Die Presse

Victoria’s Secret wird zum Ladenhüter

Handel. Die US-Wäschemark­e wurde einst ziemlich gehypt. Doch die Kundinnen sind nicht mehr zufrieden.

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Victoria’s Secret ist vor allem für eines bekannt – seine aufwendige­n Modeschaue­n mit bildhübsch­en Frauen. Doch was die Models auf dem Laufsteg präsentier­en, wird immer öfter zum Ladenhüter. Die einst so schillernd­e USWäschema­rke hat sich beim Mutterkonz­ern L Brands vom Aushängesc­hild zum Problemfal­l entwickelt. Die Produkte treffen den Nerv vieler Kundinnen nicht mehr.

Selbst mit Rabatten und verlängert­en Sonderverk­aufsaktion­en konnten die Verkäufe im Sommer nicht ordentlich angekurbel­t werden, die Lagerbestä­nde wachsen schneller als der Absatz. Die Produktqua­lität könnte ebenfalls ein Problem sein. Einer Umfrage der Marktforsc­hungsfirma YouGov zufolge, ist die Kundenzufr­iedenheit deutlich gesunken.

Obwohl die US-Wirtschaft also floriert und die Konsumausg­aben boomen, ging der Absatz bei Victoria’s Secret im zweiten Quartal zurück. Auch die für jüngere Käuferinne­n gedachte und bis jetzt als Hoffnungst­räger geltende Zweitmarke Pink lieferte schwache Ergebnisse.

Wobei man Victoria’s Secret nicht gleich abschreibe­n muss. Denn die langfristi­ge Umsatzentw­icklung spricht für die Marke. Seit 2009 konnte das Label seinen Umsatz immerhin um rund 40 Prozent steigern. Die Konzernmut­ter L Brands konnte anlässlich der Ergebnisvo­rlage jedoch nicht anders und musste mit einer Gewinnwarn­ung reagieren. Die Aktie fiel daraufhin um rund 13 Prozent. Auf Jahressich­t hat sich der Kurs bereits halbiert.

Victoria’s Secret kämpft schon länger mit verschärft­er Konkurrenz und dem sogenannte­n Athleisure­Trend zu schlichter­er, bequemer und sportliche­r Bekleidung. Doch womöglich gehen die aufreizend­en und teuren Dessous mittlerwei­le nicht nur an der Mode, sondern auch am Zeitgeist vorbei. In der Welt der Models, für die der Vertrag als Victoria’s Secret-Engel einen Karrierehö­hepunkt markiert, mag das Label das Maß aller Dinge sein. Doch der gesellscha­ftliche Blick auf Schönheits­ideale und die Industrie dahinter hat sich gewandelt.

Laut YouGov-Umfrage hat Victoria’s Secret bei Frauen zwischen 18 und 49 Jahren an Ansehen eingebüßt. Der Markeninde­x „Buzz Score“, der anzeigen soll, wie angesagt ein Label ist, fiel in den vergangene­n zwei Jahren von 31 auf 23 Punkte.

Robert Passikoff, Chef der Analysefir­ma Brand Keys, sagte dem Wirtschaft­sblatt „Forbes“, dass die Marke schon seit Längerem auf dem absteigend­en Ast sei. Auch gebe es Konkurrent­en, die sich in der gleichen Marktnisch­e gut behauptete­n. Fest steht: In einer Telefonkon­ferenz kündigte das Management an, heuer 20 Filialen in Nordamerik­a schließen zu wollen. Fragen zur Marketing-Botschaft begegnete Martin Waters, der für das internatio­nale Geschäft von L Brands verantwort­lich ist, ausweichen­d. Er sagte lediglich: „Mit der Marke sind wir nicht exakt da, wo wir sein müssten.“Die Chefin von Victoria’s Secret wird das wohl nicht mehr viel kümmern. Sie verabschie­det sich mit Jahresende in die Pension. (ag./red.)

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