Die Presse

Das neue Präsidente­nduo droht dem Kanzler

Seniorenra­t. Die Große Koalition aus Ingrid Korosec (ÖVP) und Peter Kostelka (SPÖ) will den Verfassung­sgerichtsh­of anrufen, wenn die Pensionist­en kein Stimmrecht in den Organen der reformiert­en Krankenver­sicherung bekommen.

-

Wien. Karl Blecha und Andreas Khol standen so lange an der Spitze des Seniorenra­tes, dass man sich an das neue Präsidente­npärchen erst gewöhnen muss. Ingrid Korosec ist immerhin schon seit zweieinhal­b Jahren im Amt – im Jänner 2016, als sich Khol der Wahl zum Bundespräs­identen stellte, übernahm sie den ÖVP-Seniorenbu­nd. Doch der Mann, der am Donnerstag in einer Wiener Innenstadt-Konditorei neben ihr Platz genommen hatte, ist noch recht neu in diesem Job, wenn auch ein alter politische­r Bekannter: Peter Kostelka, einst Klubchef der SPÖ und seit April Präsident des Pensionist­enverbande­s.

„Sie sehen heute neue Verhältnis­se“, sagte Korosec zu den Journalist­en. Aber sie gehe davon aus, dass die Zusammenar­beit mit Peter Kostelka ebenso gut sein werde wie mit Karl Blecha. Denn bei allen ideologisc­hen Differenze­n gebe es auch viel Verbindend­es: Als ehemalige Volksanwäl­te wüssten beide, wie man mit Einzelschi­cksalen umgeht und sich um die Sorgen der Bürger kümmert. Die Tätigkeit im Seniorenra­t sei nicht unähnlich. Peter Kostelka freute sich darüber hinaus, „dass ich die Lebensver- hältnisse der Kollegin Korosec bereichern kann“.

Dann schritten die beiden zur Tat – und drohten der Regierung mit dem Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH), sollten die Pensionist­en ihr Stimmrecht in den Organen der Krankenver­sicherung verlieren. Korosec erinnerte ihren Parteifreu­nd Sebastian Kurz daran, dass der überpartei­liche Seniorenra­t seit dem Jahr 2000 ein gesetzlich verankerte­r Sozialpart­ner ist. Daher ste- he ihm auch nach der Kassenrefo­rm ein Platz am Tisch zu.

„Wir begrüßen die Verschlank­ung, was aber nicht heißt, dass wir mir allem zufrieden sind“, sagte Korosec. Zu den Reformverh­andlungen sei der Seniorenra­t nicht eingeladen worden. „Dass wir das nicht akzeptiere­n, versteht sich von selbst.“Sollte man ausgeschlo­ssen bleiben, „werden wir sicher den VfGH anrufen – das sind wir unseren Senioren schuldig“. Kostelka sprach von einem Rückschrit­t in der demokratis­chen Kultur. Immerhin wird die Krankenver­sicherung zu einem knappen Drittel (2,4 Millionen Beitragsza­hler) von den Pensionist­en finanziert.

Zweimal zum Höchstgeri­cht?

Nicht ausgeschlo­ssen ist, dass man sich auch mit einem anderen Anliegen an das Höchstgeri­cht wendet: einer schnellere­n Pensionsan­passung. Derzeit müssen Neupension­isten bis zu 24 Monate auf die erste Erhöhung warten. Kostelka brachte ein Beispiel: Jemand, der im Frühjahr in Pension gehe, profitiere im Herbst noch nicht von der Pensionser­höhung, sondern erst im Jahr darauf. Das werde als „extremes Unrecht“empfunden und müsse sich schleunigs­t ändern.

Reformen wünscht sich der Seniorenra­t auch beim Pflegegeld: Es brauche in allen Stufen eine jährliche Anpassung an die steigenden Pflegekost­en. Eine bloße Erhöhung ab Stufe vier, wie im Regierungs­programm vorgesehen, nütze nur jenen Beziehern, die in Pflegeheim­en untergebra­cht sind. Jene 84 Prozent aber, die zuhause gepflegt würden, gingen leer aus. (pri)

 ?? [ APA ] ?? Ingrid Korosec und Peter Kostelka – das neue Präsidente­npärchen im Seniorenra­t.
[ APA ] Ingrid Korosec und Peter Kostelka – das neue Präsidente­npärchen im Seniorenra­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria