Kampf der Bäder gegen Sex-Attacken
Sommersaison. Sicherheitsbademeister und Gratiseintritt für Polizisten werden verlängert.
Die Wiener Bäder setzen auf spezielle Sicherheitsbademeister, die Gratiseintritte für Polizisten werden verlängert.
Die Monate April und Mai des heurigen Jahres waren so warm wie seit 50 Jahren nicht. Gute Voraussetzungen also für einen Rekordbesuch in den Wiener Bädern? Zuletzt, in „kühleren“JuniTagen, als es am Freitag auch Gewitter gab, waren die Bäder aber mehr oder weniger leer.
1 Wie ist der bisherige Sommer für die Wiener Bäder verlaufen?
Der Mai war zwar, auch in Wien, überdurchschnittlich warm, auch haben die Wiener Bäder den Temperaturen entsprechend schon Ende April aufgesperrt, eine gute Badesaison macht das aber noch nicht: In Summe liegt die Zahl der Besucher aktuell bei gut 868.500, das sind rund 20 Prozent weniger als voriges Jahr.
Allerdings war 2017 der Juni warm, der Juli dafür nicht überragend gut. Wenn es jetzt im Juli wieder richtig heiß wird, könnte das für die Bäder noch ein guter Sommer werden. Wenn es nicht allzu viele Tage mit schlechterem Wetter gibt: Da werden in den reinen Sommerbädern vielleicht 50, 100 Badegäste gezählt – die Hartgesottenen eben, die bei jedem Wetter schwimmen.
2 Bleiben Sicherheitsbademeister und Gratiszugang für Polizisten?
Beide Maßnahmen, die es nun seit dem Jahr 2016 gibt, bleiben. Die 40 sogenannten First Responder, das sind zusätzlich geschulte Bademeister, die nur für Sicherheit zuständig sind, hätten sich bewährt, heißt es von den Wiener Bädern. Sie sind für Kontrollen, Rundgänge oder einfach dafür da, Präsenz zu zeigen.
Im Notfall sind sie aber angehalten, Verstärkung oder die Polizei zu rufen. Im Durchschnitt sind in jedem städtischen Bad ein bis zwei dieser speziellen Sicherheitsbademeister – man erkennt sie an einem speziellen Aufnäher am Gewand – unterwegs.
Auch der Gratiseintritt für Polizisten bleibt. Die müssen im Ge- genzug zum freien Eintritt dem Bad ihre Identität bekannt geben und im Fall des Falles sich auch ausrufen lassen.
Voriges Jahr haben mehr als tausend Beamte (oder Beamte in mehr als 1000 Fällen, eine Unterscheidung ist nicht möglich) von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Im Vorfeld war man bei den Wiener Bädern an schönen Tagen von, „weit über 100 Beamten“täglich ausgegangen. Das Ziel wurde offensichtlich nicht erreicht. Aber, in immerhin 40 Fällen sind vergangenes Jahr Beamte, die sich gegen Gratiseintritt gemeldet hatten, bei Zwischenfällen in einem der Wiener Bäder eingeschritten.
3 Wie oft muss die Polizei generell in Wiener Bädern einschreiten?
Tendenziell sind Polizisten häufiger im Einsatz. Auch heuer ist es in den wenigen Wochen des bisherigen Sommerbetriebs schon zu einer Reihe von Einsätzen gekommen, bei denen die Polizei dem Personal der Bäder zu Hilfe kommen musste.
In der Donaustadt wurde das Badepersonal bedroht. Im Hütteldorfer Bad kam es zu einem Raufhandel, auch im Kinderfreibad Herderpark wurde Personal durch einen aggressiven Badegast, der in Straßenkleidung ins Becken wollte, bedroht. Dazu ist es zu mehreren Fällen von Vandalismus oder Kästcheneinbrüchen gekommen – und auch bereits zu drei Fällen von sexueller Belästigung.
