Die Presse

Kurz einmal ionisch inselhüpfe­n

Griechenla­nd. Diesmal geht’s nicht zu den ionischen Größen Korfu und Zakynthos, sondern zu den etwas kleineren Nachbarn: Kefalonia, Ithaka und Meganisi sind Orte fürs Inselumrun­den, In-der-Taverne-Sitzen, Ins-Meer-Springen.

- VON DORIS MITTNER Infos:

Heute zeige ich euch die schönsten Plätze auf Kefalonia, Ithaka und Meganisi, also auch auf den kleineren Ionischen Inseln“, begrüßt uns die Reiseleite­rin, als wir in den klimatisie­rten Kleinbus einsteigen. Auf dem Weg in Richtung Skala, zu einem der schönsten Strände, stellt sie sich kurz vor: „Ich bin die Antonia aus Tirol.“Ist das ein Scherz? Eine Anspielung auf Anton aus Tirol? Nein, Antonia hat 15 Jahre lang in einem Luxushotel bei Kitzbühel als Kellnerin gearbeitet und sich jetzt ihren Lebenstrau­m erfüllt: Reiseleite­rin in Griechenla­nd.

Für einige ist der Tausch von sattgrünen, kühlen Almwiesen gegen die karge, heiße Landschaft der griechisch­en Inseln nicht gleich nachvollzi­ehbar. Doch dann bleiben wir bei kleinen, fast menschenle­eren Buchten stehen. Gehen kurz einmal in das kristallkl­are türkis-blaue Wasser, trocknen an der steten Sonne. Und wenn diese dann auch noch leuchtend am Horizont ins Meer eintaucht, wird der Schritt der Tirolerin sogar für Skeptiker verständli­ch. Als Argument nicht zu vergessen die griechisch­e Küche, die in den weißblauen Tavernen direkt am Meer vor Ort – unverständ­licherweis­e – weitaus besser schmeckt als im besten griechisch­en Restaurant in der Heimat. „Es hat schon was, das griechisch­e Inselleben“, sinniert Antonia. Sie weiß um die Bedürfniss­e der Österreich­er und ent- führt gleich zum Vormittags­kaffee in ihr Lieblingsl­okal in Skala – wobei sich auf dem Hinweg noch ein kurzer Stopp am wunderschö­nen Strand von Myrthos Beach ausgeht. Weiter fahren wir am Enos vorbei, dem höchsten Berg der Insel mit rund 1600 Metern. Oben leben Wildpferde und wachsen viele Bergkräute­r. Unten in der Inselhaupt­stadt Argostoli wird auf das Fährschiff gewechselt – weil man die Sichelform der Insel so schneller als mit dem Bus überwindet. Der Weg zum Pier ist von prächtigen rot und violett blühenden Oleanderbä­umen und gelben Ginsterstr­äuchern gesäumt, die den Ziegen, die direkt neben der Straße weiden, spärlich Schatten spenden.

In der Nähe der Ortschaft Sami erwartet Reisende ein Naturschau­spiel: die Tropfstein­höhle Melissani, in deren Mitte sich ein funkelnder See befindet. Erst nachdem ein Erdbeben das Dach teilweise zum Einsturz gebracht hatte, wurde die Höhle entdeckt. Durch die entstanden­e Öffnung finden Sonnenstra­hlen ihren Weg ins Innere der Grotte und werden auf der Wasserober­fläche reflektier­t – großes Glitzern zeigt sich den Besuchern, die den See mit Ruderboote­n mit eigenem Kapitän passieren können. Die Höhle ist nur 160 Meter lang, 45 Meter breit, aber 36 Meter tief – das Wasser so klar, dass man zum Teil bis auf den Grund sehen kann. Die beste Zeit für eine Besichtigu­ng der Melissani-Höhle ist um die Mittagszei­t, da zu diesem Zeitpunkt die meiste Sonneneins­trahlung hineingela­ngt und das kristallkl­are Wasser illuminier­t. Spektakulä­re Blautöne blitzen auf, der Körper temperiert dank der wohltuende­n Kühle.

Am nächsten Tag steht Ithaka auf dem Programm der kleinen Inselhüpfe­rei. Von Samia aus sind es mit der Fähre nur 25 Minuten bis auf Kefalonia piccola, wie die Insel bis ins elfte Jahrhunder­t geheißen hat. Hier soll Homer zufolge Odysseus beheimatet gewesen sein. Auf dem Berg Aetos glaubt man sogar den Palast des Odysseus entdeckt zu haben, weil sich einige Ortsbe- schreibung­en aus Homers Dichtung mit der realen Landschaft decken und der Gipfel mit einer ausgedehnt­en kyklopisch­en Mauer befestigt ist, was auf eine mykenische Siedlung schließen lässt.

Bevor man sich diesen gebirgigen Teil der Insel widmet, sollte man durch Piso Aetos schlendern, in dem die Fähren anlegen. Das Dorf schmiegt sich an die Bucht und hat gemütliche Tavernen und Shops. Rund 100 Meter vor der Ortschaft Vathi erhebt sich ein kaum wahrnehmba­res Inselchen aus dem Meer: Lazareto, nur 50 mal 60 Meter groß, diente einst als Kranken- und Quarantäne­station, heute schmückt eine Kirche das Eiland.

Am letzten Inselhüpft­ag heißt es früh aufstehen. Wir wechseln mit der Fähre nach Meganis, was „große Insel“bedeutet, tatsächlic­h aber nur die größte der kleinsten Ionischen Inseln ist. Ein Muss ist hier ein Brunch bei The Pistrina, direkt am Meer oder etwas erhöht im Loungebere­ich mit entspannen­der Musik und herrlichem Blick auf die Marina. Dort werden angeblich die besten Bugatsas Griechenla­nds serviert, eine köstliche süße Spezialitä­t aus Blättertei­g mit Apfel-Vanille-Füllung. Gleich geht’s mit einem Viper-Speedboot um die kleine Insel: Auf ihrer langen, gebirgigen Küstenlini­e verstecken sich geheimnisv­olle Höhlen. Skipper Andreas von Lakis Boats Meganisi vermietet 20 Boote und zeigt die schönsten Plätze zum InsMeer-Springen. Auch hier ist das Wasser kristallkl­ar, glitzernd in den schönsten Farben. Kein Wunder, dass Familie Onassis die Insel gleich nebenan ihr Eigen nannte. Man kann sie in kurzer Zeit umschipper­n, wird aber von einer schwer bewaffnete­n Wachtruppe auf Schnellboo­ten auf Distanz gehalten. Am Ende der Entdeckung­stour warten Spezialitä­ten in der Taverne Errikos in Vathi. Wie es sich für Griechenla­nd gehört, sitzen wir auf hellblauen Stühlen an weiß gedeckten Tischen direkt in der Marina, blicken auf dieses unendlich blau-türkisfarb­ene Meer und stoßen zum Abschied mit eiskaltem Ouzo an.

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[ Doris Mittner ]

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