Die belgische Gunst der Stunde
Gruppe G. Weil viele Favoriten in Russland schwächeln, scheint der Weg frei für Belgien. Romelu Lukaku und Co. benötigen auch keine Standardsituationen zum Toreschießen.
Moskau/Wien. Die Favoriten wackeln. Argentinien droht ein Desaster, Deutschland und Brasilien haben ihre Auftaktspiele verpatzt, auch Frankreich und Spanien haben noch nicht geglänzt. Die Zeit scheint also reif für den ewigen Geheimfavoriten Belgien. Noch dazu, wo die Roten Teufel dem allgemeinen Trend dieser WM trotzen und sich für ihre Tore bisher noch nicht auf Standardsituationen verlassen müssen.
Im Gegenteil. Alle Treffer in der Auftaktpartie gegen Panama (3:0) waren elegant herausgespielt: Dries Mertens setzte einen Volleyschuss ins Netz, Romelu Lukaku verwandelte erst ein sehenswertes Zuspiel von Kevin de Bruyne, ehe er bei seinem zweiten Treffer den Ball gekonnt über den Tormann hinweglupfte. „Die schwierigste Sache im Fußball ist es, Tore zu schießen, und es waren wunderschöne Tore aus dem Spiel heraus“, erklärte auch Roberto Mart´ınez, der spanische Teamchef der Belgier. Hernan Gomez, sein Gegenüber beim unterlegenen Panama, war angesichts der belgischen Torgefahr mit der Niederlage in dieser Höhe mehr als zufrieden und meinte, „es hätte schlimmer kommen müssen“.
Im belgische Lager wissen sie freilich, dass WM-Neuling Panama zu den schwächsten Teams des Turniers zählt. Gelingt aber heute auch gegen Tunesien, die auf dem Papier stärkste afrikanische Mannschaft, ein ähnlicher Auftritt, würde das Starensemble um Kapitän Eden Hazard ab sofort im engsten Favoritenkreis auf den WM-Titel mitmischen.
Teamchef Mart´ınez erklärte, in den drei Gruppenspielen gehe es vor allem darum, sich mental, technisch und taktisch zu verbessern. Die wahren Ambitionen seiner Belgier liegen ohnehin jenseits der Gruppenphase. Diese gilt es, so schnell wie möglich und ohne allzu viel Aufwand hinter sich zu bringen. Die Taktik für die Partie gegen Tunesien sieht Ähnliches vor. „Wir wollen alles tun, um das Spiel so früh wie möglich zu entscheiden“, sagte der zuletzt meist mit Offensivaufgaben betraute Rechtsverteidiger Thomas Meunier (Paris St. Germain), der einen defensiven Gegner erwartet.
Gewinnt Belgien heute im Moskauer Spartak Stadium, wäre die K.-o.-Phase so gut wie gesichert, ein Sieg von England am Sonntag gegen Panama würden den Aufstieg endgültig fixieren.