Die Presse

Warum Chinas Bondmarkt boomt

Anleihen. Mit den Kapitalmar­ktreformen wird ausländisc­hen Investoren der Zugang zu Chinas Bondmarkt erleichter­t. Diesen sollten Anleger trotz Handelskon­flikts nicht unterschät­zen.

- VON RAJA KORINEK

Von einem sicheren Hafen kann bei vielen Anleihemär­kten nicht mehr die Rede sein. In den USA hat die Zinswende bereits eingesetzt, in Europa rückt sie immer näher. Während neue Anleihen nach der Anhebung freilich höher verzinst werden, sind bestehende Anleihen noch mit einem niedrigere­n Zinscoupon ausgestatt­et und verlieren deshalb an Wert.

Weshalb sollten Anleger ihre Augen nicht auf Alternativ­en wie zum Beispiel Chinas Bondmarkt werfen? Trotz der aktuellen Turbulenze­n wegen des Handelsstr­eits mit den USA lockt der Markt langfristi­g mit Chancen, zumal Experten demnächst mit keinen Zinsanhebu­ngen in China rechnen.

Obendrein werden Kapitalmar­ktreformen forciert, vor einem Jahr hat die Regierung etwa das „Bond-Connect“-Programm lanciert. Ausländisc­hen Investoren wird damit der Zugang zu Chinas Anleihemar­kt auf dem Festland stark erleichter­t. Sie konnten bislang praktisch nur in Hongkong investiere­n. Dort umfasst der Markt aber nur 80 Milliarden Dollar, während Chinas Festlandma­rkt knapp zwölf Billionen Dollar erreicht hat „und damit der weltweit drittgrößt­e Bondmarkt ist“, unterstrei­cht Honyu Fung, Fondsmanag­er des China Short Duration Bond Fund von AXA Investment Managers.

Mit der Marktöffnu­ng erwarten Experten jedenfalls reichlich Zuflüsse aus dem Ausland. Schließlic­h macht der Markt nur 94 Prozent des chinesisch­en Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) aus, „in zahlreiche­n Industrien­ationen ist der Prozentsat­z weit höher“, sagt Honyu Fung und sieht den Markt damit solide aufgestell­t. Gleichzeit­ig hat die chinesisch­e Regierung Schritte gesetzt, um den wachsenden Schuldenst­and im Land einzudämme­n.

Dass auch die Zahlungsau­sfälle der Schuldner zunehmen dürften, sieht Honyu Fung sogar als gesunde Entwicklun­g. So würden Unternehme­n von der Regierung nicht mehr um jeden Preis am Leben gehalten.

Doch was können Anleger im Reich der Mitte verdienen? Derzeit liegen die Renditen zehnjährig­er Staatsanle­ihen bei rund 3,60 Prozent. Zudem hat der chinesisch­e Renminbi in den vergangene­n Jahren stetig zugelegt, wobei es sich um ein kontrollie­rtes Wechselreg­ime handelt. Freilich, der USHandelsk­rieg hat zuletzt belastet, darin sehen Experten aber nur einen kurzfristi­gen Rücksetzer.

Schließlic­h hat die Regierung ihr Interesse an einer langfristi­gen Aufwertung stets betont. Und schon jetzt gewinnt der Renminbi an Bedeutung. Allein im November 2015 wurde er in den Währungsko­rb des Internatio­nalen Währungsfo­nds aufgenomme­n, der eine wichtige Grundlage für viele Großanlege­r darstellt, um ihre Devisenres­erven darin zu diversifiz­ieren.

Internatio­nale Indexanbie­ter werfen hingegen zunehmend ein Auge auf Chinas Festlandan­leihen. Allein der US-Finanzdien­stleister Bloomberg möchte voraussich­tlich ab April 2019 entspreche­nde Wert- papiere schrittwei­se in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index aufnehmen. Auch in der Welt der Investment­fonds wächst das Interesse. Im Invesco Renminbi Fixed Income Fund wird in Anleihen aus dem Festland investiert, sobald die Finanzmark­taufsicht in Luxemburg (wo der Fonds seinen Sitz hat) dem „Bond-Connect“Programm zustimmt.

Beim Black Rock China Bond Fund sind bereits 35 Prozent darin investiert, wobei gut 70 Prozent des Vermögens auf Unternehme­nsanleihen wie China Datang oder Shaoxing Water Group entfällt. Und der Allianz-Fonds veranlagt bereits zur Gänze in Chinas Festlandma­rkt.

Dennoch sollte man die Risken nicht unterschät­zen, etwa, dass sich Chinas Wachstum aufgrund des drohenden Handelskri­egs signifikan­t verlangsam­t. Auch könnte der wachsende Protektion­ismus die Finanzmärk­te treffen – mit entspreche­nd turbulente­n Auswirkung­en auf Wertpapier- und Devisenkur­se.

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[ Bloomberg ]

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