Nehmen die Roboter wirklich unsere Jobs weg?
Ja, durch die Digitalisierung werden Arbeitsplätze verloren gehen. Aber es werden auch neue Jobs geschaffen werden.
Nahezu im Wochenabstand geistern Schreckensmeldungen durch die Medien, denen zufolge die Hälfte oder mehr unserer Arbeitsplätze durch Digitalisierung – meist durch den „Roboter“symbolisiert – in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten verloren gehen werden. Die Studien sind von der Methode wie vom Ergebnis her zumindest nicht falsch, und sie warnen zu Recht davor, die Gefahren für den Arbeitsmarkt zu ignorieren.
Problematisch ist allerdings die Terminologie, die Aufmerksamkeit heischend mit der Angst der Leser spielt: „Warum die Angst vor dem Jobverlust berechtigt ist“, „Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen“oder „Roboter stehlen jeden dritten Job“. Genau das, nämlich massive Arbeitsplatzverluste, prognostizieren die Studien nämlich nicht, und zwar aus zwei Gründen. Erstens untersuchen sie bloß die Wahr- scheinlichkeit, mit der bestimmte Berufe oder Aufgaben rein technisch automatisierbar sein könnten; sie untersuchen nicht die Frage nach der ökonomischen, rechtlichen, ethischen oder organisatorischen Umsetzbarkeit der Digitalisierung, die Frage also, ob und in welchem Ausmaß bestimmte Jobs in der Realität durch „Roboter“tatsächlich ersetzt werden (können).
Zweitens beschäftigen sich die Studien zwar mit der Frage, wie viele Jobs verloren gehen könnten, nicht aber mit der Entstehung neuer Jobs durch Digitalisierung. Das ist quantitativ wie qualitativ sehr viel schwieriger abzuschätzen als die Verluste: Offensichtlich ist, dass für die Erzeugung wie für die Wartung von Hard- und Software zusätzliche Fachkräfte gebraucht werden. Die Abschätzung der neuen Produkte und neuen Tätigkeiten jedoch, die durch Digitalisierung entstehen könnten, erfordert Fantasie.
Die Studien, die das versuchen, prognostizieren zwar ein erhebliches (Brutto-)Freisetzungs-, aber ein etwa gleich hohes Jobschaffungspotenzial der Digitalisierung; in Bezug auf die Nettofreisetzung sind sie somit keineswegs pessimistisch.
Die jüngste Studie von PwC („Will robots really steal our jobs?“) etwa, die ein Brutto-Freisetzungspotenzial von etwa einem Drittel prognostiziert, weist auf das Potenzial der Digitalisierung zur Schaffung von Arbeitsplätzen ausdrücklich hin: in entwickelten Industriestaaten wie in den USA oder in der EU könnten die Verluste etwa kompensiert werden.
Die Angst der Öffentlichkeit vor der Arbeitsplatz vernichtenden Wirkung der Digitalisierung beruht einerseits auf der Vision der menschenleeren Fabrik, andererseits auf der durchaus richtigen Überlegung, dass durch Erzeugung und Wartung der „Roboter“nicht so viele Arbeitsplätze entstehen können, als durch ihren Einsatz