Plötzlich Hoffnungsträger einer ganzen Nation
Tennis. Ohne den immer noch nicht vollständig genesenen Superstar Andy Murray ruhen die Hoffnungen der Briten beim Turnier in Wimbledon auf Kyle Edmund. Heute wartet auf den 23-Jährigen mit Novak Djokovi´c ein echter Test.
Mit dem verletzungsbedingten Aus für Murray verschwand der prominenteste britische Name schon aus dem Teilnehmerfeld, bevor das bedeutendste Tennisturnier der Welt überhaupt begonnen hatte. „Murrays Wimbledon-Schock“, titelte „The Daily Telegraph“. „Ein Jahr mit Qualen und Drama endet mit einer noch größeren Misere für den angeschlagenen Murray“, schrieb „The Times“.
Schweren Herzens hatte der Wimbledongewinner von 2013 und 2016 wenige Stunden vor Turnierstart abgesagt. Nach seiner Hüft-Operation vom Jänner und der gerade erst beendeten beinahe einjährigen Pause fühlte sich der Schotte noch nicht bereit für Matches, die sich über fünf Sätze strecken können. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich dieses Turnier gewinnen werde. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich richtig gut spielen werde“, erklärte er in englischen Medien. „Es waren alles Anzeichen dafür, dass es vielleicht nicht das Richtige ist, zu diesem Zeitpunkt zu spielen. Wenn ich denken würde, dass ich Wimbledon nicht noch einmal spielen würde, wäre es eine andere Entscheidung gewesen.“
Zum vierten Mal nacheinander verpasste Murray ein Grand-SlamTurnier, zum ersten Mal seit elf Jahren findet Wimbledon ohne den britischen Titelanwärter statt. Ohne den Liebling der Massen ruhen die britischen Hoffnungen nun auf dem Weltranglisten-17. Kyle Edmund. Der 23-jährige Edmund, geboren in Südafrika, steht mittlerweile in der dritten Runde, am heutigen Samstag kommt es zum Duell mit Novak Djokovic.´
Ein Sieg über den dreifachen Wimbledon-Champion würde die Popularitätswerte des Rechtshänders zweifelsohne schlagartig erhöhen, mit einem Erfolg über Murray beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne hatte er für Wimbledon ohnehin Erwartungen geweckt. Die jüngsten Erinnerungen an Djokovic´ sind gut, vor zwei Monaten bezwang er den Serben in Madrid in drei Sätzen. „Kyle hat die richtige Einstellung“, sagt Djokovic´ über seinen Kontrahenten. „Er investiert die notwendigen Stunden am Court und im Fitnessraum. Und er hat definitiv die Anlagen, um auf dem höchsten Level zu bestehen.“
Edmund hat im sechsten Anlauf erstmals die dritte Runde von Wimbledon erreicht, er steht vor seiner Premiere auf dem altehrwürdigen Centre Court. „Du träumst als kleines Kind davon, dann passiert es plötzlich wirklich. Manchmal kann es schon ein bisschen surreal sein.“(ag./red)