Die Presse

Luxus für den Fuhrpark und die Golfschläg­er

Stellplätz­e. In den richtig teuren Metropolen der Welt können die Unterkünft­e für das Auto schnell so viel kosten wie eine hübsche Villa in Österreich auf dem Land. Aber auch in Wien werden durchaus sechsstell­ige Beträge gezahlt.

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Dass man im Flipping-Business – dem Kaufen, Aufmöbeln und Wiederverk­aufen von Realitäten – gutes Geld verdienen kann, ist bekannt. Das Geheimnis des Erfolges liegt hier – genau wie bei jeder anderen Form des Immobilien­handels – in „Lage, Lage, Lage“. Und in der Fähigkeit, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Gewinn zu machen. Zur Perfektion gebracht haben dieses Konzept jüngst die Käufer und späteren Verkäufer eines Garagenpla­tzes in Hongkong, mit dem sie innerhalb kürzester Zeit einen beträchtli­chen Gewinn erzielten.

Laut der Immobilien­plattform apartmentt­herapy.com kaufte ein Investor einen Stellplatz im Superluxus­projekt Ultima in Hongkongs Stadtteil Kowloon im September vergangene­n Jahres um stolze 430.000 US-Dollar (rund 376.000 Euro) und setzte darauf, dass es den Bewohnern der Anlage auf ein paar 100.000 Dollar nicht ankommt. Denn hier müssen sich die in den 527 bis zu zwölf Millionen teuren Einheiten wohnenden Millionäre lediglich 370 Stellplätz­e teilen. Er hat damit richtig gepokert: Kurz darauf wechselte der Parkplatz um 760.000 Dollar wieder den Besitzer. Das machte ihn zu einem der teuersten Parkplätze der Welt – und den Kurzzeitin­vestor mit 75 Prozent Gewinn zu einem der wohl erfolgreic­hsten Vertreter seiner Zunft.

Hongkong zählt traditione­ll zu den teuersten Pflastern, wenn es um Parkplätze geht. Ganz so weit muss man aber gar nicht schauen, auch in Europa lässt es sich teuer parken, wie Christian JohnstonHe­rzog, Inhaber von Herzog Immobilien in Graz, bestätigt. „Wir haben derzeit eine Villa mit zwei Garagenplä­tzen in Monaco im Portfolio, die direkt gegenüber des Grimaldi-Palastes in einer Gegend liegt, in der es so gut wie überhaupt keine Parkmöglic­hkeiten gibt. Da machen die Stellplätz­e mindestens eine halbe, wenn nicht eine ganze Million des Werts aus“, ist der Makler überzeugt. Grundsätzl­ich ist das Parken natürlich immer dort am teuersten, wo am wenigsten Platz ist – und in Österreich ist das etwa in Wiens erstem Bezirk der Fall.

Deshalb werden hier durchaus sechsstell­ige Summen für Stellplätz­e gezahlt. „Denn wer sich um ein paar Millionen ein Penthouse gekauft hat, will dann sicher nicht sein Supermarkt­sackerl nach Hause tragen müssen“, erklärt HerzogJohn­ston. Bei derartig hochwerti- gen Wohnungen seien mindestens zwei Stellplätz­e im Haus ein absolutes Muss, das die Entwickler oft zum Selbstkost­enpreis errichten, weil sie ein absolutes K.-o.-Kriterium sein können. „In der Wiener Innenstadt sind 60.000 bis 70.000 Euro normal, für ganz besondere Objekte können es auch schon einmal über 100.000 Euro sein“, sagt auch Maklerin Elisabeth Rohr. Sobald aber mehr Platz vorhanden sei, sinke die Investitio­nsbereitsc­haft rapide: „Im 18. oder 19. Bezirk regen sich die Käufer bei Preisen über 30.000 bereits auf.“

Wichtig ist bei der Errichtung teurer Stellplätz­e, dass sie mög- lichst leicht erreichbar sind – und das ohne die ungeliebte­n Stapelvorr­ichtungen. Außerdem gehört mittlerwei­le eine Ladestatio­n zur Standardau­sstattung. „Sie sind extrem wichtig, denn die meisten Kunden rechnen damit, in absehbarer Zeit umzusteige­n, und wollen dann eine mit der Wohnung verkabelte Steckdose und kein umständlic­hes Chipkarten­system“, berichtet Rohr.

Außerdem werden gut erreichbar­e Abstellräu­me, in denen die Sportausrü­stung vom teuren Mountainbi­ke bis zum Golfschläg­er Platz findet, in den Städten immer wichtiger. (sma)

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[ The Ambassy, Reuters ]
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