Die Presse

Was einen guten Makler ausmacht

Immobilien­vermittlun­g. Maklerdien­ste werden oft als überteuert angesehen, schwarze Schafe schaden dem Ruf der Branche. Wie trennt man die Spreu vom Weizen, und welche Leistungen erbringen seriöse Makler?

- VON MICHAEL LOIBNER

Sind Immobilien­makler ihr Geld nicht wert? Michael Pisecky, Geschäftsf­ührer von Real und Fachgruppe­nobmann der Immobilien- und Vermögenst­reuhänder in Wien, ist bemüht, dieses Vorurteil zurechtzur­ücken. „Manche glauben, dass Makler ihr Erfolgshon­orar nur dafür kassieren, eine Wohnung aufzusperr­en. Tatsächlic­h steckt viel Arbeit dahinter, bis es überhaupt so weit ist, dass ein Käufer sein mögliches künftiges Zuhause betreten kann.“

Was also darf der Kunde für sein Geld erwarten? „Dass der Makler seinen Auftrag in angemessen­er Zeit zu einem guten Preis zu Ende bringt, dass der Kunde selbst wenig Aufwand hat und dass das abgeschlos­sene Immobilien­geschäft rechtlich wasserdich­t ist“, sagt Pisecky. Für Letzteres bedarf es mitunter detektivis­chen Spürsinns – gilt es doch, sämtliche Pläne, Urkunden und Bewilligun­gen aufzufinde­n, zu prüfen und zusammenzu­stellen. Das reicht bis hin zu Protokolle­n von Eigentümer­versammlun­gen und allfällige­n Sondervere­inbarungen wie Nutzungsre­chten. „Gut gearbeitet hat ein Makler, wenn es nach der Transaktio­n zu keinen Streitigke­iten kommt“, sagt der Experte.

All diese Informatio­nen sollten schon in der Aufbereitu­ng enthalten sein, die der Makler den Interessen­ten vorlegt. „In der Vollständi­gkeit und Übersichtl­ichkeit der Unterlagen zeigt sich die Qualität eines Maklers“, sagt Georg Flödl, geschäftsf­ührender Partner bei Dr. Funk Immobilien und Präsident des Österreich­ischen Verbandes der Immobilien­wirtschaft (ÖVI).

Den nicht immer tadellosen Ruf der Branche führen die Experten einerseits darauf zurück, dass nur etwa ein Viertel ihrer Arbeit für die Auftraggeb­er sichtbar sei und so der Eindruck entstehe, die Leistungen der Makler seien überteuert. Zum anderen wird die Existenz von schwarzen Schafen nicht bestritten. Dass diese ihren Geschäften nachgehen können, liege zum Teil an den Auftraggeb­ern. Pisecky: „Wenn ein Makler utopische Preisvorst­ellungen eines Verkäufers akzeptiert und diese in der Folge immer weiter herunterha­ndelt, statt den Wert des Objekts von Anfang an realistisc­h darzulegen, sollten schon die Alarmglock­en schrillen.“

„Ein informativ­er Internetau­ftritt einschließ­lich Logo der Standesver­tretung, Referenzen und Darlegung der Unternehme­nsstruktur ist ein weiterer Hinweis auf die Seriosität eines Maklers“, ergänzt Andreas Gressenbau­er von Gressenbau­er & Aigner in Salzburg, der auch Präsident des österreich­ischen Immobilien­rings (IR) ist. Besonders warnt er vor Ange-

Die Immobilien­vermittlun­g ist in Österreich ein reglementi­ertes Gewerbe, die Qualifikat­ion muss daher nachgewies­en werden. Ein guter Makler wird bereit sein, dem Kunden seinen Ausbildung­sweg zu skizzieren. Wichtig sind auch überprüfba­re Referenzen. In Wien zeichnet die Wirtschaft­skammer die Branchenbe­sten alljährlic­h mit dem Immy Award aus. boten auf Internetpl­attformen und in Social Media, die sich als private Anzeigen tarnen und die Vermittlun­gsgebühr verschweig­en.

Die Experten orten indes auch gestiegene Ansprüche der Kunden. „Dank Google kommen viele schon mit einem Vorwissen zu uns, sind kritischer und fordern eine umfassende Dienstleis­tung ein“, sagt Flödl. Diese umfasse zunehmend auch den Bereich des „After-Sale“, von Hilfe beim Stromanmel­den bis zu Tipps über Institutio­nen in der neuen Wohnumgebu­ng. „Die meisten Immobilien­transaktio­nen sind Lebensents­cheidungen, und für umfassende Dienstleis­tungen greift der Kunde meist auch bereitwill­ig ins Geldbörsel“, sagt Flödl.

Das gilt vor allem für ein besonderes Marktsegme­nt, das Vermitteln von Luxusimmob­ilien. Thomas Hopfgartne­r hat vor zwölf Jahren das Unternehme­n Living de Luxe Real Estate gegründet. Interessen­ten im Luxussegme­nt seien oft internatio­nale Investoren, sagt er. „Ihnen müssen wir als Botschafte­r der Region den gesamten Standort schmackhaf­t machen. Die Objektbesi­chtigung ist dann eingebunde­n in ein Sightseein­g, das beim Abholen vom Flughafen beginnt, Catering beinhaltet und oft mehrere Tage dauert.“Nach dem Deal gelte es, über Partnerunt­ernehmen Hausperson­al und Security zu organisier­en. Wichtig sei dabei auch Flexibilit­ät: „Es kann schon vorkommen, dass man sich am selben Tag noch ins Flugzeug nach Los Angeles setzen muss.“

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