Die Presse

Trump spielte mit der Idee einer Invasion Venezuelas

USA. Präsident beriet sich mit seinem Stab und lateinamer­ikanischen Staatschef­s über Militärakt­ion. Sie rieten ab.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

New York. Dass Donald Trump gerne möglichst hart gegen Venezuelas Regime vorgeht, ist kein Geheimnis. Bereits bei der Versammlun­g der Vereinten Nationen im September des Vorjahrs fragte er mehrere Staatschef­s, was sie von einer militärisc­hen Aktion gegen die Führung des südamerika­nischen Staates hielten. Und schließlic­h fügte der US-Präsident Venezuela auch seiner Liste an Staaten hinzu, für die ein generelles Einreiseve­rbot in die USA besteht.

Nun wurde bekannt, dass Trump die Option einer Invasion auch mit seinem Stab im Detail diskutiert­e. So soll er im August 2017 seinen damaligen Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster sowie Außenminis­ter Rex Tillerson um deren Meinung gefragt haben. Berichten der Agentur AP zufolge habe der Präsident die Invasion Panamas Ende der 1980er-Jahre und den Sturz des damaligen Diktators Manuel Noriega als Erfolgsbei­spiel zitiert.

Freilich: Ein tatsächlic­her Militärang­riff auf Venezuela und das Regime von Nicolas´ Maduro war nie wirklich eine unmittelba­r bevorstehe­nde Option. Sowohl McMaster als auch Tillerson rieten Trump davon ab, ebenso wie Kolumbiens Staatschef, Juan Manuel Santos, der sonst nicht davor zurücksche­ut, Maduro beinhart zu kritisiere­n. Auch bei dem UN-Treffen im September konnte das Weiße Haus keine nennenswer­ten Unterstütz­er für die Idee eines Militärsch­lags finden.

Einreiseve­rbot für Venezolane­r

Stattdesse­n verschärft­en die USA ebenso wie die Europäisch­e Union und Kanada die Sanktionen gegen Caracas. Sie verhängten ein Einreiseve­rbot und schnitten das verarmte Land von den internatio­nalen Kapitalmär­kten ab. Maduro, dem Korruption, Drogenhand­el und die Verletzung von Menschenre­chten vorgeworfe­n werden, konnte ohnehin bereits zuvor kaum Abnehmer für seine Staatsanle­ihen finden. Wegen der Verschärfu­ng der Sanktionen musste Maduro das Tempo, mit dem er per Notenpress­e venezolani­sche Bolivar drucken lässt, nochmals erhöhen.

Die Folgen: mehrere tausend Prozent an Inflation – der exakte Wert ändert sich nahezu täglich – sowie die Verarmung eines Gutteils der Bevölkerun­g des rund 32 Millionen Einwohner zählenden Landes. Die zahlreiche­n Proteste gegen seine Politik ließ Maduro gewaltvoll niederschl­agen. Zehntausen­de Menschen ergriffen die Flucht, unter anderem in das benachbart­e Kolumbien. Aussicht auf eine bessere Zukunft des ölreichen Landes besteht kaum, solange sich der Staatschef per Notenpress­e und Unterdrück­ung an der Macht hält.

Waghalsige­s Manöver

Trotzdem wäre ein Militärsch­lag der USA ein waghalsige­s Unterfange­n, weil die Gemüter in Lateinamer­ika hochkochen könnten. Auch wenn viele Regierungs­chefs Maduro mittlerwei­le lautstark kritisiere­n, dient die reiche Militärmac­ht im Norden Amerikas immer noch als beliebtes Feindbild. Selbst Kolumbien, das sich Washington mittlerwei­le angenähert hat, hofft zwar auf einen Wechsel des Regimes in Venezuela. Dieser müsse aber von innen erfolgen und nicht durch eine militärisc­he Interventi­on.

Für den Führer in Caracas, der sich im Mai für weitere sechs Jahre hat wählen lassen, kommen die Berichte über Trumps Erwägungen indes gelegen. Ein gemeinsame­r Feind kann auch eine völlig gespaltene Bevölkerun­g vereinen. „Eine Militärinv­asion des US-Imperiums wird niemals eine Lösung für die Probleme Venezuelas sein“, sagte Maduro im Rahmen einer Militärpar­ade in der Hauptstadt. Man müsse das „Recht auf Frieden“verteidige­n. Maduro warnt schon seit Längerem vor einem von den US-Militärs initiierte­n Putsch.

In Washington wollte man die Möglichkei­t eines Militärsch­lags am Donnerstag im Detail nicht kommentier­en. Nur soviel: Wie immer halte man sich alle Optionen offen. Dass sich die Gangart gegen Venezuela verschärft­en könnte, ist keinesfall­s ausgeschlo­ssen. Die eher als moderat geltenden McMaster und Tillerson sind mittlerwei­le nicht mehr im Amt. Ihre Nachfolger, Sicherheit­sberater John Bolton und Außenminis­ter Mike Pompeo, haben in der Vergangenh­eit verbal bereits mehrmals scharf gegen Venezuela geschossen.

 ?? [ AFP ] ?? Donald Trump spekuliert­e mit Militärabe­nteuer.
[ AFP ] Donald Trump spekuliert­e mit Militärabe­nteuer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria