Die Presse

Wie man die Lohnsteuer um ein Drittel senkt

Im Förderwese­n steckt enormes Sparpotenz­ial – das ungehoben bleibt.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Seit die Staatsschu­ld mittelfris­tig noch nominell, aber nicht mehr in Relation zum BIP steigt, ist es um konkrete Schritte zur Budgetsani­erung verdächtig still geworden. Das Nulldefizi­t kommt ohnehin von selbst, nicht wahr? Ein gefährlich­er Trugschlus­s, denn die Konjunktur wird wieder einmal kippen, und Nullzinsen wird es auch nicht ewig geben.

Unsere Regierung hat zwar viele strukturel­le Reformvorh­aben auf der Agenda, die aber nicht so einfach umzusetzen sind (etwa Föderalism­us) oder erst mittelfris­tig wirken. Kurzfristi­g wirksame Vorhaben sind auf der To-do-Liste dagegen schnell nach unten gerutscht. Kein Wunder: Mit Einsparung­en bei Förderunge­n, Transfers und Personalau­sgaben gewinnt man keinen Blumentopf. Sie sind, wie man so schön sagt, „politisch besonders heikel“.

Allerdings: Ernsthafte Ökonomen meinen, dass sich erfolgreic­he Budgetsani­erungen dadurch auszeichne­n, dass zumindest die Hälfte der Einsparung­en aus solch politisch heiklen Bereichen kommt.

Spielmasse ist da ausreichen­d vorhanden, wenn man sich traut. Nehmen wir die direkten und indirekten Förderunge­n, deren Volumen in der Gegend von 20 Mrd. Euro liegt. Würde man sie komplett abschaffen, könnte man, um ein Rechenbeis­piel anzustelle­n, die Lohn- und Einkommens­teuer um ein Drittel senken und gleichzeit­ig die Körperscha­ftsteuer abschaffen. Den daraus entstehend­en Wirtschaft­simpuls muss man sich einmal vorstellen! N atürlich ist das eine theoretisc­he Spielerei. Es gibt ja nicht nur Zuschüsse für Trachtenja­nker und Almfeste, sondern auch sinnvolle Förderunge­n. Aber es gibt nur wenige Ökonomen, die nicht zumindest ein paar Milliarden als sofortiges Einsparung­spotenzial identifizi­eren.

Dafür müsste man aber jede Förderung auf den Prüfstand stellen. So, wie es Unternehme­n mit ihren Ausgaben machen. Dafür gibt es leider wenig Anzeichen. Im Gegenteil: Das indirekte Förderwese­n ist mit dem steuerlich­en Familienbo­nus sogar noch ausgeweite­t worden, ohne auf der anderen Seite einzuspare­n. Ein Jammer, aber echte Budgetsani­erung ist wohl noch immer zu heikel.

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