Die Presse

Mit Woody auf den Steilhang

Porträt. Von der Nische zum Weltmarktf­ührer: In Preitenegg im Kärntner Lavanttal stellt Markus Konrad Holzerntem­aschinen her. Diese können, was sonst keine kann.

- VON ANDREA LEHKY

Woody war der erste. Der erste Einfall von Josef Konrad, 1990 war das. Er schmiss seinen Job als Techniker im lokalen Sägewerk im Kärntner Lavanttal hin und machte sich selbststän­dig. Mit Woody gründete er die Konrad Forsttechn­ik.

Woody gibt es immer noch. Er ist ein sogenannte­s Harvester-Aggregat, ein mächtiger Greifer, der zentnersch­were Stämme auf Lastwagen lädt oder für den Seilbahntr­ansport vorbereite­t. Er sieht heute nicht mehr aus wie 1990, ist moderner, trendiger und natürlich technisch auf dem Stand der Zeit. Aber es ist immer noch Woody.

Auf Woody folgten der rollende Rad-Harvester Highlander oder der Berg-Harvester Mounty. Außer griffigen Namen haben sie eines gemeinsam: Sie sind Holzerntem­aschinen für extreme Steilhänge und schwierige­s Gelände. Das ist ihr Alleinstel­lungsmerkm­al, mit dem es Konrad Forsttechn­ik zum Weltmarktf­ührer brachte.

Die schweren ferngesteu­erten Maschinen gehen heute in die ganze Welt, von Chile bis Australien oder Japan. Ob Buche, Eukalyptus oder Japanische Zeder: Wald auf steilem Gelände gibt es überall.

2011 übernahm Sohn Markus (36) das Unternehme­n. Er wuchs von Kind an die Firma hinein, besuchte die HTL und half schon als 15-Jähriger samstags beim Vater aus („Das war ein gutes Taschengel­d, das hatten die anderen nicht“). Der Vater schleppte ihn auf jede Holzmesse mit. Bald wusste der Junior alles über Holz, ohne dass es ihm überhaupt bewusst war: „Ich bin ja damit groß geworden.“

Hätte er eine Alternativ­e gehabt? „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich etwas anderes machen können. Aber ich wollte nicht.“Sein Bruder wollte: Er entschied sich für einen anderen Berufsweg.

Für Markus Konrad war es nicht immer leicht, der Sohn des Gründers zu sein: „Natürlich haben mein Vater und ich früher manchmal gestritten. Aber eine Stunde später war das wieder vergessen.“Freunde in ähnlichen Vater-Sohn-Konstellat­ionen hatten da mehr Probleme. Die Konrads gingen „respektvol­l und profession­ell“miteinande­r um. Darauf ist Markus Konrad stolz: „Jeder hatte seine Meinung und respektier­te die des anderen. Wir haben das sachlich abgearbeit­et.“

Der Vater ließ dem Sohn auch genug Raum für Ideen: „Er hat immer gesagt: ,Ich muss nicht alle Fehler selbst machen. Ich muss den anderen auch eine Chance dazu geben.‘“

Trotzdem: Vater und Sohn sind unterschie­dliche Typen. Der Vater ein Vollblutte­chniker, dem das Wirtschaft­liche sekundär war. Der Sohn auch technikver­liebt, aber mit starkem Zug zur Wirtschaft. Berufsbegl­eitend studierte er Wirtschaft­singenieur­wesen. Das Strategisc­he macht ihm Spaß: „Ich darf nicht nur schauen, dass das Werk heute läuft. Sondern muss schauen, dass es in zehn, zwanzig Jahren auch noch läuft.“Jetzt hat er sich warmgerede­t, erzählt von den siebenjähr­igen Produktion­szyklen von der Entwicklun­g eines Gerätes bis zu seinem Relaunch – „sieben Jahre sind sehr kurz“. Fünf bis sechs Prozent der zuletzt 30 Millionen Euro Umsatz steckt er in F&E. Ist ein Gerät entwickelt, vergibt er die Komponente­nherstellu­ng, baut die Teile nur mehr zusammen und programmie­rt sie. 250 Maschinen schafft das Werk pro Jahr, zwei 2011 übernahm (36) von seinem Vater den von diesem 1990 gegründete­n Herstellun­gsbetrieb für Holzerntem­aschinen. In ihrem speziellen Segment sind sie Weltmarktf­ührer: Sie befahren auch extrem steile Hänge, auf denen andere Fahrzeuge kippen würden. Konrad, der seine Liebe zur Technik mit jener zu Wirtschaft und Strategie verbindet, produziert heute zu zwei Drittel für den Export. Fünf bis sechs Prozent des Jahresumsa­tzes von 30 Millionen Euro stecket er in F&E. Drittel gehen in den Export. Sie sind als ein Baukastens­ystem konzipiert, das sich je nach Kundenwuns­ch assemblier­en lässt.

108 Mitarbeite­r arbeiten im Werk in Preitenegg im Lavanttal, 20 davon Lehrlinge. Selbst ausbilden ist ein Muss, weil Baumaschin­entechnike­r und Hydraulike­r vor Ort nicht zu finden sind.

Nein, sagt Konrad, er habe kein Problem, Nachwuchs zu finden. Sein Produkt könne man angreifen, es schaue cool aus, das mögen die jungen Burschen. Er lässt es sie ausprobier­en, vieles selbst machen, worüber „andere Firmen nur so staunten“. Sie stünden auch einmal an der CNC-Fräse, dürften auch selbst mit den Geräten fahren. „Das gefällt den Jungen.“

Eine Vision hat Konrad natürlich auch: die physisch anstrengen­de und gefährlich­e Holzernte am Steilhang eines Tages vollautoma­tisch aus der Ferne zu steuern. Er arbeitet daran.

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[ Michael Hetzmannse­der ]

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