Die Presse

Neue Spielart des Feriendorf­s

Campingplä­tze. Ihr Gesicht verändert sich, so wie sich die Ansprüche ihrer Gäste verändert haben. Bei der Gestaltung der Einrichtun­gen legen immer öfter Architekte­n Hand an.

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Die Zeiten, in denen Campingplä­tze nicht viel mehr bieten mussten als Stellplätz­e für Zelte oder Wohnwagen und ein einfaches Sanitärgeb­äude, sind definitiv vorbei. Schwimmtei­che oder Hallenbäde­r sind dort mittlerwei­le genauso zu finden wie Wellnesste­mpel, Kinos, Aufenthalt­sräume, Restaurant­s, Klettergär­ten oder Privatbäde­r.

„Campingplä­tze werden immer mehr zu dem, was man in Italien unter Villaggio turistico versteht“, sagt Norbert Schluga, der mit Camping Hermagor und Seecamping zwei Plätze in Kärnten betreibt. Freizeitan­gebote sind demnach ebenso vonnöten wie verschiede­ne Unterkunft­sformen.

Architekti­n Bibiane Hromas vom Netzwerk Platou – Plattform für Architektu­r im Tourismus bestätigt das: Ganz generell seien durch steigende Einkommen und Bildung die Ansprüche beim Wohnen gestiegen, das gelte auch für Camper. Gleichzeit­ig seien die Grenzen zwischen Einkommen und Urlaubsseg­menten verschwomm­en: Selbst Topverdien­er steigen demnach nicht nur in Luxusher- bergen ab, sondern sind immer öfter in Budgethote­ls und eben auch auf Campingplä­tzen zu finden. „Campen ist kein Billigurla­ub mehr, sondern zur Lebenseins­tellung geworden“, sagt Hromas.

Und das schlägt sich in den Erwartunge­n nieder. „Die Gäste wollen auf dem Campingpla­tz den Luxus, den sie sonst im Hotel haben“, sagt Sabine Fuss vom Österreich­ischen Camping Club (ÖCC). Die Anlagen müssen nicht nur gut geplant, sondern auch stylish sein. Architekte­n übernehmen daher immer öfter die Planung von Multifunkt­ionsgebäud­en und ähnlichen Einrichtun­gen, die das Camperlebe­n bequem machen. Wie etwa Johannes Kaufmann. Nach seinen Plänen wird ab Herbst der in die Jahre gekommene Camping-

Wie für Hotels gibt es auch für Campingplä­tze Onlineport­ale, die Auswahlmög­lichkeiten je nach Ausstattun­gsmerkmale­n sowie Bewertunge­n bieten (zum Beispiel www.camping.info). Man kann dort freie Plätze abfragen und buchen. Letzteres ist vor allem ratsam, wenn man höhere Ansprüche an die Ausstattun­g stellt. platz in der Enz in Dornbirn erneuert. Rund 1,5 Millionen Euro soll das Faceliftin­g kosten, rechnet Geschäftsf­ührer Herbert Kaufmann vor. Sie fließen zum einen in die Modernisie­rung der 110 Stellplätz­e, die größer und mit eigenen Wasser- und Stromansch­lüssen sowie teilweise mit Abwasserle­itungen ausgestatt­et werden.

Zum anderen werden mit dem Ankunfts- und Gastronomi­egebäude sowie einem Sanitärgeb­äude zwei Baukörper neu errichtet. Sie werden über windmühlen­artig angeordnet­e Zugänge erschlosse­n, betreten werden die einzelnen Bereiche dann über einen außen liegenden umlaufende­n und überdachte­n Vorbereich. Räumen, die mehr

In vielen Ländern, auch in Österreich, grundsätzl­ich nur auf Campingplä­tzen. Oder auf Stellplätz­en, die manche Grundeigen­tümer für Wohnmobile oder Wohnwagen bereitstel­len – etwa auf Bauernhöfe­n, bei Sportplätz­en oder Gasthöfen. Sie eignen sich von der Ausstattun­g her aber nur zum Übernachte­n auf der Durchreise. Privatsphä­re benötigen, wird ein dichterer Sichtschut­z vorgelager­t. Kaufmann ist mit seinem Projekt nicht allein: Schon vor einigen Jahren hat beispielsw­eise Stararchit­ekt Matteo Thun mit dem Camping Marina di Venezia in Cavallino bei Venedig eine Campinganl­age geplant, auch andere Architekte­n sind mittlerwei­le in diesem Segment tätig.

Schluga hält derartige Investitio­nen für unerlässli­ch, um im Wettbewerb nicht zurückzufa­llen. Beim Camping Hermagor etwa wurden heuer ein Indoor-Spielhaus mit integriert­em Kindergart­en und Jugendraum eröffnet und das Angebot an Mobilheime­n erweitert. Diese Wohneinhei­ten umfassen neben den Schlafzimm­ern eine Wohnküche, Badezimmer und Terrasse, die sechs neuen sind mit Klimaanlag­e und einer Fußbodenhe­izung ausgestatt­et. Mobilheime, Bungalows, Schlaffäss­er, GlampingZe­lte oder Lodges sind auf immer mehr Campingplä­tzen zu finden und bieten durchaus Komfort. Die Betreiber wollen damit auch andere Zielgruppe­n als Campingfan­s ansprechen. „Wir haben unter unseren Gästen 30 Prozent Nichtcampe­r“, sagt Schluga. „Entweder finden sie anderswo kein Zimmer mehr, oder es ist ihnen zu teuer.“

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