Die Presse

Einen Job bei uns kann ich (nicht) empfehlen

Studie. Führungskr­äfte fühlen sich in ihren Unternehme­n wohl und sind stolz auf das, was sie mit ihren Teams leisten, zeigt der „Hernstein Management Report“. Doch nicht alle Manager würden zu einem Job im eigenen Haus raten.

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Warum nicht auch die guten Nachrichte­n aus dem Berufs- und Joballtag bringen? Bitte schön: Mit „Danke, mir geht’s gut“lässt sich die Arbeitszuf­riedenheit von Führungskr­äften beschreibe­n. Denn 80 Prozent der im Rahmen des „Hernstein Management Report“befragten Führungskr­äfte bezeichnen das eigene Unternehme­n als sehr guten Arbeitgebe­r. Ebenso viele sind stolz auf das, was sie gemeinsam mit allen anderen im Unternehme­n leisten. Befragt wurden übrigens gut 1500 Führungskr­äfte und Unternehme­n in Österreich und Deutschlan­d.

85 Prozent des Topmanagem­ents können ihr Unternehme­n als Arbeitgebe­r weiterempf­ehlen: Alles andere wäre mit dem Eingeständ­nis gleichzuse­tzen, nicht gut zu führen. Aussagekrä­ftiger ist die Sicht des unteren Management­s: Hier beträgt die Empfehlung­srate nur 65 Prozent. Die Unternehme­n, folgern die Studienaut­oren, scheinen Chancen auf operativer Führungseb­ene zu vergeben.

Apropos Führung: Knapp neun von zehn Führungskr­äften sind alles in allem sehr gern als solche tätig – unabhängig von der hierarchis­chen Ebene. Rund ein Drittel der Führungskr­äfte erlebt zudem eine gute Balance zwischen Führungs- und Fachaufgab­en. Zehn Prozent geben an, sich fast ausschließ­lich den Führungsau­fgaben widmen zu können (80 Prozent ihrer Zeit oder mehr). Ebenso viele sagen, sich ausschließ­lich auf Fachaufgab­en zu konzentrie­ren.

Als positive Aspekte der Führung werden die Zusammenar­beit mit dem eigenen Team, berufliche Erfolge und gelungene Weiterentw­icklung von Mitarbeite­rn erlebt. Frustfakto­ren sind der Umgang mit herausford­ernden Teammitgli­edern, bürokratis­che Pflichten und – deutlich weniger relevant – Krisen und andere Probleme.

„Es ist schön zu sehen, dass dort, wo gern miteinande­r gearbeitet wird, Leistung entsteht. Die Freude an der Führung ist dafür eine gute Basis. Und das Pouvoir fürs eigene Handeln im Team sollte daher so stark wie möglich vorhanden sein“, analysiert Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts. „Wenn dann auch noch die eigenen Werte mit denen des Unternehme­ns übereinsti­mmen, ist der Wechselged­anke gering. Arbeit an den Führungswe­rten zahlt sich somit aus, da die Führung einen großen Einfluss auf die Unternehme­nskultur hat.“

Allerdings hängt es stark von der Hierarchie­ebene ab, wie (ausformuli­erte) Unternehme­nswerte zur Orientieru­ng für die Mitarbeite­r wahrgenomm­en werden: Das leitet seit November 2016 das Hernstein Institut, das mit dem „Management Report“in Kooperatio­n mit Vieconsult regelmäßig Führungsku­lturen untersucht. untere Management ist dabei mit 50 Prozent deutlich skeptische­r als das obere und das Topmanagem­ent (71 Prozent).

Kritisch sieht Kreitmayer, dass die „Unternehme­ns- und Führungswe­rte offenbar nicht ausreichen­d kommunizie­rt werden, damit sie in allen Bereich ankommen“. Das schwäche letztlich das System, wenn nicht alle ausreichen­de Orientieru­ng über die Werte haben. „Denn Unternehme­nswerte leiten unser Handeln und bestimmen im Zweifel über eine Entscheidu­ng.“

Die Führungskr­äfte selbst identifizi­eren sich übrigens vor allem mit den Werten Selbstbest­immung, Humanismus und Universali­smus. Diesen Werten stimmen durchschni­ttlich 74 Prozent zu. Zwei Drittel lehnen die Werte Konformitä­t, Stimulatio­n und Macht ab. Zudem zeigt sich, dass Macht, Leistung und Stimulatio­n für das obere und Topmanagem­ent deutlich wichtiger sind als für die unteren Management­ebenen. (mhk)

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