Fragiles Ferienidyll
Die Malediven sind eine der angesagtesten Destinationen – allerdings auf Zeit, weil womöglich vom Untergang bedroht. Bis dahin ist das Credo der Parallelwelt: Eintauchen, abtauchen, auftauchen.
Das Speedboot pflügt durch die Wellen des Indischen Ozeans, vorbei an Mangroveninseln, ganz nah an der imaginären Linie des Äquators. Bis zum Horizont nur glitzernde See. Gischt spritzt auf, Fahrtwind weht durchs Haar – und mit jedem Meter rückt die Welt weiter weg. Vergessen sind bald der Nachtflug, die Formalitäten und die Wartezeit in tropischer Schwüle auf dem Hauptstadtflughafen Male,´ wo übernächtige Touristen und geschäftige Mitarbeiter der Hotelresorts herumwuseln. Wie verflogen sind schnell auch der Anschlussflug und das Umsteigen von Luft und Land aufs Wasser, je näher sich der grüne Tupfer in der aquamarinen Ferne als endgültige Destination, als dritte und letzte Etappe des Trips, herauskristallisiert.
Eine Nacht und einen halben Tag dauert die Anreise in eines der angesagtesten Ferienparadiese auf dem Globus. Erst 1972 hat der Tourismus die Inselgruppe im Süden des Indischen Subkontinents entdeckt, zunächst nur im kleinen Stil, geradezu ökologisch mit simplen Strohhütten. Mittlerweile haben sich Urlaubsinseln auf den Malediven in eine Parallelwelt verwandelt, abgehoben vom Rest der islamisch geprägten Inselwelt.
Die Entschleunigung auf den Malediven funktioniert erstaunlich rasch. Mehr Ruhe und Abgeschiedenheit geht nicht. In Funamadua, einem Eiland im Gaaf-Alif-Atoll, stehen auf dem Holzsteg schon Heinz Trautmann und seine Crew bereit – bloßfüßig, mit einem breiten Lächeln im braun gebrannten Gesicht und mit kleinen Erfrischungen, Snacks und einem Begrüßungscocktail. Die sogenannte Club-Zeit, die Umstellung der Uhr um eine Stunde, um den Tag künstlich in die Länge zu ziehen und die Dämmerung aufzuhalten, hilft dabei, in den Urlaubsrhythmus zu fallen und in eine andere Welt zu versinken – die angesichts des grassierenden Klimawandels und der steigenden Meerespegel
Austrian fliegt ab Oktober zweimal wöchentlich Wien–Male´ direkt, Economy ab 913 €, Premium Economy ab 1368 €, Business ab 2786 €, www.austrian.com.
Robinson Club Maledives (Funamadua): Bungalows: ab 2322 €/Person/Woche, all inclusive (inkl. Flug & Transfer); Robinson Club Noonu (Orivaru): All-inclusive-Unterkünfte ab 2539 €/Per./Wo., www.robinson.com.
Laut TUI 70 Prozent der Buchungen im Winter; durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 8,5–9 Nächte; 62 Prozent der Gäste buchen all inclusive.
Die Reise wurde von TUI unterstützt. freilich womöglich dem Untergang geweiht ist. „Save the Maledives“, lautet das offizielle Motto mit Hinweis auf die richtigen Verhaltensmaßregeln. In 50, in 100 Jahren, oder vielleicht gar nicht – wer weiß das schon mit Gewissheit zu sagen, wann und ob die Stunde X schlägt. Wer mit dem dröhnenden Wasserflugzeug über die Inselwelt fliegt, nimmt indes die zahlreichen Sandbänke wahr, die nur knapp aus dem Ozean ragen. Der höchste Punkt auf den Malediven liegt wenig mehr als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Einstweilen regiert noch der Fatalismus, doch die Hotelresorts sind maximal 99 Jahre von der Regierung gepachtet. Ein fragiles Ferienidyll, wie die Touristiker und manche Touristen wissen.
Herunterkommen, eintauchen, abtauchen und wieder auftauchen: Das ist, angelehnt an eine alte Fischerweisheit, die Philosophie des Robinson-Clubs an der Südspitze des Archipels – und kaum jemand verkörpert dieses Credo nach außen hin überzeugender als der Clubdirektor, eine rheinische Frohnatur im Pensionsalter mit einem Faible für Österreich, insbesondere das Salzkammergut, und einem Zweitwohnsitz in Gmunden. Heinz Trautmann ist Manager, Animateur, Anekdotenerzähler, Fitness-Freak und Partykönig in einem – der geborene „Robinson“, der mit leichter Hand und einem Scherz auf den Lippen eine Schar von „Freitags“dirigiert, vielfach auf Du und Du mit den Gästen. Dass das Leben als Sonnyboy rund um die Uhr mit der Zeit an den Nerven zerrt, gestehen er und seine Mitarbeiter indessen freimütig ein. Wer nicht alle zwei Monate von der Insel geht und sich – wenigstens für ein paar Tage, etwa im hektischen Ambiente Bangkoks, vier Flugstunden entfernt –, eine Auszeit nimmt, läuft Gefahr, unter der ewig gleißenden Sonne unter Palmen auszubrennen.
Um vom Alltagsstress auszuspannen und die eigene kleine Welt zu