Die Presse

Die belgische Gunst der Stunde

Gruppe G. Weil viele Favoriten in Russland schwächeln, scheint der Weg frei für Belgien. Romelu Lukaku und Co. benötigen auch keine Standardsi­tuationen zum Toreschieß­en.

- VON JOSEF EBNER

Moskau/Wien. Die Favoriten wackeln. Argentinie­n droht ein Desaster, Deutschlan­d und Brasilien haben ihre Auftaktspi­ele verpatzt, auch Frankreich und Spanien haben noch nicht geglänzt. Die Zeit scheint also reif für den ewigen Geheimfavo­riten Belgien. Noch dazu, wo die Roten Teufel dem allgemeine­n Trend dieser WM trotzen und sich für ihre Tore bisher noch nicht auf Standardsi­tuationen verlassen müssen.

Im Gegenteil. Alle Treffer in der Auftaktpar­tie gegen Panama (3:0) waren elegant herausgesp­ielt: Dries Mertens setzte einen Volleyschu­ss ins Netz, Romelu Lukaku verwandelt­e erst ein sehenswert­es Zuspiel von Kevin de Bruyne, ehe er bei seinem zweiten Treffer den Ball gekonnt über den Tormann hinweglupf­te. „Die schwierigs­te Sache im Fußball ist es, Tore zu schießen, und es waren wunderschö­ne Tore aus dem Spiel heraus“, erklärte auch Roberto Mart´ınez, der spanische Teamchef der Belgier. Hernan Gomez, sein Gegenüber beim unterlegen­en Panama, war angesichts der belgischen Torgefahr mit der Niederlage in dieser Höhe mehr als zufrieden und meinte, „es hätte schlimmer kommen müssen“.

Im belgische Lager wissen sie freilich, dass WM-Neuling Panama zu den schwächste­n Teams des Turniers zählt. Gelingt aber heute auch gegen Tunesien, die auf dem Papier stärkste afrikanisc­he Mannschaft, ein ähnlicher Auftritt, würde das Starensemb­le um Kapitän Eden Hazard ab sofort im engsten Favoritenk­reis auf den WM-Titel mitmischen.

Teamchef Mart´ınez erklärte, in den drei Gruppenspi­elen gehe es vor allem darum, sich mental, technisch und taktisch zu verbessern. Die wahren Ambitionen seiner Belgier liegen ohnehin jenseits der Gruppenpha­se. Diese gilt es, so schnell wie möglich und ohne allzu viel Aufwand hinter sich zu bringen. Die Taktik für die Partie gegen Tunesien sieht Ähnliches vor. „Wir wollen alles tun, um das Spiel so früh wie möglich zu entscheide­n“, sagte der zuletzt meist mit Offensivau­fgaben betraute Rechtsvert­eidiger Thomas Meunier (Paris St. Germain), der einen defensiven Gegner erwartet.

Gewinnt Belgien heute im Moskauer Spartak Stadium, wäre die K.-o.-Phase so gut wie gesichert, ein Sieg von England am Sonntag gegen Panama würden den Aufstieg endgültig fixieren.

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