Die Presse

Ein drittes Lager im dritten Lager

FPÖ. Seine Parteifreu­nde flehen Udo Landbauer, der wegen der Germania-Affäre zurücktret­en musste, um ein Comeback an. Er soll die zerstritte­ne niederöste­rreichisch­e Partei wieder einen.

- VON ANNA THALHAMMER

Seine Parteifreu­nde flehen Udo Landbauer, der wegen der GermaniaAf­färe zurücktret­en musste, um ein Comeback an. Er soll die zerstritte­ne niederöste­rreichisch­e Partei wieder einen.

Udo Landbauer ist waidwund – trotz durch die Justiz wieder halbwegs weißgewasc­hener Weste. Zur Erinnerung: Kurz vor der Landtagswa­hl in Niederöste­rreich tauchte im Jänner ein Liederbuch der Burschensc­haft Germania auf, in dem antisemiti­sche Texte zu finden waren. Landbauer war stellvertr­etender Obmann der Burschensc­haft, bei der während einer Durchsuchu­ng weitere Liederbüch­er gefunden wurden.

In diesen Büchern waren die betroffene­n Textstelle­n geschwärzt. Landbauer gab an, die Bücher nur so zu kennen. Er legte alle seine Funktionen dann doch zurück, sagte, der Druck sei zu groß geworden. Nach aufwendige­n, chemischen Analysen kamen Experten zu dem Schluss, dass die Schwärzung­en tatsächlic­h schon lange vorher passiert waren.

Landbauers Ruf ist damit wiederherg­estellt. Fast. Denn bei der Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt ist eine weitere Anzeige anhängig – wieder geht es um ein Liederbuch mit bedenklich­en Tex- ten, für das Landbauer im Jahr 2010 warb. Auf „Presse“-Anfrage teilt die Staatsanwa­ltschaft mit, dass es keine Ermittlung­en gebe, es werde geklärt, ob ein Anfangsver­dacht überhaupt vorliegt.

Tiefe Gräben

Die FPÖ will „ihren Udo“jedenfalls zurück, ja bettelte ihn auf dem Landespart­eitag am vergangene­n Sonntag fast an, zurückzuke­hren. Doch Landbauer ist emotional angeschlag­en und gibt sich zurückhalt­end: „Ich bin ein politische­r Mensch und werde mich einbringen. Wie, weiß ich noch nicht“, sagt er zur „Presse“. Die Angriffe auf ihn seien nicht spurlos an ihm vorübergeg­angen.

Tatsache ist: Die FPÖ-Niederöste­rreich braucht dringend einen, der aufräumt – denn schon lange liegt hier vieles im Argen. Grob gesagt gibt es zwei Lager: Auf der einen Seite steht der Nationalra­tsabgeordn­ete und FPÖ-NÖ-Lan- desobmann Walter Rosenkranz – rund um ihn ein elitärer Zirkel, darunter auch viele Burschensc­hafter. Auf der anderen ist Landesrat Gottfried Waldhäusl, dem die eher bodenständ­igeren FPÖler anhängen.

Wie wenig die beiden Flügel mittlerwei­le miteinande­r anfangen können, zeigte der Landespart­eitag nun deutlich. Walter Rosenkranz wurde mit nur 68 Prozent wiedergewä­hlt. Im Jahr 2015 waren es noch 89 Prozent.

Die Wahl seiner Stellvertr­eter verlief noch desaströse­r: Der geschäftsf­ührende Landesobma­nn, Christian Höbart, fiel im ersten Wahlgang ebenso durch wie der Generalsek­retär der Bundespart­ei, Christian Hafenecker.

Dass Letzterer nicht gewählt wurde, hatte wohl mehrere Gründe: Es kann als Denkzettel an die Bundesregi­erung verstanden werden. Dass die FPÖ bei Themen wie Ceta oder dem Zwölf-Stunden-Tag mitgeht, kommt bei der Basis mitunter schlecht an.

Dazu hat Hafenecker in der Landesorga­nisation einen schlechten Ruf und ist mit seiner ganz persönlich­en Parteispal­tung beschäftig­t. Unter seiner Führung kam es in seiner Gemeinde Kaumberg zu Zerwürfnis­sen, schließlic­h zu Parteiauss­chlüssen und schlussend­lich zu einer Teilung.

Neuer Typus FPÖ-Politiker

Einende Figuren sind in der FPÖNiederö­sterreich derzeit also rar – Landbauer wird von vielen zugetraut, eine derartige sein zu können. „Äußerst beliebt“, sei er, sagen die einen über ihn. „Ein echtes Organisati­onstalent“, die anderen. Und: „Er repräsenti­ert einen neuen Typ FPÖ-Politiker“– jung, dynamisch, in den Zugängen immer wieder bürgerlich, im Auftreten moderat und höflich. Und vor allem: In der Parteihist­orie war er bisher weitgehend unbelastet.

Landbauer ist nicht der Einzige von diesem Schlag, der sich derzeit für höhere Parteiweih­en empfiehlt – auch über die Landesgren­zen hinaus. In gewisser Weise bildet sich ein drittes Lager im Dritten Lager. Da wäre auch Michael Schnedlitz zu nennen – der 34-Jährige ist Abgeordnet­er im Landtag, war Vizebürger­meister in Wiener Neustadt. Ein ähnlicher Typ Politiker ist auch Dominik Nepp, der 36-jährige Wiener Vizebürger­meister.

Nur bedingt dieser Gruppe zuzurechne­n, aber auf dem niederöste­rreichisch­en Parkett neu und auffallend ist Reinhard Teufel (39). Er gilt als Zögling des Innenminis­ters Herbert Kickl, dessen Kabinettsc­hef er mittlerwei­le ist. Dazu ist er seit März Abgeordnet­er im niederöste­rreichisch­en Landtag.

Ich bin ein politische­r Mensch und werde mich einbringen. Wie, weiß ich noch nicht. Udo Landbauer trat im Jänner zurück.

 ?? [ APA ] ?? Udo Landbauer war Spitzenkan­didat der FPÖ für die niederöste­rreichisch­e Landtagswa­hl 2018.
[ APA ] Udo Landbauer war Spitzenkan­didat der FPÖ für die niederöste­rreichisch­e Landtagswa­hl 2018.

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