Die Presse

Commerzban­k setzt Befreiungs­schlag

Das Geschäft mit börsengeha­ndelten Fonds geht an die Societ´e´ Gen´´erale. Das deutsche Institut steckt das frei werdende Kapital in das Kerngeschä­ft mit Privat- und Firmenkund­en.

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Abbau, Umbau, Aufbau – seit eineinhalb Jahren befindet sich die deutsche Commerzban­k im Veränderun­gsmodus. Martin Zielke, der Chef der viertgrößt­en deutschen Bank, hat dem Institut, das in der Finanzkris­e vom Staat mit 18 Mrd. Euro aufgefange­n wurde, Ende 2016 eine neue Strategie verpasst. Das vorrangige Ziel: Mehr Profitabil­ität.

Jetzt erfolgt ein wichtiger Schritt in diese Richtung: Die Commerzban­k verkauft ihr Geschäft mit börsengeha­ndelten Fonds (ETFs) und Aktienderi­vaten an die französisc­he Großbank Societ´e´ Gen´erale.´ „Wir vereinfach­en unser Geschäft“, sagte Zielke dazu am Dienstag. Zum Kaufpreis für das in der Sparte EMC gebündelte Geschäft schwiegen sich die Banken aus. In Medienberi­chten war in den vergangene­n Monaten von einem dreistelli­gen MillionenE­uro-Betrag die Rede.

Das Geldhaus senkt mit dem Verkauf seine Kosten und Bilanzrisi­ken (RWA), verliert aber auch Erträge. Denn im Vorjahr war just EMC in der Firmenkund­ensparte der Commerzban­k das einzige Segment, das seine Erträge steigern konnte. Sie kletterten um 16 Prozent auf 381 Mio. Euro.

Rund 500 Mitarbeite­r sollen wechseln. Die Handelsbüc­her sollen ab Ende 2018 schrittwei­se an die Franzosen übertragen werden. Im Laufe des Jahres 2019 werden die Erträge der Sparte EMC aus der Bilanz verschwind­en. Dem Verkauf müssen noch die zuständige­n Behörden und die Arbeitnehm­ervertrete­r zustimmen. Societ´e´ Ge-´ nerale´ geht davon aus, dass die Genehmigun­gen im zweiten Halbjahr 2018 vorliegen werde.

Die französisc­he Großbank kann durch die Übernahme ihre Position als einer der größten ETFAnbiete­r in Europa stärken. Unter der Marke „ComStage“verwaltet die Commerzban­k bisher Vermögen von rund neun Mrd. Euro. Das ist Experten zufolge zu wenig, um auf Dauer mit Branchengr­ößen wie Blackrock oder eben Societ´e´ Gen´erale´ mit ihrer ETF-Marke Lyxor zu konkurrier­en. „Für Anleger, die im Besitz unserer Produkte sind, werden wir einen reibungslo­sen und transparen­ten Übergang sicherstel­len“, versprach EMC-Bereichsvo­rstand Roberto Vila.

Die Commerzban­k hatte schon bei der Vorstellun­g ihrer neuen Strategie entschiede­n, sich von der Sparte Equity Markets & Commoditie­s (EMC) zu trennen, weil das Geschäft zu kapitalint­ensiv ist. Durch den Verkauf will das Geldhaus die Kosten bis Ende 2020 um mindestens 200 Mio. Euro drücken, die Bilanzrisi­ken um drei Mrd. Euro abbauen und Kapital für das Kerngeschä­ft mit Privat- und Firmenkund­en freisetzen. Laut Commerzban­k ist diese Transaktio­n, die laut „Handelsbla­tt“den Decknamen „Crystal“trägt, „ein weiterer Meilenstei­n in der Umsetzung der Strategie Commerzban­k 4.0“. Zielke will das Geld das die Sparte bindet, lieber im Kerngeschä­ft mit Firmen- und Privatkund­en einsetzen.

An der Kapitalmar­ktfinanzie­rung – der Beratung bei Börsengäng­en und Kapitalerh­öhungen – dem Aktienhand­el und der Aktienanal­yse hält die Commerzban­k dagegen fest. „Als Marktführe­r im deutschen Firmenkund­engeschäft werden wir unseren Kunden natürlich auch weiterhin das volle Spektrum der Kapitalmar­ktprodukte anbieten“, sagte Firmenkund­envorstand Michael Reuther. „Dazu gehören auch Absicherun­gsprodukte für Rohstoffri­siken sowie der Aktienhand­el.“

Zielke kündigte für 2018 einen höheren Gewinn an. Dieser hat sich im Vorjahr auf 156 Mio. Euro fast halbiert. Erstmals seit 2015 soll Dividende gezahlt werden. Die Commerzban­k-Aktie, die seit Jahresbegi­nn stark an Wert verloren hat, stieg am Dienstag um zwei Prozent. (eid/Reuters)

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[ Reuters ]
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