Im Durchschnitt musste die Wiener Polizei zuletzt 40 Mal in einem Sommer zu Einsätzen in den Wiener Bädern ausrücken, dazu kamen 20 Einsätze in den Hallenbädern in der kalten Jahreszeit. Bei diesen 40, bzw. 60 Fällen in den 17 Bädern ist es allein um Raufhandel, Drohungen, Körperverletzung und Belästigung gegangen. Eigentumsdelikte sind nicht eingerechnet. Diese Zahl war 2016 und 2017 relativ konstant – auch die Anzahl der bisherigen Einsätze lässt auf keinen Anstieg gegenüber dem Vorjahr schließen. Ein signifikanter Anstieg wurde 2016 ver- zeichnet, besonders in Bezug auf sexuelle Belästigung. Seit 2016 wird – Stichwort Silvesternacht Köln – konsequent bei jeder Beschwerde in diese Richtung die Polizei gerufen. Der Anstieg der Einsatzzahlen bzw. registrierten Vorfälle dürfte zum einen an der viel höheren Sensibilisierung liegen – es ist aber auch zu drastischen Fällen gekommen: Wie Vergewaltigung eines Zehnjährigen im Theresienbad im Dezember 2015. Oder, die versuchte Vergewaltigung eines 15-Jährigen im vorigen Sommer im Schafbergbad, für die ein syrischer Asylwerber verurteilt wurde.
4 Wie viele Fälle sexueller Belästigung gab es heuer?
Bisher sind in dieser Saison drei Fälle bekannt geworden, in denen Frauen oder Kinder in Wiener Bädern sexuell belästigt wurden und in denen daher die Polizei gerufen werden musste.
In Hütteldorf haben in einem Fall verbaler Belästigung zwei junge Männer zwei Mädchen aufgefordert, unterzutauchen und ihre Beine zu spreizen. Sie würden dafür Geld bekommen. Die Mädchen ließen die Polizei rufen.
Im Simmeringer Bad hat ein Mann eine Siebenjährige unsittlich berührt, damit konfrontiert verhielt er sich äußerst aggressiv. Er wurde von der Polizei abgeführt. Am Tag darauf habe sich ein Mann, offenbar ein Bekannter des Beschuldigten, bei den Wiener Bädern gemeldet, der meinte, der Beschuldigte habe nur die Mutter des Mädchens kritisiert, weil er befand, dass die zu freizügig angezogen gewesen sei.
Der dritte Fall hat sich im Laaerbergbad zugetragen: Drei Mädchen wurden dort durch einen Mann bedrängt. Der habe seine entsprechende Neigung auch sofort zugegeben. Auch er wurde von der Polizei abgeführt, und ein unbefristetes Badeverbot für sämtliche Wiener Bäder wurde ausgesprochen.
5 Und was wurde aus Drohnen über FKK-Bereichen?
Im Sommer vergangenen Jahres gab es – neben den Fällen sexueller Belästigung – noch Aufregung um eine weitere steigende Gefahr: Drohnen. Wiederholt wurden über Bädern, vor allem über deren FKK-Bereichen Kameradrohnen gesehen.
Sechs oder sieben Mal war das beispielsweise im (oder besser gesagt über) dem Krapfenwaldbad der Fall, vermutlich wurde diese Drohne stets von derselben Person gesteuert.
Einzeln wurden Drohnen auch über dem Gänsehäufel (hier über der besagten großen Nacktzone) und dem Döblinger Bad gesehen. Der Umgang damit: Schwierig.
Die Polizei fühle sich für derartige Fälle nicht zuständig, es sei denn, es gibt eine direkte Gefährdung, beispielsweise durch eine sehr große Drohne, sagt Martin Kotinsky von den Wiener Bädern. Anzeigen (bei der Austro Control bzw. dem Magistrat) kann man lediglich, wenn der Pilot der Drohne bekannt ist. Das ist meistens jedoch nicht der Fall, da man die Drohne nicht einfach zu Boden bringen kann.
Und die technischen Möglichkeiten, um Drohnen abzuwehren, sind auch (noch) limitiert: Die reichen von Störsendern bis Fangnetzen, die mit Abfangdrohnen gen Himmel geschickt werden. Aber das ist alles teuer, mitunter gefährlich, „und wir sind ja nicht das Militär“, so Kotinsky.
Es heißt also weiter: abwarten und beobachten.