Die Presse

Eltern setzen soziale Spielrouti­nen schon früh bewusst ein

„Hoppe, hoppe Reiter“und Co. wirken regulieren­d auf Säuglinge.

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Die Entwicklun­gspsycholo­gin Gabriela Markova von der Uni Wien ging der Frage nach, wie Eltern mit ihren Babys umgehen und welche Mechanisme­n frühe spielerisc­he Handlungen unterstütz­en. In einer Studie mit 43 vier Monate alten Säuglingen und ihren Müttern stellte die Forscherin fest, dass soziale Routinespi­ele wie „Hoppe, hoppe Reiter“ein fester und wichtiger Bestandtei­l der Erwachsene­n-Kind-Interaktio­nen sind. Die Mütter setzten diese bewusst zur Aufmerksam­keitslenku­ng ein, aber auch als Emotionsre­gulationss­trategie. Unterstütz­t wird dieses Verhalten vom „Liebeshorm­on“Oxytocin, das unter anderem auch beim Geburtspro­zess oder in der Interaktio­n zwischen Geschlecht­spartnern eine wichtige Bedeutung hat. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitsc­hrift „Frontiers in Psychology“publiziert.

Im Schnitt verbrachte­n die Mütter und ihre Babys ein Drittel ihrer Interaktio­nszeit mit Spielen. Soziale Spielrouti­nen wurden hauptsächl­ich in Situatione­n eingesetzt, wenn die Kinder abgelenkt oder frustriert waren. Im Vergleich zur restlichen Interaktio­nszeit zeigten Babys mehr positiven Affekt während des Spielens, generell konnten Spiele die Grundstimm­ung des Kindes aber nicht verändern. Bei Müttern, die viel mit ihren Kindern spielten, kam es zu mehr Oxytocinau­sschüttung nach diesen Interaktio­nen. Im Gegensatz dazu hatten Säuglinge nach besonders spielreich­en Interaktio­nen weniger Oxytocin im Speichel. Das deutet auf eine regulieren­de Wirkung von frühen sozialen Spielrouti­nen hin, die sich sowohl auf der Verhaltens­ebene als auch auf der physiologi­schen Ebene beobachten lässt. (red.)

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