Nicht weltmeisterlich, aber erfolgreich
„Wer 5:0-Siege sehen will, darf nicht zur WM kommen“, sagt Frankreichs Teamchef Didier Deschamps. Kritik an den jüngsten Auftritten will er nicht gelten lassen.
Weltmeisterlich sind die Auftritte von Frankreich nicht – aber effektiv. Schon nach zwei Spielen hat der Vize-Europameister bei der Endrunde in Russland das Weiterkommen geschafft. Die Kompaktheit ist aktuell der Trumpf bei den Franzosen. Pflicht erfüllt hieß es nach dem 1:0 gegen die Peruaner, die keine Chance auf den Aufstieg mehr haben.
Das Gruppenfinale am Dienstag wird damit in erster Linie ein Fernduell von Dänemark und Australien. Mit einem 1:1 im direkten Vergleich erarbeiteten sich die Socceroos die Chance auf das Achtelfinale. Dafür müsste gegen Peru ein Sieg her bei einer gleichzeitigen Niederlage der Dänen gegen die Franzosen, die aufs Ganze gehen wollen. „Wir möchten Platz eins jetzt nicht mehr hergeben“, betonte Kapitän Hugo Lloris.
Kritik an den Auftritten der Bleus wollte Teamchef Didier Deschamps nicht gelten lassen. „Wer 5:0-Siege sehen will, darf nicht zur WM kommen. Ich habe Spanien gegen Iran gesehen, und Spanien hat in den letzten zehn Minuten verteidigt“, sagte der Weltmeister von 1998 nach dem neuerlich knappen Erfolg in Jekaterinburg. Bereits gegen Australien hatte Frankreich erst durch ein spätes Eigentor 2:1 gesiegt.
Nach taktischen Umstellungen – Olivier Giroud agierte im Sturmzentrum wieder von Beginn an – fanden die Franzosen immerhin besser ins Spiel und trafen durch Kylian Mbappe´ in der 34. Minute. Der 19-Jährige von Paris SaintGermain löste David Trezeguet als jüngsten Torschützen für die Equipe tricolore in einem der wichtigen Turniere ab. „Kylian hat ein super Spiel gemacht. Er hat offensiv und defensiv gearbeitet“, lobte Lloris, der ebenfalls eine persönliche Marke aufstellte. Gegen Peru hütete der Keeper zum 100. Mal das Teamtor.
Die Kompaktheit der Franzosen gefiel auch Deschamps. Zwar rannten die Peruaner in der zweiten Spielhälfte an, der Favorit verteidigte aber erfolgreich und schonte bereits Kräfte. Paul Pogba zeigte eine Steigerung, auch Mbappe´ arbeitete brav nach hinten. Besonders gefiel dem ehemaligen Mittelfeld-Abräumer Deschamps sein Nachfolger N’Golo Kante.´ Nach 14 gewonnenen Tacklings gegen Australien grätschte der Chelsea-Profi gegen Peru 13 Mal den Ball ab. Dass Mbappe´ und nicht Kante´ die Ehrung zum „Man of the Match“bekam, nahm Deschamps hin: „Kante´ ist an diesem Award sowieso nicht interessiert.“
Frankreich steht damit zum zweiten Mal in Folge im WM-Achtelfinale. Dies war zuletzt 1982 und 1986 der Fall. Deschamps bezeichnete es als Privileg, dies schon nach zwei Partien geschafft zu haben. „Das ist bei anderen Mannschaften nicht der Fall“, ergänzte der 49-Jährige und dürfte Schwergewichte wie Deutschland und Argentinien gemeint haben. (ag.)