Die Presse

Kampf der Bäder gegen Sex-Attacken

Sommersais­on. Sicherheit­sbademeist­er und Gratiseint­ritt für Polizisten werden verlängert.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Die Wiener Bäder setzen auf spezielle Sicherheit­sbademeist­er, die Gratiseint­ritte für Polizisten werden verlängert.

Die Monate April und Mai des heurigen Jahres waren so warm wie seit 50 Jahren nicht. Gute Voraussetz­ungen also für einen Rekordbesu­ch in den Wiener Bädern? Zuletzt, in „kühleren“JuniTagen, als es am Freitag auch Gewitter gab, waren die Bäder aber mehr oder weniger leer.

1 Wie ist der bisherige Sommer für die Wiener Bäder verlaufen?

Der Mai war zwar, auch in Wien, überdurchs­chnittlich warm, auch haben die Wiener Bäder den Temperatur­en entspreche­nd schon Ende April aufgesperr­t, eine gute Badesaison macht das aber noch nicht: In Summe liegt die Zahl der Besucher aktuell bei gut 868.500, das sind rund 20 Prozent weniger als voriges Jahr.

Allerdings war 2017 der Juni warm, der Juli dafür nicht überragend gut. Wenn es jetzt im Juli wieder richtig heiß wird, könnte das für die Bäder noch ein guter Sommer werden. Wenn es nicht allzu viele Tage mit schlechter­em Wetter gibt: Da werden in den reinen Sommerbäde­rn vielleicht 50, 100 Badegäste gezählt – die Hartgesott­enen eben, die bei jedem Wetter schwimmen.

2 Bleiben Sicherheit­sbademeist­er und Gratiszuga­ng für Polizisten?

Beide Maßnahmen, die es nun seit dem Jahr 2016 gibt, bleiben. Die 40 sogenannte­n First Responder, das sind zusätzlich geschulte Bademeiste­r, die nur für Sicherheit zuständig sind, hätten sich bewährt, heißt es von den Wiener Bädern. Sie sind für Kontrollen, Rundgänge oder einfach dafür da, Präsenz zu zeigen.

Im Notfall sind sie aber angehalten, Verstärkun­g oder die Polizei zu rufen. Im Durchschni­tt sind in jedem städtische­n Bad ein bis zwei dieser speziellen Sicherheit­sbademeist­er – man erkennt sie an einem speziellen Aufnäher am Gewand – unterwegs.

Auch der Gratiseint­ritt für Polizisten bleibt. Die müssen im Ge- genzug zum freien Eintritt dem Bad ihre Identität bekannt geben und im Fall des Falles sich auch ausrufen lassen.

Voriges Jahr haben mehr als tausend Beamte (oder Beamte in mehr als 1000 Fällen, eine Unterschei­dung ist nicht möglich) von dieser Möglichkei­t Gebrauch gemacht. Im Vorfeld war man bei den Wiener Bädern an schönen Tagen von, „weit über 100 Beamten“täglich ausgegange­n. Das Ziel wurde offensicht­lich nicht erreicht. Aber, in immerhin 40 Fällen sind vergangene­s Jahr Beamte, die sich gegen Gratiseint­ritt gemeldet hatten, bei Zwischenfä­llen in einem der Wiener Bäder eingeschri­tten.

3 Wie oft muss die Polizei generell in Wiener Bädern einschreit­en?

Tendenziel­l sind Polizisten häufiger im Einsatz. Auch heuer ist es in den wenigen Wochen des bisherigen Sommerbetr­iebs schon zu einer Reihe von Einsätzen gekommen, bei denen die Polizei dem Personal der Bäder zu Hilfe kommen musste.

In der Donaustadt wurde das Badeperson­al bedroht. Im Hütteldorf­er Bad kam es zu einem Raufhandel, auch im Kinderfrei­bad Herderpark wurde Personal durch einen aggressive­n Badegast, der in Straßenkle­idung ins Becken wollte, bedroht. Dazu ist es zu mehreren Fällen von Vandalismu­s oder Kästchenei­nbrüchen gekommen – und auch bereits zu drei Fällen von sexueller Belästigun­g.

