Die Presse

Der Frohsinn im Europacup

Europa League. Rapid zeigte sich beim 3:1-Heimsieg gegen FCSB gegenüber der Liga verbessert, aber auch alte Schwachste­llen. Spieler und Trainer lassen sich vom Fanprotest nicht beirren.

- VON SENTA WINTNER

Rapid hat mit dem 3:1-Heimsieg im Play-off-Hinspiel gegen den rumänische­n Vizemeiste­r FCSB den ersten Schritt in Richtung Gruppenpha­se der Europa League getan. Der Zwei-Tore-Vorsprung für das Rückspiel am Donnerstag in Bukarest lässt in Hütteldorf aber niemanden sich in Sicherheit wiegen. „Wir haben uns eine gute Ausgangspo­sition geschaffen. Die Chancen stehen 50:50“, meinte Trainer Goran Djuricin, und Verteidige­r Mario Sonnleitne­r warnte vor dem „trügerisch­en Ergebnis“: „Wenn wir in Bukarest ein Tor kassieren, brennt der Hut.“

Dem offenen Brief der Rapid Ultras, den Plakaten und Sprechchör­en gegen Vereinsfüh­rung bzw. Trainer wollten die Klubverant­wortlichen zumindest nach außen hin nicht zu viel Aufmerksam­keit schenken. Djuricin kommentier­te seine von den Fans lautstark eingeforde­rte Entlassung „aus Respekt vor der Mannschaft“überhaupt nicht, Sportdirek­tor Fredy Bickel gab sich diplomatis­ch. „Dass die Fans nicht zufrieden sind, kann ich nachvollzi­ehen. Sie glauben, dass der Trainer schuld ist, wir analysiere­n es etwas anders“, meinte der Schweizer. Während Bickel die „Gogo raus“-Rufe bei 2:0-Führung unmittelba­r vor der Pause als „keine große Hilfe“bezeichnet­e, betonten die Spieler, die Aktion wenn überhaupt nur am Rande mitbekomme­n zu haben. „Die Plakate haben unsere Leistung in der zweiten Hälfte nicht beeinfluss­t“, meinte Kapitän Stefan Schwab.

Aus sportliche­r Sicht machte der Auftritt nach der schwachen Leistung gegen den Lask Mut für das Gastspiel beim rumänische­n Rekordmeis­ter. Nicht alles lief rund, doch Tore von Knasmüllne­r (4.), Sonnleitne­r (39.) und Schwab (49.) sowie Glanzparad­en von Keeper Richard Strebinger sorgten für grün-weißen Jubel. „Er ist ganz klar ein Nationalte­am-Tormann“, schwärmte Kapitän Stefan Schwab. Dass der Rapid-Schluss- mann die gefährlich­en Abschlüsse der Rumänen mit kleineren Unsicherhe­iten ein-, zweimal selbst eingeleite­t hatte, war angesichts der Wiedergutm­achung vernachläs­sigbar. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn hinten drin haben. Er hat sehr viel Selbstvert­rauen, arbeitet irrsinnig hart an sich“, meinte Mittelfeld­spieler Thomas Murg über den 25-Jährigen mit dem markanten Kopfschutz, der seit der vergangene­n Saison die Nummer eins der Grün-Weißen ist.

In der zweiten Halbzeit deutete Steaua-Rechtsnach­folger FCSB an, was Rapid in einer Woche in Bukarest erwarten würde. Stürmer Harlem-Eddy Gnohere, der das zwischenze­itliche 1:2 erzielte (47.), sowie die eingewechs­elten Dennis Man und Florinel Coman setzten die Rapid-Hintermann­schaft gehörig unter Druck und deckten ihre Schwächen auf. Insbesonde­re Linksverte­idiger Boli Bolingoli vergaß bei allem Offensivdr­ang ein ums andere Mal auf seine Kernaufgab­e und brachte die Innenverte­idiger damit in Not. Diese machten wiederum beim Gegentreff­er keine besonders gute Figur – schlechter Klärungsve­rsuch von Sonnleitne­r, Barac zu spät –, waren dafür bei der Abwehrschl­acht in Unterzahl der Fels in der Brandung.

Eklatant bemerkbar machte sich einmal mehr das Fehlen eines echten Torjägers. Deni Alar lässt im grün-weißen Trikot weiterhin die Kaltschnäu­zigkeit aus SturmZeite­n vermissen, der 28-Jährige vergab vor der Pause gleich drei Großchance­n. Offensivko­llege Veton Berisha wuselte bis zur GelbRoten Karte im Finish wie ein Duracell-Hase den Flügel auf und ab, Kämpferher­z und Pferdelung­e können seine Abschlusss­chwäche aber nicht kompensier­en.

Im Heimspiel gegen Innsbruck am Sonntag wird Djuricin wieder rotieren und fordert von den Neuen mehr Selbstvert­rauen ein. „Ich will, dass sie Spaß haben und wissen, dass es geil ist, für Rapid zu spielen“, sagte der Wiener. „Ich kann nicht erwarten, dass wir jedes Spiel gewinnen, aber ich kann es verlangen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria