Die Airport-City wächst – auch ohne dritte Piste
Neue Billig-Airlines sorgen für Passagierrekorde am Flughafen Wien, was sich wiederum in steigenden Gewinnen niederschlägt. Die Aktionäre profitieren von steigenden Kursen und einer höheren Dividende.
Bis die dritte Piste am Flughafen Wien in Betrieb geht, dauert es – im Bestfall – noch gute zehn Jahre. Denn noch sind nicht alle Rechtsverfahren beendet. Die jüngste Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVwG) stimmt das Airport-Management dennoch optimistisch: Das Gericht hat dem Antrag von Pistengegnern nach aufschiebender Wirkung nicht stattgeben.
Die Verkehrsentwicklung spielt den Flughafen-Chefs Günther Ofner und Julian Jäger, die für die dritte Piste massiv Werbung machen und sich dabei von der neuen Regierung unterstützt sehen, jedenfalls in die Hände: Im Vorjahr gab es mit 24,4 Millionen Fluggästen (plus 4,5 Prozent) einen Passagierrekord. Parallel dazu stieg der Umsatz um 1,6 Prozent auf 753,2 Mio. Euro. Das heißt, dass der Ausfall durch die Insolvenz von Air Berlin und Niki schon im Vorjahr durch andere Airlines wettgemacht worden ist.
Heuer dürften vor allem die Billig-Airlines das Geschäft kräftig ankurbeln. Mit Laudamotion/ Ryanair, EasyJet, Wizz Air und Vueling kamen bzw. kommen vier große Airlines neu nach Wien. Sie nehmen Wien nicht nur in ihr Streckennetz auf, sie machen Wien zu einer ihrer Flugbasen und stationieren Flugzeuge hier. Dazu kommen neue Langstreckenverbindungen der AUA, von Saudia, Kuwait Airways und Hainan.
Weshalb sowohl heuer wie auch 2019 mit weiteren Passagierrekorden gerechnet wird. Aber nicht nur das: Zweimal hat der Flughafen, an dem die Länder Wien und Niederösterreich je 20 Prozent halten, schon die Gewinnprognose er- höht. Jetzt geht man von einem Nettoergebnis von 148 Mio. Euro (nach 127 Mio.) aus. Bleibt die Ausschüttungsquote gleich bei rund 50 Prozent würde das eine Erhöhung der Dividende von 20 Prozent bedeuten.
Ein doppelter Gewinn für die Aktionäre, die sich seit Anfang 2017 auch über einen kräftigen Kursanstieg freuen können. Vom Hoch im diesjährigen Jänner von 36,30 Euro hat sich das Papier zwar wieder – im internationalen Gleichklang – nach unten entfernt. Aber die Aktie hält sich rund um die 33 Euro.
Der Flughafen nimmt daher – ungeachtet der Piste – viel Geld für den Aus- und Umbau der Terminals in die Hand. An dem nicht gerade geglückten Terminal 3, dessen Kosten- und Zeitplan bekanntlich total aus dem Ruder lief, ist nicht viel zu rütteln. Umso vorsich- tiger geht man bei den anderen Projekten (Terminal 2, Pier Ost) vor. Noch wird geplant, aber 2024 soll alles fertig sein. Dann sei eine Kapazität für 35 Millionen Passagiere geschaffen, heißt es. Das Investitionsvolumen liegt innerhalb von zehn Jahren bei 1,6 Milliarden Euro.
Der Flughafen verdient aber nicht nur mit dem Fliegen, wobei die Beteiligungen an den Flughäfen Malta und Kosiceˇ ebenfalls Gewinne beisteuern: Permanent werden neue Shops und Restaurants eröffnet. Parallel dazu wird die „Airport City“weiter entwickelt. Heuer werden gut 175 Mio. Euro investiert. Dabei geht es vor allem um ein drittes Hotel und ein Gesundheitszentrum (vor allem für die Beschäftigten am Standort). Letzteres wird im September eröffnet. Der Officepark 4 ist schon ausgebucht.
Vor kurzem wurde die Ansiedlung des Logistikcenters von DHL fixiert, Verträge mit zwei weiteren großen Logistik-Unternehmen stehen vor dem Abschluss. Dabei sei der Wirtschaftspark so gut wie voll. Insgesamt sollen heuer in der Airport-Region rund 1000 neue Arbeitsplätze entstehen, allein 500 bei DHL.
Mit dem Ausbau des Flughafens und der umliegenden Gewerbe-Region steigt freilich auch das Verkehrsaufkommen am Boden. Deshalb drängt der Flughafen auch auf einen raschen Bau der Bahnlinien nach Bratislava und Budapest, sowie auf den Lobautunnel.