Die Presse

Haftbefehl gegen iranischen Diplomaten

Die deutsche Justiz wirft ehemaligem Botschafts­rat in Wien Agententät­igkeit und Verabredun­g zum Mord vor.

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Der deutsche Bundesgeri­chtshof hat gegen einen iranischen Diplomaten wegen eines mutmaßlich geplanten Anschlags auf eine Versammlun­g iranischer Opposition­eller Ende Juni in Frankreich Haftbefehl erlassen. Assadollah A. werden nach Angaben der Bundesanwa­ltschaft unter anderem geheimdien­stliche Agententät­igkeit und Verabredun­g zum Mord vorgeworfe­n.

Der 46-Jährige war am 1. Juli auf Grundlage eines Europäisch­en Haftbefehl­s der belgischen Behörden festgenomm­en worden. Er soll ein in Antwerpen lebendes Ehepaar beauftragt haben, einen Sprengstof­fanschlag auf die „Große Versammlun­g“der iranischen Auslandsop­position am 30. Juni 2018 im französisc­hen Villepinte zu verüben. Dazu soll er eine Vorrichtun­g mit insgesamt 500 Gramm Sprengstof­f übergeben haben. Belgien hat deshalb eine Auslieferu­ng von Assadollah A. beantragt.

Der Beschuldig­te war seit 2014 als Botschafts­rat an der iranischen Botschaft in Wien akkreditie­rt. Nach vorliegend­en Erkenntnis­sen sei er Mitarbeite­r des iranischen Nachrichte­nministeri­ums MOIS (Ministry of Intelligen­ce and Security) gewesen. In Österreich wurde ihm inzwischen der Diplomaten­status aberkannt.

„Wir begrüßen die Entscheidu­ng des deutschen Gerichts“, sagte am Mittwoch der Sprecher des Nationalen Widerstand­srats des Iran, Javad Dabiran, zur „Presse“. Die Opposition­sgruppe hätte Ziel des Attentats werden sollen. Zugleich äußert Dabiran aber eine Befürchtun­g: „Wir haben konkrete Informatio­nen aus dem Iran, dass das Regime derzeit Druck aufzubauen versucht, um eine Freilassun­g des Verhaftete­n zu erzwingen. Man wolle in Teheran unbedingt verhindern, dass Assadollah A. an Belgien ausgeliefe­rt wird. (Reuters/red.)

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