Die Presse

„Ich bin nicht die Richtige“

Grüner Wahlkampf. Bundesräti­n Ewa Dziedzic will nicht Nummer eins der Wiener Grünen werden – aber sie will im Herbst in den Bundesvors­tand einziehen.

- VON ULRIKE WEISER

Die Presse: Wie kam es, dass Sie als Bewerberin genannt werden? Ewa Dziedzic: Ich bin seit zehn Jahren bei den Grünen und habe dreimal kandidiert: für den Landtag, den Bundesrat, in dem ich jetzt bin, und den Nationalra­t. Offenbar haben viele gemeint, dass nun die Kandidatur für die Spitze der Wiener Grünen für mich spannend wäre, und haben sich bei mir gemeldet. Sie haben sich a) eine Frau gewünscht und b) jemanden, der nicht in den Lagern verhaftet ist.

Sie selbst haben nie „Mich interessie­rt das“gesagt? Nein, erst als die Medien nachgefrag­t haben, habe ich gesagt: „Ich führe Gespräche und überlege.“

Haben Sie ernsthaft überlegt? Ja. Aber ich habe festgestel­lt, dass ich nicht die Richtige bin.

Warum? Weil der interne Wahlkampf nicht den Weitblick für eine inhaltlich­e Neuausrich­tung der Partei hat.

Was heißt das? Ich glaube, dass sich der Wahlkampf auf der kommunalen Ebene erschöpft.

Das ist für eine Stadtparte­i jetzt keine Überraschu­ng. Nein, aber mein Anspruch ist eine inhaltlich­e Neuausrich­tung der Grünen. Und sie gelingt besser auf der Bundeseben­e. Der interne Wahlkampf in Wien wird sich darauf reduzieren, wie sich die Grünen bei strittigen Themen von der SPÖ abgrenzen.

Sie sagen, es haben sich viele bei Ihnen gemeldet. Hätte die Unterstütz­ung für einen Sieg gereicht? Ich glaube schon.

In Ihrem Video nennen Sie als einen Grund für Ihr Nein, dass Sie kein Budget hätten. Das habe er auch nicht, sagt Kraus. Aber in der Zeit, als sich David El- lensohn und Peter Kraus auf den Wahlkampf vorbereite­t haben, sind meine Ressourcen für den Neustart und die Abwicklung der Grünen und für die Aufrechter­haltung der Strukturen im Bund draufgegan­gen.

Sie sagen, Sie arbeiten an einem Manifest für die Bundespart­ei. Ist das ein Gegenentwu­rf zu Werner Kogler? So würde ich das nicht nennen. Ich sitze ja mit ihm in der Steuerungs­gruppe, wir bereiten das Symposium zum Neustart vor, und ich werde seine Kandidatur als Bundesspre­cher unterstütz­en. Genauso wie Werner nehme ich für mich in Anspruch, etwas öffentlich zur Diskussion zu stellen, es muss kein Parteimani­fest werden.

Wollen Sie für den Bundesvors­tand kandidiere­n? Ja.

Sie sind in der Leitung der Grünen Frauen. Finden Sie es schade, dass das Match um Platz eins bis jetzt eines unter Männern ist? Natürlich. Und natürlich wünschen sich viele bei den Grünen eine Kandidatin.

Müssen Sie sich in Ihrer Funktion nicht fragen: Warum hat sich keine gemeldet? Ich denke, dass die Frauen sehr unterschie­dliche und sehr persönlich­e Beweggründ­e haben. Die eine macht es nicht, weil sie zu wenig Unterstütz­ung bekommt, die andere will sich nicht exponieren, eine dritte ist mit der Familienpl­anung beschäftig­t.

Bei den Grünen ist es also nicht anders als sonst in der Welt? Anders bei uns ist, dass wir viele Instrument­e haben, die Frauen Partizipat­ion erleichter­n. Es gibt etwa in den Gremien meist keine Beschlüsse nach 22 Uhr, weil Frauen oft die Kinderbetr­euung innehaben. Und bis jetzt war eine Frau Nummer eins.

Haben Sie im Zuge Ihrer eigenen Entscheidu­ngsfindung mit Maria Vassilakou geredet? Nein. Nachdem es kein Geheimnis ist, dass sie Peter Kraus unterstütz­t, hätte ich nicht erwartet, dass sie mich unterstütz­t.

Wen werden Sie unterstütz­en: Ellensohn oder Kraus? Ich möchte beide noch treffen. Bisher waren mir beide in ihren Zielen zu unkonkret.

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[ Akos Burg ] Dziedzic (38) ist seit 2015 im Bundesrat – nun als eine von zwei Grünen.

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