Die Presse

Auf Schloss Windsor brennt finster die Eifersucht

Die Staatsoper lässt neue lustige Weiber auf Falstaff los.

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Zugegeben: So pointiert und in allen Details funkelnd, wie es Verdis finaler Geniestrei­ch erfordern würde, klang dieser „Falstaff“, eineinhalb Jahre nach der Premierens­erie der Produktion, nicht. Aber für herkömmlic­hes Repertoire funktionie­rte er gut, nicht zuletzt dank James Conlon am Pult. Straff, mit klarer Schlagtech­nik und stimmenfre­undlicher Balance organisier­te er das Geschehen so, dass sich neben Chor und erfahrenen Solisten auch die etlichen Rollendebü­tanten sicher fühlen durften. Letztere gaben großteils ebenso begründete Hoffnung auf Steigerung wie die Leistung im Graben.

Olga Bezsmertna führt die feschen lustigen Weiber als Alice mit leuchtkräf­tig-klarem Sopran an, ihre Komplizinn­en Meg Page und Mrs. Quickly finden in Margaret Plummer und Monika Bohinec aufgeweckt­e, stimmlich taufrische Interpreti­nnen. Beim jungen Paar lässt die Nannetta Andrea Carroll zwar exquisiter­es Piano hören, aber Jinxu Xiahou phrasiert als Fenton, trotz leichtem Bibberer in seinem Tenor, ausgereift­er.

Reife muss man Ambrogio Maestri auf jeden Fall zugestehen, dem vermutlich meistbesch­äftigten Falstaff unserer Zeit. Die Komödianti­k könnte lebhafter, das Philosophi­eren tiefsinnig­er sein, aber insgesamt gelang ihm mit achtenswer­ter stimmliche­r Differenzi­erung wieder ein sympathisc­hes Porträt des feisten Schwerenöt­ers. Christophe­r Maltman ist ein Gegenspiel­er von eigenem, finsterem Rang: Sein kernig-dunkler Bariton ließ Fords Eifersucht brennen, als wär’s ein Ölteppich auf dem Ozean. David McVicars Regie ist so gediegen, Bühnenbild wie Kostüme so historisch adrett, als wäre das Ganze Jahrzehnte alt. Dem Publikum gefiel’s. (wawe)

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