Wanzenschnüffler am Kofferband
Service. Am Flughafen Frankfurt untersuchen Hunde auf Wunsch das Gepäck auf ungebetene Mitreisende.
Im Ranking der unfreiwilligen Urlaubssouvenirs stehen Bettwanzen ganz oben auf der Liste – beziehungsweise die Furcht davor. Vor Ort ihre Bekanntschaft zu machen ist schon unschön genug; wenn sich die kleinen Tierchen allerdings im Gepäck auch noch mit auf die Heimreise begeben, können die Folgen sehr unangenehm werden. Der Frankfurter Flughafen (Fraport) bietet unsicheren Heimkehrern seit zwei Jahren ein Service an, das zumindest das Auto und die eigenen vier Wände vor den Plagen schützt. Das sogenannte Bedbugs-Team kommt auf Bestellung an das Gepäckband mit dem verdächtigen Koffer und setzt dort Hunde ein, die einen eventuellen Befall erschnüffeln können. Fünf Fachhunde sind aktuell in Sachen Bettwanzen im Einsatz, wie Teamleiter Larry Hansen erklärt. Sie werden ähnlich wie Drogenspürhunde ausgebildet, nur eben auf einen anderen Geruch trainier. Eine Zusatzausbildung wäre zwar theoretisch möglich, wird aber wegen möglicher Verwechslungen nicht gemacht, wie Hansen erklärt: „Im Prinzip kann man Hunden das Anschlagen auf zwei Gerüche beibringen, allerdings kann ein Hund natürlich nur etwas finden, aber nicht verdeutlichen, was genau er gefunden hat.“Um entsprechende Fehler zu vermeiden und mögliche Bettwanzenopfer nicht in den Verdacht des Drogenschmuggels zu bringen, werden die Tiere entweder nur auf Drogen oder nur auf Bettwanzen trainiert.
Sie kommen auch entsprechend anders zum Einsatz: Während die Drogenhunde naturgemäß keine Einladung brauchen, werden Hansens Kammerjäger nur auf Bestellung tätig. „Wer bei der Ankunft in Frankfurt seinen Koffer untersuchen lassen möchte, sollte uns bis drei Tage vorher ein E-Mail an bedbugdogs@fraport.de mit Namen, Flugnummer, Ankunftsdatum und Handynummer schicken. Unser Team kontaktiert den Fluggast dann nach der Landung und kommt direkt ans Band“, erklärt Hansen die Modalitäten. Pauschal werden 106 Euro verrechnet, darin sind zwei Gepäckstücke enthalten. Sollen weitere untersucht werden, kommen jeweils 29 Euro dazu.
Wenn es sich um einen falschen Alarm gehandelt hat, ist um diese Summe der Seelenfrieden wieder hergestellt; sollten die Hunde anschlagen, kommen jedoch weitere Kosten dazu. „Wir sind nur für das Finden da, nicht zum Bekämpfen der Bettwanzen“, stellt Hansen klar. Schlägt der Hund an, ist das Team aber mit Kontakten zu Schädlingsbekämpfern auf dem Fraport behilflich, die sich der Plage noch vor Ort annehmen – gegen entsprechende Zusatzkosten.
Bisher ist der Fraport weltweit der einzige Flughafen, der ein derartiges Angebot in seinem Portfolio hat. Da das Service aber gar nicht so selten genutzt wird, könnten bald andere Betreiber nachziehen: „Wir haben inzwischen fast täglich Einsätze“, berichtet Hansen. Die Kundschaft zieht sich durch alle Bereiche, erzählt er, zumeist handele es sich um Reisende, die in ihrer Unterkunft Bekanntschaft mit den unangenehmen Zimmergenossen gemacht haben. Wobei viele immer noch recht uninformiert darüber sind, wo man sich Bettwanzen einfangen kann: „Die meisten glauben immer noch, das habe mit mangelnder Hygiene zu tun“, so Hansen. Was aber gar nicht sein müsse, „denn man kann sich auch im Kino, im Bus oder im Fünfsternehotel damit infizieren.“
Genutzt werden kann der Service auf dem Fraport natürlich auch von Österreichern, die auf der Rückreise aus aller Welt über den Frankfurter Hub kommen. Allerdings weist Hansen darauf hin, dass man sich vorher mit der Fluggesellschaft in Verbindung setzen müsse. „Bei Passagieren, die nur mit Handgepäck reisen, spielt es keine Rolle“, so der Fraport-Mitarbeiter. „Wenn es sich aber um aufgegebene Koffer und nur eine Zwischenlandung in Frankfurt handelt, muss man vorher mit der Airline klären, ob man den Koffer während des Stopps ausgehändigt bekommt.“Was zwar etwas mühsam sein kann – im Verhältnis zu dem Aufwand, den es braucht, um die Tiere wieder aus der Wohnung zu bekommen, aber eine zu vernachlässigende Plage ist. (sma)