Die Presse

Benko plant KaDeWe in der Mariahilfe­r Straße

Kika/Leiner. Der neue Kika/Leiner-Eigentümer Signa hat große Pläne. In die Mariahilfe­r Straße könnte ein Luxuskaufh­aus einziehen. Die 6000 Wohnungen, die Benkos Signa in Wien errichten wird, sollen mit Leiner-Möbeln ausgestatt­et werden.

- SAMSTAG, 23. JUNI 2018 VON ANTONIA LÖFFLER UND GERHARD HOFER

Wien. Kaum war in der Nacht auf Freitag die Tinte unter dem Kaufvertra­g trocken und Signa offiziell neuer Eigentümer des zweitgrößt­en österreich­ischen Möbelhause­s, Kika/Leiner, wurden die ersten Umbaupläne bekannt. Wie „Die Presse“erfuhr, könnte ein lange gehegter Wunsch von Signa-Eigentümer Rene´ Benko in Erfüllung gehen. Der Tiroler Immobilien­investor ist ja in Deutschlan­d groß im Handelsges­chäft. Dort betreibt Signa die Karstadt-Gruppe mit ihren KaDeWe-Luxuskaufh­äusern. Seit Jahren will Signa die Luxusmarke auch in andere Länder exportiere­n. Laut Informatio­nen dieser Zeitung könnte die Leiner-Filiale in der Wiener Mariahilfe­r Straße schon bald zum ersten KaDeWe außerhalb Deutschlan­ds umgebaut werden. Der Plan entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie: Wohnt doch der frühere Kika/Leiner-Eigentümer Herbert Koch im Dachgescho­ß des Hauses. Er genießt ein lebenslang­es Wohnrecht.

Ansonsten nimmt der Kauf seinen Lauf. Gestern, Freitag, wurde die Übernahme bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde angemeldet. Ein Formalakt, der aber einige Wochen dauert. Bis dahin kann Signa offiziell noch keine Sanierungs- oder Umstruktur­ierungsplä­ne bekannt geben.

Lieferante­n bekommen 50 Mio. Euro

Aus dem ursprüngli­chen Kaufpreis von 450 Millionen Euro sind in der offizielle­n Aussendung der Steinhoff-Gruppe 490 Millionen Euro geworden. Zudem hat Signa mittlerwei­le auch Kapital zugeschoss­en. So bekommen all jene Lieferante­n, die insge- samt auf knapp 50 Millionen Euro warten, nun das Geld überwiesen. Am Freitag fand sich auch ein neuer Kreditvers­icherer. Der abrupte Ausstieg des Kreditvers­icherers Euler Hermes hatte die Krise bei Kika/Leiner – und letztendli­ch den Notverkauf – angestoßen. Ab Montag sollen die betroffene­n 800 Lieferante­n laut Kika/Leiner-Chef nun wieder abgesicher­t sein. Die sieben Millionen Euro Schulden beim Fiskus sind noch gestundet und werden erst im Juli fällig.

Bis 15. August könnte Signa aber noch vom Kauf der Immobilien zurücktret­en. Sollten wirklich hohe Risken in den Grundbüche­rn schlummern, die die Armee an Wirtschaft­sprüfern in den vergangene­n zwei Wochen übersehen hat, ändere das dennoch nichts für Kika/Leiner, betont Rechtsanwa­lt Markus Fellner, der Steinhoff in Europa vertritt. „In dem Fall würde Benko in langfristi­ge Mietverträ­ge für acht bis zehn Jahre einsteigen.“Eine Vertragsau­flösung sei aber sowieso eine rein theoretisc­he Option, betonen Verhandler. Der Deal sei fix.

So fix, dass man bei Signa bereits laut über „Kombinatio­nen“nachdenkt, wie „Die Presse“am Freitag aus dem Umfeld der Verhandler erfuhr. So wird etwa darauf verwiesen, dass Signa in den nächsten Jahren 6000 Wohnungen in Wien errichten wird. Mietwohnun­gen müsse man bekanntlic­h mit Küchen ausstatten. Und diese werden wohl von Kika/Leiner kommen. Auch Signa-Musterwohn­ungen sollen von Kika/Leiner ausgestatt­et werden.

Es ist noch Platz für Hotels in Osteuropa

Bei Signa betont man indes zudem, dass man auch am Osteuropa-Geschäft von Kika festhalten werde. Das schreibt – im Gegensatz zu den 46 Kika/Leiner-Standorten in Österreich – Gewinne. Der Möbelhändl­er habe sehr interessan­te Immobilien in osteuropäi­schen Hauptstädt­en. Die 22 Kika-Filialen seien allerdings im Schnitt doppelt so groß wie jene in Österreich. Deshalb werde überlegt, diese Standorte zusätzlich zu nutzen. Es könnten etwa Hotels errichtet werden.

In den kommenden Wochen werde nun mit dem Kika/Leiner-Management ein Sanierungs­plan ausgearbei­tet. Kika/LeinerChef Gunnar George rechnet im Gespräch mit der „Presse“damit, dass man die Restruktur­ierungsges­präche frühestens in drei, vier Wochen angeht. „Wir werden uns mit Signa zusammense­tzen. Die haben sicher auch die eine oder andere Idee.“Dass Kika und Leiner auf dem umkämpften österreich­ischen Markt stärker werden müssen, sei allen klar. Alle Filialen – vier von 50 fielen bereits im Jänner dem Sparstift zum Opfer – stehen nochmals auf dem Prüfstand.

Leiner-Betriebsra­tschef Karl Vogl gibt sich keinen Illusionen hin – es dürften unter der neuen Führung noch Einschnitt­e auf das Personal zukommen.

Und Gunnar George selbst? Dieser bleibt sehr vage, was seine eigene Zukunft unter Benko betrifft. „Ich habe ein laufendes Anstellung­sverhältni­s mit dem Unternehme­n. Man wird mit dem zukünftige­n Eigentümer eine Lösung finden.“Nachsatz: „Ich habe dafür gekämpft, dass 5000 Arbeitsplä­tze in Österreich erhalten bleiben, und bin nicht gegangen.“

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