Semmering: Renaissance fürs Südbahnhotel?
Ein umfangreiches Buch macht Lust auf den heurigen Kultursommer.
Auf dem Semmering, im alten Südbahnhotel, wird heuer gottlob wieder Theater gespielt. Der Kultursommer bringt Lesungen, Kabarett und Chansons in das pompöse ehemalige Luxushotel, das seit Jahren leer steht. Desir´ee´ Vasko-Juh`asz ist diesem luftigen Zauberschloss seit langer Zeit restlos verfallen. Sie greift in ihrem Werk jedoch weit über diesen Hotelkomplex hinaus. Denn der Semmering war ja nur eine Station in dem kühnen Projekt der Monarchie, die Reichshauptund Residenzstadt Wien mit der österreichischen Adria zu verbinden, Endstation Triest, später sogar Abbazia (Opatija). Seit 1998 ist die „Höhenluftregion Semmering“Unesco-Weltkulturerbe. Und inmitten der Villen des Fin de Si`ecle, die oft einen gar traurigen Zustand bieten, ragt der Hotelpalast in die Landschaft, dessen zeitgenössischer Luxus die Menschen früher in Erstaunen versetzt hat. Das 1890 erbaute erste Südbahnhotel wurde von dem Bahnunternehmen selbst errichtet, ebenso wie jenes in Toblach in den Südtiroler Dolomiten und in Abbazia. Ständig wurde angebaut, umgebaut, erweitert, sogar ein Hallenbad gab es, dessen Glasfront dem Bergpanorama zugewandt war und sich öffnen ließ. Das war eine Sensation – bis in die Zwischenkriegszeit.
Eine reiche historische Bebilderung bietet dem Leser in dieser zweiten Auflage nicht nur ein architektur- und kulturgeschichtliches Zeitbild altösterreichischer Kurorte, sondern auch einen interessanten sportgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Überblick vom Fin de Si`ecle bis heute.
Desir´ee´ Vasko-Juhasz:´