Freigelassene Tamimi wird als „Heldin“verehrt
Palästinenserin saß acht Monate in Haft. Israel weist italienische Künstler wegen Tamimi-Graffito aus.
Sie hatten ein riesiges Porträt der 17-jährigen Palästinenserin Ahed Tamimi auf die israelische Sperrmauer zum Westjordanland gesprüht. Dafür wurden zwei italienische Graffiti-Künstler nun am Montag von den israelischen Behörden des Landes verwiesen. Die beiden Italiener wurden in ein Flugzeug nach Neapel gesetzt.
Der Vorfall zeigt, wie sehr Tamimi zur Symbolfigur geworden ist. Im Westjordanland und im Gazastreifen wird sie als Heldin verehrt, für Israels Armee ist sie ein Störenfried.
Bereits am Sonntag war die 17-Jährige von Israels Behörden aus der Haft entlassen worden. „Der Widerstand wird fortgesetzt, solange die Besatzung andauert“, erklärte sie nach ihrer Freilassung. Das Mädchen mit den wilden blonden Locken war erst 16, als sie in ihrem Heimatdorf Nabi Saleh, nördlich von Ramallah, festgenommen wurde, weil sie zwei israelische Soldaten geohrfeigt, geboxt und getreten hatte. Die Soldaten waren auf der Suche nach Terroristen in ihr Dorf gekommen.
Wegen ihrem Schuldbekenntnis hatte die junge Frau in ihrem Prozess eine mildere Haftstrafe erhalten, musste jedoch ein Bußgeld von umgerechnet rund 1200 Euro bezahlen. Ihre Mutter Nariman wurde ebenfalls verhaftet und kam so wie ihre Tochter nach acht Monaten Gefängnis am Sonntag frei. Der Mutter warfen die Armeerichter vor, dass sie die Ohrfeige gefilmt und später im Internet veröffentlicht hatte.
Heftige Debatte in Israel
Die Verhaftung und Verurteilung der jungen Palästinenserin sorgte international für Protest gegen die gängige Praxis in Israel, Minderjährige ins Gefängnis zu schicken. Der Fall löste auch in Israel eine heftige Debatte aus. Der populäre Liedermacher Jonathan Geffen verglich die Palästinenserin gar mit Anne Frank, korrigierte sich kurz darauf aber selbst und meinte, Tamimi sei eher eine Art „Wonder Woman“.