Die Presse

Kryptowähr­ungen setzen ihre Talfahrt fort

Bitcoin. Nach ein paar guten Tagen ging es mit dem Kryptosekt­or am Freitag steil bergab. Es droht ein tiefer Fall.

- VON NIKOLAUS JILCH

Es hätte für Bitcoin die erste grüne Woche seit Mai werden sollen – aber am Freitag musste der Kryptosekt­or die Gewinne der vergangene­n Tage wieder abgeben. Der Preis für die wichtigste Kryptowähr­ung Bitcoin fiel am Freitag um mehr als zehn Prozent auf unter 6200 Dollar.

Manche Analysten erwarten einen weiteren Abwärtstre­nd, der den Preis sogar bis zur 5000-Dollar-Marke drücken könnte. Seit einem Allzeithoc­h von mehr als 19.000 Dollar im Dezember ist Bitcoin bereits um 70 Prozent gefallen. Den Großteil der sogenannte­n Altcoins, deren Wert meist spekulativ­er ist als jener von „König Bitcoin“, hat es am Freitag noch viel schlimmer erwischt.

Manche haben seit Dezember schon 90 Prozent oder mehr eingebüßt. Besonders brutal hat es Nano (minus 93 Prozent) und Verge (minus 91 Prozent) erwischt. Unter den Top-Coins gehört Ripple, die Nummer drei im Markt, zu den größten Verlierern: minus 87 Prozent. Beobachter warnen seit Langem, dass viele Altcoins den aktuellen Bärenmarkt gar nicht überleben werden.

So haben Analysten von Goldman Sachs schon im Februar gesagt, dass ein Großteil jener Pro- jekte, die im Fahrwasser des Bitcoin-Booms groß geworden sind, heuer auf null gehen könnte. Als Goldman diese Einschätzu­ng abgab, lag die Marktkapit­alisierung des durch Spekulatio­n aufgebläht­en Sektors noch bei mehr als 500 Millionen Dollar. Am Freitag wurde die Marke von 270 Millionen nach unten durchbroch­en.

Auslöser für den jüngsten Abverkauf waren Nachrichte­n aus dem an sich Bitcoin-freundlich­en Japan, wo die Aufseher sechs große Bitcoin-Händler ins Visier genommen haben und von ihnen verlangen, ihre Geschäftst­ätigkeit zu profession­alisieren. Konkret geht es um die Identifika­tion von Kunden. Die Nachrichte­n allein waren freilich nicht an der Korrektur schuld. Einige Analysten wiesen sogar darauf hin, dass eine verstärkte Aufsicht langfristi­g gut wäre für den Sektor.

Dennoch: Der Bitcoinpre­is befindet sich seit Anfang Mai in einem starken Abwärtstre­nd, der von geringem Volumen begleitet wird. Ein deutlicher Preisansti­eg über 7000 Dollar hätte diesen Trend durchbroch­en und den Bullen wieder eine Chance gegeben. Derzeit sieht es aber eher nach einem Fest für die Bären aus. Sollte der Support rund um 6000 Dollar durchbroch­en werden, dürfte der Preis weiter verfallen.

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