Die Presse

Schrecklic­her Verdacht: Neos „neoliberal“?

Die Neos stimmen mit der Regierung? Geht gar nicht!

- VON OLIVER PINK oliver.pink@diepresse.com

J etzt werden sie also geprügelt, die Neos. Weil sie mit der Regierung für den Zwölf-Stunden-Tag gestimmt haben – und auch noch für die Ausgabenbr­emse bei den Krankenkas­sen. Opposition um der Opposition willen hätte bedeutet, genau das nicht zu tun.

Christian Kern, der an seine eigenen Ideen zur Arbeitszei­tflexibili­sierung nicht mehr so gern erinnert wird, vor allem nicht an den von den Sozialpart­nern im Vorjahr bereits weitestgeh­end akkordiert­en Zwölf-Stunden-Tag im Abtausch mit dem 1500-Euro-Mindestloh­n, hat das natürlich so nicht gemacht.

Und man kann das taktische Motiv dahinter sogar verstehen: Endlich ein Thema, um der Regierung etwas entgegense­tzen zu können. Und die „Kronen Zeitung“macht wie in den guten alten Zeiten auch noch mit.

Die Neos sind der Versuchung nicht erlegen. Weil es auch einigermaß­en absurd gewesen wäre und ihren Markenkern – liberal, fortschrit­tlich, wettbewerb­sorientier­t – beschädigt hätte. Bei Ceta war es bekanntlic­h auch so: Die SPÖ auf einmal strikt dagegen, die Neos haben gehalten.

Auch wenn es eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it sein sollte, sei hier dennoch einmal festgehalt­en: Das, was die Neos hier machen, ist verantwort­ungsbewuss­te Opposition­spolitik. Zum Kritisiere­n gibt es sonst ohnehin genug.

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