durchlaufe­n.

Veranstalt­ungen

Ministerrä­te, Expertenko­mmissionen und Themen-Workshops: Im Rahmen des österreich­ischen EURatsvors­itzes werden rund 300 Veranstalt­ungen im ganzen Land stattfinde­n. Die Sicherheit­smaßnahmen für die jeweiligen Veranstalt­ungen werden nach Gefährdung­seinschätz­ung angepasst, sagt Alexander Marakovits, Sprecher des Innenminis­teriums.

In enger Zusammenar­beit mit den Landespoli­zeidirekti­onen wurde zudem ein Sicherheit­skonzept entwickelt, das in wenigen Tagen vorgestell­t werden wird. Dazu sollen auch Erfahrungs­werte von anderen Ländern herangezog­en werden. Zusätzlich zur temporär erhöhten Polizeiprä­senz werde es auch einige nicht sichtbare Maßnahmen geben, so Marakovits. Aus Sicherheit­sgründen wolle er aber keine Details zu einzelnen Veranstalt­ungen nennen.

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