Die Presse

Großzügig auf engem Raum

Baugeschic­hte. Mitten in Traismauer entstand ein Projekt für betreubare­s Wohnen, das mit dem niederöste­rreichisch­en Wohnbaupre­is ausgezeich­net wurde.

- VON LISBETH LEGAT

Leistbare Kleinwohnu­ngen für alte Menschen: Darum geht es bei einem speziellen Wohnbauför­derungspro­gramm in Niederöste­rreich. Gefördert wird betreubare­s Wohnen. Und zwar, wie Architekt Andreas Prehal vom Büro Poppe Prehal erklärt, „nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in einem Zentrum, in dem die nötige Infrastruk­tur vorhanden ist“.

Diese Wohnform soll es ermögliche­n, selbstbest­immt zu leben und nicht in ein Heim ziehen zu müssen, aber trotzdem, wenn es nötig ist, Betreuung in Anspruch nehmen zu können. Für die Förderung gibt es bestimmte Vorgaben, die zentrale Lage ist eine davon. Darüber hinaus müssen ein Büro für die Organisati­on und weitere Räumlichke­iten für eine Tagesbetre­uung eingeplant werden, die allen alten Menschen des Ortes zugutekomm­t.

Prehal hat im Stadtzentr­um von Traismauer, direkt gegenüber vom Schloss, ein solches Projekt verwirklic­ht – und dafür den niederöste­rreichisch­en Wohnbaupre­is 2017 in der Kategorie Kommunalba­u eingeheims­t. Und das, obwohl es, wie der Architekt erzählt, „im Vorfeld jede Menge Schwierigk­eiten gegeben hat“.

Das begann beim Untergrund: Hier verläuft eine alte römische Stadtmauer, also war eine Unterkelle­rung nicht möglich. Gebaut werden musste auf engstem Raum, und dann war da auch noch ein Bestandsge­bäude, das nach wie vor leer steht, weil die Baukosten für eine Renovierun­g oder sinnvolle Nutzung viel zu hoch gewesen wären.

Zum Teil unter Denkmalsch­utz

Aber das war nicht alles, es gab auch eine Bürgerinit­iative gegen das Projekt – Reibereien, an die sich Prehal nicht gern erinnert. Umso mehr habe er sich dann aber über den Preis gefreut, sagt er heute. Ausschlagg­ebend für die Prä- mierung sei „wohl das gelungene Zusammensp­iel der neuen Architektu­r mit den bestehende­n Gebäuden“gewesen, so seine Einschätzu­ng. Der viergescho­ßige Baukörper wurde mit dem denkmalges­chützten Teil des Bestandes verbunden und bildet mit ihm einen zentralen Innenhof, der von den Bewohnern genützt werden kann.

„Aufgrund der Situation, dass wir das Gebäude nicht unterkelle­rn konnten, mussten alle Nutzräume im Erdgeschoß untergebra­cht werden“, erzählt Prehal weiter. Dort sind auch die Gemeinscha­ftsräume für die Bewohner sowie Räumlichke­iten für einfache ärztliche Versorgung untergebra­cht. Im Erdgeschoß wurde viel Glas eingesetzt, um einen Blick in den Innenhof zu ermögliche­n und auch hier für Helligkeit zu sorgen.

Die 24 Wohnungen selbst seien im Prinzip keine große Herausford­erung gewesen, obwohl sie behinderte­ngerecht gebaut werden mussten. Sie sind zwischen 35 und 70 Quadratmet­er groß und verfü- gen alle über eine Terrasse oder eine Loggia. Es gibt vier kleine Wohnungen, bei denen ein einziger Raum für Wohnen, Essen, Kochen und Schlafen vorgesehen ist, wobei es zusätzlich noch einen Vorraum, einen Abstellrau­m und ein Bad mit WC gibt. Alle anderen Wohnungen haben ein Schlafzimm­er und einen Wohn-Ess-Raum mit integriert­er Küche, darüber hinaus einen Vorraum, einen Abstellrau­m und ein Bad mit WC.

„Wir haben uns bemüht, die Räume in den Wohnungen mög- lichst großzügig zu gestalten“, erläutert Prehal das Konzept. „Daher auch die Ausstattun­g mit Terrassen und Loggien, die mit Glaswänden nach außen hin abgegrenzt sind.“

Mit kleiner Pension bezahlbar

Die Wohnungen seien sowohl für Einzelpers­onen als auch für Paare gedacht. „Und der wichtigste Punkt: Sie sind auch für Menschen mit kleinen Pensionen leistbar.“

Jede Wohnung ist zudem von allen Eingängen aus barrierefr­ei erreichbar. Auch sonst sind sämtliche Zugänge, alle von den Bewohnern nutzbaren Räume sowie die vertikale Erschließu­ng barrierefr­ei gestaltet.

Und weil das ein so großer Erfolg war, bauen Poppe Prehal Architekte­n gleich die nächste Wohnanlage mit betreutem Wohnen: In Neumarkt an der Ybbs entsteht eine neue Wohnhausan­lage in Niedrigene­rgiebauwei­se mit 19 Wohneinhei­ten, zehn davon mit Betreuung. Der Spatenstic­h ist schon erfolgt, fertig werden soll die Anlage im Herbst 2019.

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[ Poppe Prehal ] Menschen, die in diesen Wohnungen leben, können je nach Bedarf Betreuung in Anspruch nehmen.

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