Glencore unter Korruptionsverdacht
Ermittlungen der US-Justiz lassen die Aktien des Konzerns abstürzen.
Dem weltgrößten Rohstoffhändler und Bergbaukonzern Glencore macht eine Vorladung der US-Justizbehörden zu schaffen. Die Ermittlungen in den USA stehen im Zusammenhang mit verdächtigen Zahlungen in Nigeria, Kongo und Venezuela – Länder, in denen Korruption üblich ist.
Die US-Tochter sei aufgefordert worden, Dokumente vorzulegen, teilte das Unternehmen mit Sitz im Schweizer Baar am Dienstag mit. Dabei gehe es um Geschäfte seit 2007. Die Vorladung werde geprüft.
US-Gesetze stellen das Zahlen von Schmiergeld im Ausland unter Strafe. Glencore gab an, 2017 rund 308 Mio. Dollar an den Kongo gezahlt zu haben. In Nigeria kaufte der Konzern demnach Rohöl von staatlichen Unternehmen für gut 94 Mio. Dollar. Die US-Justiz will nun wissen, ob Glencore Anti-Korruptions- und Geldwäschegesetze eingehalten habe.
Vor allem der Kongo spielt eine wichtige Rolle in der Strategie von Glencore. Der Konzern will stark bei Elektromobilität mitmischen und ist daher an den großen Vorkommen an Kupfer und Kobalt im Kongo interessiert.
Die Anleger gerieten in Panik: Die Aktien sackten um bis zu 13,3 Prozent ab und waren der größte Verlierer im britischen Leitindex FTSE-100.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte zunächst ein Rechtsstreit in der Republik Kongo den Aktienkurs belastet. Nach Berichten um die Eröffnung einer of- fiziellen Untersuchung der britischen Anti-Korruptionsbehörde Serious Fraud Office brach der Kurs ebenfalls kurzfristig ein.
Die Geschäfte von Glencore, besonders im Kongo, wurden in den vergangenen Jahren wiederholt von NGOs und Medien kritisiert. Der Konzern hat dort beim Abschluss der Bergbaulizenzen für die Kupfer- und Kobalt-Minen Mutanda und Katanga offenbar mit dem israelischen Geschäftsmann Dan Gertler zusammengearbeitet und dessen enge Kontakte zur politischen Führung genutzt. Kredite von Glencore an Gertler waren mit der Veröffentlichung der „Paradise-Papers“in den Fokus geraten. Gertler steht seit Dezember 2017 wegen Korruptionsvorwürfen auf der Sanktionsliste der USA. (ag.)