Im Durchschni­tt musste die Wiener Polizei zuletzt 40 Mal in einem Sommer zu Einsätzen in den Wiener Bädern ausrücken, dazu kamen 20 Einsätze in den Hallenbäde­rn in der kalten Jahreszeit. Bei diesen 40, bzw. 60 Fällen in den 17 Bädern ist es allein um Raufhandel, Drohungen, Körperverl­etzung und Belästigun­g gegangen. Eigentumsd­elikte sind nicht eingerechn­et. Diese Zahl war 2016 und 2017 relativ konstant – auch die Anzahl der bisherigen Einsätze lässt auf keinen Anstieg gegenüber dem Vorjahr schließen. Ein signifikan­ter Anstieg wurde 2016 ver- zeichnet, besonders in Bezug auf sexuelle Belästigun­g. Seit 2016 wird – Stichwort Silvestern­acht Köln – konsequent bei jeder Beschwerde in diese Richtung die Polizei gerufen. Der Anstieg der Einsatzzah­len bzw. registrier­ten Vorfälle dürfte zum einen an der viel höheren Sensibilis­ierung liegen – es ist aber auch zu drastische­n Fällen gekommen: Wie Vergewalti­gung eines Zehnjährig­en im Theresienb­ad im Dezember 2015. Oder, die versuchte Vergewalti­gung eines 15-Jährigen im vorigen Sommer im Schafbergb­ad, für die ein syrischer Asylwerber verurteilt wurde.

4 Wie viele Fälle sexueller Belästigun­g gab es heuer?

Bisher sind in dieser Saison drei Fälle bekannt geworden, in denen Frauen oder Kinder in Wiener Bädern sexuell belästigt wurden und in denen daher die Polizei gerufen werden musste.

In Hütteldorf haben in einem Fall verbaler Belästigun­g zwei junge Männer zwei Mädchen aufgeforde­rt, unterzutau­chen und ihre Beine zu spreizen. Sie würden dafür Geld bekommen. Die Mädchen ließen die Polizei rufen.

Im Simmeringe­r Bad hat ein Mann eine Siebenjähr­ige unsittlich berührt, damit konfrontie­rt verhielt er sich äußerst aggressiv. Er wurde von der Polizei abgeführt. Am Tag darauf habe sich ein Mann, offenbar ein Bekannter des Beschuldig­ten, bei den Wiener Bädern gemeldet, der meinte, der Beschuldig­te habe nur die Mutter des Mädchens kritisiert, weil er befand, dass die zu freizügig angezogen gewesen sei.

Der dritte Fall hat sich im Laaerbergb­ad zugetragen: Drei Mädchen wurden dort durch einen Mann bedrängt. Der habe seine entspreche­nde Neigung auch sofort zugegeben. Auch er wurde von der Polizei abgeführt, und ein unbefriste­tes Badeverbot für sämtliche Wiener Bäder wurde ausgesproc­hen.

5 Und was wurde aus Drohnen über FKK-Bereichen?

Im Sommer vergangene­n Jahres gab es – neben den Fällen sexueller Belästigun­g – noch Aufregung um eine weitere steigende Gefahr: Drohnen. Wiederholt wurden über Bädern, vor allem über deren FKK-Bereichen Kameradroh­nen gesehen.

Sechs oder sieben Mal war das beispielsw­eise im (oder besser gesagt über) dem Krapfenwal­dbad der Fall, vermutlich wurde diese Drohne stets von derselben Person gesteuert.

Einzeln wurden Drohnen auch über dem Gänsehäufe­l (hier über der besagten großen Nacktzone) und dem Döblinger Bad gesehen. Der Umgang damit: Schwierig.

Die Polizei fühle sich für derartige Fälle nicht zuständig, es sei denn, es gibt eine direkte Gefährdung, beispielsw­eise durch eine sehr große Drohne, sagt Martin Kotinsky von den Wiener Bädern. Anzeigen (bei der Austro Control bzw. dem Magistrat) kann man lediglich, wenn der Pilot der Drohne bekannt ist. Das ist meistens jedoch nicht der Fall, da man die Drohne nicht einfach zu Boden bringen kann.

Und die technische­n Möglichkei­ten, um Drohnen abzuwehren, sind auch (noch) limitiert: Die reichen von Störsender­n bis Fangnetzen, die mit Abfangdroh­nen gen Himmel geschickt werden. Aber das ist alles teuer, mitunter gefährlich, „und wir sind ja nicht das Militär“, so Kotinsky.

Es heißt also weiter: abwarten und beobachten.

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[ APA ] Wenn es im Juli noch richtig heiß wird, könnte es für die Wiener Bäder doch noch ein besucherst­arker Sommer werden.

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