Diebstahlopfer klagt auf das Zehnfache der Beute
In der Welt von Bitcoin ist vieles möglich. Auch, als Bestohlener noch Kasse zu machen. Hacker haben sich Kontrolle über die Telefonnummer verschafft.
Was passiert, wenn man Cyberkriminalität, Kryptowährungen und Smartphones in einen Topf wirft, das kurz stehen lässt und dann kräftig durchschüttelt? In der Regel nichts Gutes. Das musste auch Michael Terpin erfahren. Dem amerikanischen Unternehmer wurden Anfang Jänner Bitcoins und andere Kryptowährungen im damaligen Gegenwert von 23 Millionen Dollar gestohlen. Viel Geld, der BitcoinMarkt befand sich gerade auf dem Höhepunkt einer Bubble. Wie das passieren konnte? Noch dazu einem erfahrenen Investor, der in der jungen Branche seit Jahren tätig ist?
Terpin wurde Opfer einer neuen Art des Betrugs, bei dem Hacker sich die Kontrolle über die Telefonnummer eines Individuums verschaffen. Die Nummer wird bei vielen Onlineseiten als zweite Sicherheitsstufe verwendet. Nicht nur bei Kryptobörsen, sondern auch bei E-Mail- oder bei Social-Media-Accounts. Auf dieselbe Art werden etwa beliebte Usernamen einfach gestohlen und illegal weiterverkauft. Aber kaum jemanden hat es bisher so hart getroffen wie Terpin. Die Hacker sind nicht zu finden. Das Geld ist weg. Aber Terpin hat noch eine Idee, die er jetzt verfolgt: Er hat seine Mobilfunkfirma AT&T verklagt, denn sie sei die Schwachstelle im System gewesen, sagt Terpin. Seine Anwälte haben eine 69 Seiten lange Schrift vorgelegt, die das belegen soll.
Einzig: Der Bitcoin-Markt hat seit dem Diebstahl um rund 70 Prozent nachgegeben. Der Hype ist erst einmal vorbei. Terpin berechnet seinen Schaden trotzdem mit den umgerechnet 23 Millionen, die ihm im Jänner gestohlen wurden. Damit nicht genug. Er setzt noch eins drauf und verlangt zusätzlich 200 Millionen Dollar als Schadenersatz. Fast das Zehnfache. In Amerika geht so etwas.
Vielleicht hat sich Michael Terpin gedacht, dass es sich unter 223 Millionen kaum auszahlt, sich in der Öffentlichkeit so zu entblößen. Als Bitcoin- Investor der ersten Stunde hätte er wissen müssen, wie man seine Coins vor Dieben schützt. Es stimmt, dass der Diebstahl von SIM-Karten-Daten ein neues, besonders perfides Phänomen ist. Aber wer Kryptowährungen im Gegenwert von rund 23 Millionen Dollar bunkert, sollte sich wohl selbst auch um die Sicherheitsvorkehrungen kümmern. Immerhin gibt es seit Jahren sogenannte Hardware Wallets, die wie USB-Sticks aussehen. Sie garantieren, dass nur jemand, der im physischen Besitz dieser Sticks ist und den Zugangscode kennt, auch an die Coins kommt. So eine Wallet kostet nur rund 150 Dollar.