Zeitreise im Waldviertel: Trekking im Bärental
Vier Tage lang wandern. In die Schütt, ins Höllfall, in die Meloner Au.
Um Einsamkeit und Natur zu genießen, muss man in Österreich gar nicht lange suchen oder gar ins Ausland fahren. Zwei Autostunden von Wien entfernt ist alles da, was der ruhesuchende Wanderer braucht: Natur, friedliche Stille, viel Grün und ein bestens beschilderter Mehrtageswanderweg. Der Bärentrail im westlichen Waldviertler Hochland ist perfekt für alle, die einmal hinauswollen und nicht viel Zeit fürs Planen und Organisieren haben. Das gelingt zum einen deshalb, weil Wanderkarte, Wegbeschreibungen und Online-Informationen hervorragend sind, und zum anderen, weil der Weg wie ein Baukasten funktioniert: „Vom Kleinen Bärentrail über zwei Tage bis zum Großen Bärentrail über vier Tage lässt sich der Weg ganz nach Gusto, Kondition und Wetter abkürzen“, erklärt Sigrid Zederbauer, Betriebsleiterin des Bärenwalds in Arbesbach. „So sind zum Beispiel auch drei erlebnisreiche Wandertage machbar.“
Rund um das Bärenschutzzentrum in Arbesbach, das es schon seit 20 Jahren gibt, reiht sich ein Naturwunder ans nächste – moosüberwucherte Granitfelsen, unter riesig-runden Steinen verborgene Wasserfälle, dunkle Moore, stille Waldflüsse, seichte Seen und duftende Wälder. Weit weg fühlt man sich von allem und vor allem weit weg vom Alltag. „Um diese wunderbare Kulturlandschaft erlebbar zu machen, haben wir den Bärentrail geschaffen“, erklärt Zederbauer. Mit „wir“meint sie den Bärenwald Arbesbach, ein Projekt der Tierschutzstiftung Vier Pfoten, und den Gemeinden Arbesbach, Altmelon, und Rapottenstein, die auch Etap- Stunden) Stunden) Die insgesamt fünf Teddybärentrails sind kürzere Varianten, die jeweils ein Teilstück des Großen Bärentrails beinhalten und kürzere, überschaubare Rundwege sind.
Bärenwald Arbesbach–Rapottenstein, dort abends Abstecher zur Burg
Rapottenstein–Altmelon Altmelon–Bärenwald Arbesbach 25 km (1–2 Tage, 8
Sämtliche Infos zu Unterkünften, Karten, genaue Wegbeschreibungen, GPSStrecken, Öffi-Verbindungen, Einkehrmöglichkeiten und Packages zum Download. Auf Anfrage organisieren die Quartiergeber auch Gepäcktransport. Unter der Woche sind Öffis gut zu nutzen.
von Juni bis August. www.baerenwald.at penziele sind. Für ganz junge Wanderer gibt es mehrere Teddybärentrails zu unterschiedlichen Themen – alle liebevoll aufbereitet wie das ganze Bärentrail-Projekt und das Bärenschutzzentrum selbst, das aktuell sieben geretteten Bären ein Refugium bietet.
Bärensicher ist der Trail auf jeden Fall: Man folgt einfach den Bärentatzenschildern. Das ganze Gebiet scheint von unzähligen Granitblöcken überrollt worden zu sein. Manchmal türmen sie sich übereinander auf, manche liegen mitten in Feldern und Wiesen, und meistens sind sie grün bemoost. In der „Schütt“zum Beispiel hat die Kraft des Wassers unzählige Brocken aus der Böhmischen Masse herausgelöst.
Das Kamptal ist eines der letzten überwiegend unverbauten größeren Flusssysteme Österreichs. Die Quellflüsse Großer und Kleiner Kamp bieten eindrucksvolle Schluchten und Blockmeere, etwa beim Naturdenkmal „Höllfall“. Dort rauscht der Große Kamp über mehrere hundert Meter durch ein enges Tal. Weil das Flussbett von Felsen verblockt ist, sind die Wasserfälle meist nur zu hören. Entlang des Ufers wächst ein Schluchtwald mit betagten Baumriesen. Der Höllfall ist Europaschutzgebiet, genauso wie die „Meloner Au“, ein Komplex verschiedener Moorarten. „Intakte Moore sind Boten der Urzeit“, weiß Sigrid Zederbauer. „Sie entstanden nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren.“Sie sind wichtige Wasserspeicher. Moorschutz ist also auch Klimaschutz. Die Meloner Au wird als Natur- und Europaschutzgebiet bewahrt. Deshalb ist der Weg durch das Moorgebiet zwischen 30. November und 20. Juni aus Naturschutzgründen, zum Schutz der Raufußhühner, gesperrt.
Wie das Ur-Waldviertel einmal ausgesehen haben könnte, ist in der Schlucht am Großen Kamp zu erahnen. Oberhalb der einsamen Heumühle fließt der Kamp durch eine wilde, nahezu unzugängliche Schlucht. Weil der Fluss abschnittsweise unter Felsbrocken versteckt ist, ist nur das Tosen des Wassers zu hören – wer denkt da noch an Alltag? Vielmehr tauchen Gedanken auf, wie die Gegend wohl früher ausgesehen hat, in einer Zeit, als Bär, Wolf und Luchs noch wild hier lebten. Das Waldviertel ist eine alte, gewachsene, abwechslungsreiche Landschaft aus Feldern, Mooren, Schluchten, uralten Wäldern, Bächen und Flüssen – deshalb und als einstiges Bärenland ist es ein Naturjuwel, das gar nicht so weit in der Ferne liegt.