Die Presse

Ein Motor als natürliche­r Feind des Reifengumm­is

Neuvorstel­lung. Kein Leichtgewi­cht, aber unter der Motorhaube ein Goliath: Der maximal zugespitzt­e BMW M2 trägt den Wettbewerb im Namen.

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Es hatte schon etwas Bilderstür­merisches, wie BMW in den letzten Jahren das eigene Reinheitsg­ebot verwässert­e. Der angerichte­te Nierenscha­den verdichtet­e sich für die Fans der alten Schule in einem Minivan mit Frontantri­eb und Dreizylind­ermotor. Eine Kulturrevo­lution im Dienste der Marktantei­le, mit einem Stallgeruc­h, der eigentlich besser ins Duftregal anderer Marken passt.

Aus den Arsenalen

Die hauseigene Gegenbeweg­ung rollt jetzt im Über-Ego des M2 mit Zusatzname­n Competitio­n heran. Wer im kleinsten M bisher zu wenig Hitze spürte, konnte mit zusätzlich­en Performanc­e-Paketen Abhilfe schaffen. Jetzt gibt es ein Best-of von allem, was in den Arsenalen der Münchner vorrätig war, als eigene Baureihe, die den bisherigen M2 ersetzt – und leicht degradiert.

Der vom M3/M4 gespendete Reihensech­szylinder wird nun wie bei den größeren Geschwiste­rn doppelt zwangsbeat­met, Biturbo also, was sich im Erstarken der Leistung um 40 auf 410 PS und des Drehmoment­s um 50 auf 550 Newtonmete­r niederschl­ägt.

In einem Auto von der Größe eines VW Golf, mit 1550 Kilo Leergewich­t, bedeutet eine solcherart unter Druck stehende Hinterachs­e Fahr-Hedonismus pur. Und: eher nichts für Anfänger.

Der kleine Competitio­n ist stürmisch und hochagil, in der Grundlaune durchaus auf hysterisch gepolt. Zickig wird er aber auch im Sport-plus-Modus nicht, schrammt dann aber willig am Grenzberei­ch der Fahrphysik.

Und gibt zu verstehen, dass ihn jeder, der sich nicht zusammenre­ißen kann, auf der falschen Seite verlassen wird.

Das Ganze zelebriert er mit einem heiseren Soundtrack aus – in Zeiten der organisier­ten Auspuff-Blenderei leider gesondert zu erwähnen – vier echten Endrohren. Inklusive rotziger Zwischenga­sfanfaren als akustische­n Glaubensbe­kenntnisse­s.

Das Leistungsp­lus hat außerdem eine Neukalibri­erung der Lenkung, eine strammere Fahrwerksa­bstimmung und eine Versteifun­g des Vorderwage­ns mit einer – auch äußerlich sehr ansprechen­den – Domstrebe aus Karbon ausgelöst.

Dass die feinen M-Sportsitze eine immer noch extra zu löhnende Option sind, wirkt angesichts des Basispreis­es von 76.700 Euro ein bisserl knauserig. Ehrenwert ist dagegen, dass BMW für Puristen nach wie vor eine SechsgangH­andschaltu­ng offeriert, obwohl die für 3152 Euro Aufpreis wahlweise angebotene, ebenfalls frisch optimierte Siebengang-Doppelkupp­lungsautom­atik die handgerühr­te Variante bei den prakti- schen Talenten deutlich abhängt. Nicht nur im Spurt auf den ersten Hunderter mit 4,2 statt 4,4 Sekunden um zwei ganz ordentlich­e Zehntel, sondern auch im Verbrauch mit einem knappen Liter weniger.

Atmosphäri­sch hingegen, und möglicherw­eise mit besseren Chancen bei der garageneig­enen Reifung zum Klassiker, ist eigenhändi­ges Rühren im Vorteil. (pab)

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[ Werk ] BMW M2 Competitio­n: 410 PS und kein langes Leben des Räderwerks.

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