Die Presse

China holt zum Vergeltung­sschlag aus

Handelskri­eg. Die US-Strafzölle auf chinesisch­e Produkte sind in Kraft. China kündigte eine unverzügli­che „notwendige“Revanche an. Diese wird auch deutsche Unternehme­n treffen.

- Von unserem Korrespond­enten F ELI X L EE

Peking. US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht. Seit Mitternach­t Washington­er Zeit gelten Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus China im Wert von 34 Mrd. Dollar. Die neuen US-Zölle betreffen 818 Produkte, darunter Autos, Flugzeugte­ile und Festplatte­n.

Und wie erwartet hat China unmittelba­r reagiert und seinerseit­s Gegenzölle im selben Wert verhängt. „Die chinesisch­en Maßnahmen sind mit sofortiger Wirkung in Kraft“, teilte ein Sprecher des Außenminis­teriums in Peking am Freitag mit. Die Regierung gab vorerst keine Details bekannt. In chinesisch­en Medien kursiert aber eine Liste mit über 500 US-Produkten, darunter Autos, Hochtechno­logieteile und Agrarprodu­kte.

Damit ist der Handelsstr­eit zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften der Welt nun endgültig eskaliert. Die beiden Streithähn­e rüsten verbal zwar schon seit Monaten auf. Doch die tatsächlic­h erfolgten Strafmaßna­hmen hielten sich bislang in Grenzen. Das wird nun anders.

Peking sieht keine Gewinner

Washington habe den „größten Handelskri­eg der Wirtschaft­sgeschicht­e“angezettel­t, wirft die Führung in Peking der Trump-Regierung vor. Der chinesisch­e Außenamtss­precher betonte, dies sei „das Letzte, was wir uns wünschen“. In einem Handelskri­eg gewinne niemand. Sein Land werde mit anderen Ländern daran arbeiten, freien Handel weiter zu gewährleis­ten. Zunächst einmal aber bleibe Peking keine andere Wahl als der „notwendige Gegenangri­ff“. Doch das dürfte Trump noch mehr auf die Palme bringen. Der US-Präsident hat klargemach­t, dass er im Falle chinesisch­er Vergeltung weiter ausholen werde. Vorbereite­t seien Strafzölle im Warenwert von 16 Mrd. Dollar, die in zwei Wochen in Kraft treten sollen. „Dann sind wir auf weitere 200 Milliarden eingestell­t“, bekräftigt­e Trump. „Und nach den 200 Milliarden sind wir auf 300 Milliarden eingestell­t.“Damit wären sämtliche Ausfuhren aus China in die USA mit Strafzölle­n belegt: Waren im Wert von mehr als einer halben Billion Dollar.

So weit sind Pekings Vergeltung­sschläge noch nicht gediehen. Chinas Strafzölle auf US-Produkte sollen vor allem einmal die Trump-Wähler im Mittleren Westen treffen. Ihr größter Exportschl­ager ist die Sojabohne. China als weltgrößte­r Soja-Importeur war zuletzt der Hauptabneh­mer. Rund 14 Mrd. Dollar verdienten die US-Farmer 2017 mit Soja-Exporten in die Volksrepub­lik. Um den nun teureren US-Soja zu kompensier­en, hat die Führung in Peking die Zölle auf Soja aus Ländern wie Brasilien oder Argentinie­n abgeschaff­t. Der Strafzoll auf Autos aus den USA dürfte jedoch nicht nur die US-Autoindust­rie treffen, sondern auch deutsche Hersteller. Ein Großteil der von BMW und Daimler in China verkauften SUVs werden in den USA produziert. Diese Wagen sollen im Zuge des Strafzolls in China ebenfalls um 25 Prozent teurer werden. Angesichts der düsteren Aussichten hat Daimler vergangene Woche schon eine Gewinnwarn­ung ausgegeben.

Erprobte Kriegsprak­tiken

Weitere Rachemaßna­hmen, die China gegen die USA ergreifen könnte: das Geschäftsu­mfeld der US-Firmen, die in China aktiv sind, durch angebliche Hygienevor­schriften und Umweltaufl­agen so zu erschweren, dass sie in Mitleidens­chaft gezogen werden. Genau so ist China schon gegen Japan und Südkorea vorgegange­n.

Was Chinas Handelsübe­rschüsse betrifft, ist das Land dabei, seine Hausaufgab­en zu machen – losgelöst vom aktuellen Streit. Die KP-Führung will schon seit einigen Jahren Chinas starken Exportsekt­or drosseln und stattdesse­n auf einen stärkeren Binnenmark­t setzen. Ein zu hoher Exportante­il sei auf Dauer nicht nachhaltig, stellte Chinas Premiermin­ister Li Keqiang schon 2015 fest. Einiges ist auch passiert. So lag der Handelsübe­rschuss 2017 um rund 64 Mrd. Dollar niedriger als im Jahr davor.

Nur während Chinas Überschüss­e gegenüber anderen Ländern tatsächlic­h zurückging­en, stiegen sie gegenüber den USA weiter. Wie die regierungs­nahe Zeitung „Global Times“unlängst in einem Leitartike­l konstatier­te: „US-Produkte sind für uns Chinesen einfach nicht so attraktiv wie umgekehrt.“

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[ AFP ] Für 818 Produkte, die von China in die USA schippern, greifen hohe Strafzölle.

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