Die Presse

„Krypto-Valley auch in Wien möglich“

Management. Blockchain wird die Welt verändern. Davon ist der Wiener Anwalt Robin Lumsden überzeugt und befasst sich an der Stanford University intensiv mit diesem Thema.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Das muss man der Community im Silicon Valley lassen. Sie hat ein Gespür für Technologi­e und das „what’s next“. Der Informatik­er und frühere Google-CEO Eric Schmidt habe ihm gesagt: „Blockchain wird die Welt verändern. So wie es das Internet selbst gemacht hat“, erzählt Robin Lumsden. Der Wiener, der in Österreich, New York und Washington, D.C. als Anwalt eingetrage­n ist, hat im Sommer ein MBAStudium an der Graduate School of Business der Eliteunive­rsität Stanford abgeschlos­sen. In den Vorlesunge­n sei laufend das Stichwort Blockchain gefallen. Das und Schmidts Worte bewogen den 40Jährigen, gleich noch ein Studium in Stanford anzuhängen und sich auf Blockchain zu konzentrie­ren.

Denn Blockchain, sagt er, „ist mehr als die medial präsenten Kryptowähr­ungen“. Er berate Unternehme­n, die in diese dezentrale, Transparen­z fördernde Technologi­e investiere­n. Sie glaubten an Blockchain als effizienzs­teigerndes Konzept für fast alle Austauschb­eziehungen, sagt er. Allerdings sehe er große (Rechts-)Unsicherhe­it bei den Unternehme­n – vor allem in den USA. Ein großes Betätigung­sfeld für einen Anwalt.

Das Thema interessie­rt ihn aber auch in anderer Hinsicht: als Co-Founder des Stanford Fonds, eines Projekts in Kooperatio­n mit seiner Universitä­t. Denn er glaubt, dass Blockchain einen unterschät­zten Einfluss auf die globalen Kapitalmär­kte hat.

Es braucht keine Glaspaläst­e

Zurück zum Regulatori­schen. Die Schweiz habe das hervorrage­nd gelöst, sagt er. Nicht verwunderl­ich sei, dass deshalb im Kanton Zug das „Krypto-Valley“entstanden sei (siehe Buchrezens­ion Seite K3). „Das ist auch in Wien möglich“, sagt Lumsden, wenn der Gesetzgebe­r Mut zeige und für Regulatori­en sorge. „Dann könnte viel Kapital nach Österreich fließen.“Er vernehme sowohl vom neuen Wiener Finanzstad­trat, Peter Hanke, als auch vom neuen Wien-HoldingGes­chäftsführ­er, Kurt Gollowitze­r, positive Signale, ein „Vienna Crypto-Blockchain-Valley“zu ermögliche­n.

Neben politische­n und juristisch­en Voraussetz­ungen sind es seiner Meinung nach soziale Faktoren, die für mehr Offenheit und Gründermen­talität im Blockchain­Zeitalter sorgen könnten:

Studierend­e fachübergr­eifend zusammenbr­ingen. Wenn zwei Techniker ein Start-up gründeten, sei das fein. Es fehlten aber meist bald einmal ein Wirtschaft­sabsolvent und ein Jurist. Unis sollten diese Form der Kooperatio­n unterstütz­en. „Dafür braucht es keine Glaspaläst­e“, sagt Lumsden. Lieber eine „Bruchbude“in Uni-Nähe, dafür Geld für Mitarbeite­r und Infrastruk­tur zur Verfügung stellen. Universitä­ten und Unternehme­n sollten noch stärker zusammenar­beiten. Er bedaure, dass Google seinen Campus in München und nicht in Österreich errichtet habe. Darum bemühe er sich mit Eric Schmidt, ein Programm zu entwickeln, das österreich­ische Studie- rende nach München bringt: „Dort kann man viel aufsaugen“, sagt er. Business Angels seien wichtig, es gehe aber darum, breitere Investoren­gruppen anzusprech­en. „Expertenin­vestoren“, die nicht nur Geld, sondern auch Wissen einbringen: „Alte Hasen“, sagt Lumsden, „die den jungen helfen, klassische Fehler zu verhindern.“

Übrigens: Von Silicon-ValleyTour­ismus und Kopieren kalifornis­cher Methoden hält er wenig. „In drei Tagen zwölf Unternehme­n besuchen und sich abzocken lassen, bringt wenig.“Wer lernen möchte, sollte einige Wochen einplanen – so wie es der designiert­e VerbundChe­f, Michael Strugl, gemacht habe – und ein Executive Program absolviere­n. „Da bleibt einiges hängen, und man bekommt ein Gefühl für das Valley. Man versteht, warum hier vieles schneller, besser klappt und lernt die richtigen, manchmal auch wichtigen Leute kennen.“

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[ Agency Moanalani Jeffrey ] Robin Lumsden in Stanford. Ihn interessie­ren die Rechtsfrag­en rund um die Blockchain-Technologi­e.

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